Weinernte 2009: Gesunde Trauben und hohe Mostgewichte lassen guten Jahrgang erwarten / Lese für Federweißen hat begonnen
Die Pfälzer Winzer und die Liebhaber der Pfälzer Tropfen haben allen Grund zum Strahlen: Der Weinjahrgang 2009 verspricht hervorragende Qualitäten. „Alles sieht viel versprechend aus“, freute sich der stellvertretende Vorsitzende der Pfalzwein-Werbung, Weinbaupräsident Edwin Schrank, bei der traditionellen Weinlese-Eröffnung der Pfalz im Wein- und Sektgut Anselmann in Edesheim. Kerngesunde Trauben sowie Mostgewichte von 75 Grad für die frühreife Sorte Ortega und bereits 45 Grad für Grauburgunder lassen laut Schrank das Beste hoffen, jetzt sei vor allem ein trockener Spätsommer nötig. Die Erntemenge beurteilt Schrank als optimal:“Auch wenn wir den langjährigen Durchschnitt von 2,4 Millionen Hektolitern vermutlich nicht erreichen, können wir die Märkte zuverlässig mit Pfälzer Wein in Top-Qualität bedienen“, sagte der Weinbaupräsident.
Zum Leseauftakt Mitte August präsentieren sich die Pfälzer Weinberge in einem erstklassigen Zustand. Die vitalen Laubwände sind reichlich mit Wasser versorgt, die Zuckerbildung ist bereits weit fortgeschritten. „Die Grundlagen für einen guten Jahrgang sind gelegt“, sagt Dr. Matthias Petgen, der Leiter des weinbaulichen Versuchswesens beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz(DLR). Erste Mostgewichtsmessungen belegen einen Reifevorsprung von etwa zehn Tagen und deuten damit auf einen baldigen Beginn der Ernte hin: „Schon jetzt zeichnet sich ein früher Herbst ab“, sagt Schrank. Frühreife Standardsorten wie Müller-Thurgau oder Portugieser werden voraussichtlich schon Anfang September geerntet werden.
Den relativ strengen und langen Winter haben die pfälzischen Weinberge ohne größere Frostschäden überstanden, den Austrieb des Rieslings registrierte das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt am 14. April 2009. Auch 2007 setzte der Austrieb zu einem vergleichbar frühen Zeitpunkt ein. Gegenüber dem langjährigen Mittel startete die Rebvegetation immerhin neun Tage früher, gegenüber dem Vorjahr sogar fast zwei Wochen. Wegen des sehr frühen Austriebs bestand eine hohe Spätfrostgefahr. Doch die befürchteten Minusgrade blieben aus.
Stattdessen brachten die Monate April und Mai mehr Wärme als üblich. Der April war um gut vier Grad, der Mai um 2,5 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Vom milden Frühlingswetter begleitet, entwickelten sich die Reben sehr zügig. Schon am 1. Juni – und damit vierzehn Tage vor dem üblichen Datum – blühte der Riesling. Eine deutliche Abkühlung nach Pfingsten verzögerte die Blüte, in kühleren Lagen setzte die Blüte später ein. Daher präsentierten sich die Rebanlagen Mitte Juni noch in einem eher heterogenen Entwicklungszustand. Recht niedrige Temperaturen und häufige Niederschläge während der Blüte führten häufig zu Verrieselungsschäden. Somit entstanden weniger kompakte Trauben, ein Grund für die vermutlich geringere Erntemenge. Besonders erfreut zeigte sich Schrank über das zunehmend qualitätsorientierte Arbeiten der Pfälzer Winzer: „Die Winzer haben noch nie so stark entblättert und so mitgeholfen, dass die Trauben gesund bleiben.“
Wie der Juni brachte auch der Juli ergiebige Niederschläge. So war während der Vegetationsperiode flächendeckend eine gute Wasserversorgung sichergestellt und die Trauben konnten sich nach der Blüte rasch entwickeln. Lokale Hagelschäden werden die Gesamterntemenge des Anbaugebiets Pfalz nur unwesentlich beeinflussen. Ein heißer Augustauftakt hat die Oechslegrade rasch steigen lassen. Die vom DLR am 10. August vorgenommenen Messungen ergaben beispielsweise für Müller-Thurgau 51 Grad Oechsle, für Regent 56 Grad Oechsle, für Dornfelder 43 Grad Oechsle. Der Dornfelder lag laut Dr.Petgen um zwei Grad über dem zehnjährigen Mittelwert, auch das ein Hinwies auf einen frühen Herbst.