Insektenschutzmittel DEET als Nervengift identifiziert
Ein Chemikerteam des
US-Department of Agriculture (USDA) www.usda.gov hat beim Treffen
der American Chemical Society www.acs.org ein neues
hocheffizientes Insektenschutzmittel vorgestellt, die chemisch mit
Stoffen aus dem Pfeffer verwandt sind. In Versuchen hat das neue Mittel
den am häufigsten verwendeten Stoff DEET übertrumpft. Im Fachmagazin BMC
Biology haben die Forscher um Vincent Corbel darüber berichtet, dass
DEET schwerwiegende Gesundheitsschäden hervorrufen kann.
„Unser Ziel ist es, Krankheitsübertragungen zu verringern“, so die
USDA-Chemikerin Maia Tsikolia. Tsikolia und ihr Team haben mit einem
Computerprogramm 2.000 Substanzen, die als Insekten-Repellentien in
Frage kommen, gefunden. Anschließend wurden 23 dieser Substanzen im
Labor auf ihre Wirkung hin untersucht und die Ergebnisse anschließend
evaluiert. Das beste Ergebnis haben einige chemische Substanzen aus der
Klasse der N-Acylpiperidine erzielt. Unter anderem bestand ein Test
darin, dass bei Freiwilligen der Stoff auf Haut und Kleidung aufgetragen
wurde und sie anschließend in eine Box mit 500 Stechmücken greifen
mussten. Das am weitesten verbreitete Insektenschutzmittel DEET
Diethyl-3-Methylbenzamid wirkte insgesamt nur 17 Tage während der neue
Wirkstoff Schutz für 73 Tage bot. Bis die Substanz allerdings marktreif
ist, wird es noch sehr lange dauern. „Bis jetzt haben wir sie nämlich
nur an einer einzigen Stechmückenart getestet“, so Tsikolia.
Das Team um Vincent Corbel vom Institut de recherche pour le
Développement (IRD) http://www.ird.fr in Montpellier hat erst kürzlich
festgestellt, dass DEET unter anderem ein Enzym, das Botenstoffe im
Gehirn abbaut – die so genannte Cholinesterase – hemmt. Diesen Effekt
konnte das Forscherteam durch Untersuchungen mit Zellkulturen
nachweisen. Gefährlich sei vor allem, DEET zusammen mit Insektiziden zu
verwenden, dann könne sich deren schädigende Wirkung verstärken.
Zahlreiche Hersteller präparieren beispielsweise Kleidung oder
Moskitonetze gegen Malariamücken mit Insektiziden. Nach Ansicht von
Experten werden DEET-haltige Produkte von rund 200 Mio. Menschen
verwendet. Mehr als acht Mrd. Einheiten sollen in den vergangenen 50
Jahren verkauft worden sein.
Die Verträglichkeit von DEET wird als ausgezeichnet beschrieben und auch
die ansonsten kritische US-Environmental Protection Agency (EPA) hatte
vor zehn Jahren nach einer ausführlichen toxikologischen
Sicherheitsprüfung keine Einwände. Selbst Kinder dürfen das Repellens
anwenden. Experten wie Rene Csuk, Professor für Organische Chemie an der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg www.uni-halle.de , der
an der Erforschung neuer Insektenschutzmittel arbeitet, meinte, dass DEET zu Hautreizungen führen könne und bei Kindern
daher nur eine verdünnte Konzentration verwendet werden sollte. Wolfgang Weitlaner