Der Herbst verleiht den dichten Wäldern des Ordesa Nationalparks ein farbenfrohes Kleid. Die hohen Gipfel der Pyrenäen werden vom ersten Hauch Schnee bedeckt und die Weinstöcke zu ihren Füßen warten darauf, dass man sie von ihren vollreifen Früchten befreit. Weinfreunde, die Natur- und Kulturerlebnisse zu schätzen wissen, finden in der nördlichsten Provinz Aragoniens, Huesca, nicht nur ein erstklassiges Angebot an Weinen vor, die mittlerweile als Geheimtipp gehandelt werden, sondern auch herrliche abwechslungsreiche Naturlandschaften und kulturelle Kleinodien in den ursprünglichen Dörfern und Städten der Region.
Die Kleinstadt Barbastro ist das Zentrum des Weinanbaus der Region. Hier befinden sich eine Reihe der Bodegas, die dem weininteressierten Besucher zur Besichtigung, Weinverkostung oder für Degustationskurse offenstehen. Einige wie die Bodega der Viñas del Vero bieten darüberhinaus auch den Besuch der Weinberge an. Andere verfügen in ihren Räumlichkeiten über Restaurants, in denen man die gastronomischen Köstlichkeiten der Region probieren kann. Vor der Planung seiner Reise auf der Weinroute sollte man sich jedoch telefonisch oder per Email anmelden.
Barbastro ist der beste Ausgangspunkt für die Weinroute des Somontano. Im alten Hospital von San Julián befindet sich heute der Consejo Regulador, die Regulierungsbehörde der Herkunftsbezeichnung D.O. Somontano, und das Weinmuseum der Region, wo man sich den besten Überblick über die Weine verschaffen kann. In der daran angrenzenden ehemaligen Renaissancekirche Santa Lucía findet man das Besucherzentrum, Centro de Interpretación del Somontono, in dem man alles Wissenswerte über die Geschichte, das kulturelle Erbe und die Natur der Region erfährt. Über die kleinen Ortschaften der Umgebung verstreut, die man Richtung Aínsa durchfährt, Asque, Bierge, Abiego, Huerta de Vero, Buera, Castillazuelo, Sálas Bajas, Estadilla, Enate und El Grado, finden sich weitere namhafte Bodegas, Restaurants und Unternehmen, die der Weinstraße angehören. Die Geschichte, Traditionen und Bräuche der Dörfer sind seit Jahrhunderten vom Wein geprägt. Der Weinanbau im Somontano hat eine lange Geschichte, reicht er doch bereits bis in das 2. Jahrhundert v. Chr. zurück. Sein Aroma erhält er durch die besondere Lage der Region am Fuß der Pyrenäen, wobei das Klima sowohl durch atlantische als auch durch mediterrane Einflüsse geprägt ist.
Sämtliche Weinorte befinden sich am Rand eines Gebietes, das landschaftlich einzigartig in Europa ist. Die Sierra de Guara am Fuße der Pyrenäenriesen und unweit der Provinzhauptstadt Huesca ist eine trockene Karstlandschaft mit Steineichenwäldern, Olivenhainen, Weinfeldern und einsamen Dörfern. Charakteristisch sind die schroffen bizarren Kalksteinformationen, in die die vier Hauptflüsse der Region Alcandre, Mascún, Isuala und Vero durch Millionen von Jahre zahlreiche tiefe Canyons und Schluchten eingeschnitten haben, über denen Geier und Adler ihre langen Kreise ziehen. Es ist ein Gebiet, das insbesondere Abenteuersportler aus aller Welt anzieht, die hier ein einmaliges Revier für ihre Kletter- und Canyoning-Touren finden. Der Hauptort der Sierra und ein ebenfalls bedeutender Weinort ist Alquézar direkt an der mächtigen Schlucht des Río Vero gelegen, dessen Burg und Stiftskirche sich geradezu an die Felsen zu klammern scheinen und dem Ort ein malerisches Gepräge verleihen.
Ein abendlicher Bummel über den von Kolonnaden umgebenen Platz und ein gutes Essen mit einem Glas Rotwein in einem der typischen Restaurants sind ein gelungener Abschluss für einen Urlaubstag. Von hier aus ist es nicht weit in den Kulturpark des Río Vero mit seinen einzigartigen Höhlenmalereien, die 1998 von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit deklariert wurden.
Fährt man nur wenige Kilometer weiter nach Norden könnte der landschaftliche und klimatische Unterschied kaum größer sein. Mehr und mehr kommt der atlantische Einfluss zur Geltung. Die Landschaft verwandelt sich, die Wälder werden dichter und die alpine Bergwelt der Pyrenäen zieht den Besucher in ihren Bann. Bevor man jedoch Jaca, einen der Ausgangspunkte zu den Wintersportorten Astún, Formigal oder Cerler erreicht, lohnen sich für den Kulturbegeisterten einige Abstecher, die man problemlos in einem Tagesausflug kombinieren kann. Knapp 40 km von Huesca entfernt liegt mit dem Castillo von Loarre eine der schönsten und beeindruckendsten Burgen Aragons inmitten einer Region, die geprägt ist durch ihre rotleuchtenden Kalksteinfelsen, die wie Nadeln in die ansonsten ebene Landschaft ragen, den sogenannten „Mallos“. Loarre, die mächtige romanische Festung aus dem 11. Jahrhundert war einst Königsresidenz und später Augustinerkloster.
Als Pantheon der Könige von Aragonien wurde das Kloster San Juan de la Peña bekannt. Spektakulär ist seine versteckte Lage inmitten eines mächtigen Felsvorsprungs. Genau unter dem natürlichen Gewölbe befindet sich ein großartiger romanischer Kreuzgang mit kunstvollen Säulenkapitellen, die vor allem biblische, aber auch pflanzliche und tierische Motive darstellen. Nach mehr als 8 Jahrhunderten in dem Kloster verließen im 18. Jahrhundert die Mönche den geheimnisvoll wirkenden Ort, der auch mit der Gralssage in Verbindung gebracht wird, und zogen in ein höher gelegenes Kloster, das nun vollständig restauriert auch Übernachtungsmöglichkeiten für Reisende bietet.
Wer seine Weintour mit einem Naturerlebnis ersten Ranges verbinden möchte, der sollte sich von Jaca oder Aínsa aus in nördlicher Richtung den Dreitausendern der Pyrenäen nähern und für einen oder mehrere Tage den Nationalpark von Ordesa und Monte Perdido erkunden. Als UNESCO Naturgut der Menschheit gehört der Park sicher zu den landschaftlich schönsten Regionen Spaniens. Von dem kleinen Gebirgsort Torla aus bringen Busse die Wanderer und Besucher bis an einen großen Parkplatz und von dort aus geht es nur noch per pedes in die großartige Natur um den Monte Perdido, der mit seinen 3.355 Metern zu den gewaltigsten der Pyrenäenberge gehört. Die herrlichen Täler wie das langgestreckte Ordesa-Tal mit Felswänden bis zu 1.000 m Höhe führen an Wasserfälle, Bergseen und zu idyllischen Almwiesen.
Die Weinstraße des Somontano ist nur eine der Weinrouten, mit denen der Verband der spanischen Weinstädte auf besondere Weise mit der Kultur, dem Lebensstil und den touristischen Schönheiten einiger der traditionsreichsten Weingegenden des Landes bekannt machen will. Eine Weinkellerei besuchen, bei der Weinproduktion zusehen, inmitten von Weingebieten wohnen, die Grundzüge der Weinverkostung und die perfekten Kombinationen von Weinen und den typischen Speisen einer Region zu erfahren, bietet gerade im Herbst ein besonderes Reise- und Genusserlebnis für alle fünf Sinne.
Informationen über die spanischen Weinrouten und detaillierte Informationen über die Weinstraße des Somontano, sowie Aragonien findet man unter:
www.spain.info/de
www.rutadelvinosomontano.com (in spanischer Sprache)
www.turismodearagon.com (englisch, französisch, spanisch)