Kann Fisch ungesund sein?

Schlechte Nachrichten für Fisch-Feinschmecker: Einige Testpersonen schieden Arsen bei wissenschaftlichen Tests lange nicht aus

Gut oder giftig? – ChemikerInnen der Uni Graz stellen die Unbedenklichkeit von Arsen in Fisch und Meeresfrüchten in Frage

Arsen ist ein heimtückisches Element, das in der Natur in mindestens 50 verschiedenen Verbindungen vorkommt. Einige davon sind erwiesenermaßen für den Menschen toxisch, die meisten wiederum scheinbar harmlos. Univ.-Prof. Dr. Kevin Francesconi vom Institut für Chemie der Karl-Franzens-Universität Graz ist diesbezüglich jedoch skeptisch. Im Zuge seiner jahrelangen Forschungen hat der Wissenschafter Indizien entdeckt, dass auch Arsen in Fisch und Meeresfrüchten schädliche Wirkung haben könnte. Umso mehr, als ein kürzlich durchgeführter Versuch zeigte, dass eine in der Natur häufig vorkommende Arsenverbindung nicht von allen Menschen in gleichem Maße aus dem Körper ausgeschieden wird.

Im Rahmen eines vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Forschungsprojekts haben Kevin Francesconi und sein Team jüngst einen Test mit sechs Freiwilligen durchgeführt – mehr Versuchspersonen wurden aus medizinethischen Gründen vorerst nicht genehmigt. Die ProbandInnen nahmen eine reine Form von organischem Arsen als Flüssigkeit zu sich. Dabei handelte es sich um eine im Labor hergestellte Verbindung, wie sie in der Natur in hoher Konzentration in Fisch und Meeresfrüchten vorkommt. Die Ergebnisse des Tests stellten die ForscherInnen vor ein Rätsel.

Vier Personen schieden das Arsen in den darauffolgenden vier Tagen zu 85 bis 95 Prozent im Urin wieder aus, den Großteil bereits am ersten Tag. Bei einer Person aber fanden sich nur 15 Prozent im Urin wieder, bei einer weiteren nur weniger als vier Prozent. Wo das Arsen verblieben ist, stellt die WissenschafterInnen vor ein Rätsel. Weitere Untersuchungen sollen zur Aufklärung beitragen. „Offenbar gibt es große individuelle Unterschiede, wie der menschliche Körper mit dem Arsen umgeht“, folgert Francesconi. „Auf jeden Fall ist es bedenklich, wenn der Stoff längere Zeit im Körper bleibt und wir nicht genau wissen, ob er nicht doch ein Gesundheitsrisiko darstellt.“

Was dem Chemiker zu denken gibt: „Das gesundheitsschädliche anorganische Arsen, wie es zum Beispiel in Wasser vorkommt, und die organische Form in Fisch und Meeresfrüchten führen bei der Verdauung zum gleichen Endprodukt.“ Dieses sei jedoch nicht das Problem. „Stark toxisch sind die Zwischenprodukte von anorganischem Arsen, die im Körper entstehen“, so Francesconi. Ob dieselben Gifte auch beim Abbau der organischen Variante gebildet werden, ist Gegenstand der Forschungen an der Uni Graz. Francesconi hofft nicht, „denn das würde bedeuten, dass der Verzehr bestimmter Nahrung ein ernstes Gesundheitsrisiko darstellt“. Die Aufnahme von anorganischem Arsen über längere Zeit wird mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Krebs in Verbindung gebracht und steht im Verdacht, das Diabetesrisiko zu erhöhen. Weshalb es weltweit Grenzwerte für dieses Arsen in Trinkwasser gibt. Francesconi rät, auch für organisches Arsen in Fisch und Meeresfrüchten Grenzwerte festzulegen, solange detaillierte Forschungsergebnisse keine Entwarnung geben. Gudrun Pichler

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