Ist Bio-Rindfleisch besser?

Ist Bio-Rindfleisch besser?

Wissenschaftliches Screening liefert Hinweise auf

Qualitätsunterschiede zwischen biologischem und konventionellem
Rindfleisch!

Erstmals wurde nun in Österreich seitens des Lehr-
und Forschungszentrums Raumberg-Gumpenstein ein wissenschaftliches
Screening, also eine wissenschaftliche Vorstudie zu
Qualitätsunterschieden von im Lebensmittelhandel angebotenem
biologischen und konventionellen Rindfleisch-Markenprogrammen
erstellt. Das Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein verfügt unter
der Leitung von Dr. Andreas Steinwidder über ein eigenes
Bio-Institut, das sich speziellen Fragen zur Bio-Forschung widmet.

„In der bisherigen Forschungsliteratur finden sich zwar mehrere
Untersuchungen, welche die Fleischqualität von Ochse, Stier und
Kalbin vergleichen – doch Studien, die explizit die Fleischqualität
verschiedener im österreichischen Lebensmittelhandel angebotener
Markenfleischprogramme erheben, lagen bisher nicht vor. Unser
wissenschaftliches Screening über die „Fleischqualität und
Fettsäuremuster österreichischer Rindfleisch-Markenprogramme“ kann
nun Konsumenten wie Landwirten und dem Handel neue, weiterreichende
Informationen zur Qualität von konventionellen und biologischen
Markenfleischprogrammen geben “ – so Dr. Margit Velik,
Abteilungsleiterin für Alternative Rinderhaltung und Produktqualität
im Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein.

Kochen und Grillen: Fleisch- bzw. Saftverluste bei biologischem
Rindfleisch um bis zu 18% geringer!

Besonders interessant gestaltet sich ein Blick aus
Konsumentensicht in punkto Kochen und Grillen von biologischem und
konventionellem Rindfleisch auf das wissenschaftliche Screening: Ein
Vergleich zwischen biologischen und konventionellen Ochsen- und
Kalbinnenfleisch (rund 45 Fleischproben) weist beispielsweise für
konventionelles Rindfleisch signifikant höhere Saft- bzw.
Fleischverluste beim Kochen und Grillen aus. So ist der Saftverlust
bei einem Kochvorgang (Wasserbad 70Grad Celsius) bei konventionellem
Rindfleisch in relativen Zahlen um 18% höher als bei der biologischen
Vergleichsgruppe. Ebenso verliert konventionelles Rindfleisch um bis
zu 16% mehr Saft (7 Tage abgehangenes Fleisch, grillen bei
Kerntemperatur 60Grad Celsius, Warmwiegung) als vergleichbares
biologisches Rindfleisch. Praxisbeobachtungen, die biologischem
Rindfleisch geringere Saftverluste beim Kochen und Grillen
attestieren, scheinen nun mit diesem Screening wissenschaftlich
bewiesen.

Mehr Mineralstoffe und 30% höherer Omega-3-Gehalt bei Bio-Rindfleisch

Auch was wertvolle Inhaltstoffe wie Mineralstoffe und den
Omega-3-Gehalt betrifft, signalisieren die jüngsten
wissenschaftlichen Untersuchungen am Lehr- und Forschungszentrum
Raumberg-Gumpenstein bemerkenswerte Qualitätsunterschiede zwischen
biologischem und konventionellem Rindfleisch: Eine Gegenüberstellung
der Vergleichsgruppen attestiert dem Bio-Rindfleisch bei der
Bestimmung des Aschegehaltes – die Asche gilt als wissenschaftlicher
Messwert für den Mineralstoffgehalt – einen höheren Anteil an
wertvollen Mineralstoffen. Dies bestätigte auch eine zusätzliche
Mineralstoff-Analyse an der Universität Graz: Hierbei enthielten die
Bio-Rindfleisch-Proben mehr Kalium und Magnesium – konventionelles
Rindfleisch wies bei keinem der untersuchten Mineralstoffe höhere
Werte auf.

Besonders hoch fällt der Unterschied bei den Omega-3-Fettsäuren
zugunsten von Bio aus: In relativen Zahlen beinhalten die
Bio-Rindfleisch-Proben um 30% mehr Omega-3 als die konventionelle
Vergleichsgruppe.

„Obwohl bei diesem ersten wissenschaftlichen Screening der
Fleischqualität verschiedener österreichischer
Rindfleisch-Markenprogramme eine relativ geringe Probenanzahl
herangezogen wurde, lassen sich dennoch bestimmte Tendenzen über
Qualitätsunterschiede zwischen biologischem und konventionellem
Rindfleisch ableiten. Um diese ersten Ergebnisse wissenschaftlich
fundiert abzusichern, müsste eine Studie mit deutlich mehr
Fleischproben durchgeführt werden. Für andere, ebenfalls wichtige
Fleischqualitätsmerkmale wie Fleischzartheit oder andere essentielle
Fettsäuren weist diese Studie keine Unterschiede aus. Das Screening
zeigt, dass wissenschaftliche Forschungsarbeiten zur
Lebensmittelqualität ein wichtiger Schlüssel für neue
Qualitätsdefinitionen in der landwirtschaftlichen Produktion sein
können und gleichzeitig den Konsumentinnen und Konsumenten eine
informative Hilfestellung bei Kauf von Lebensmitteln bieten können“ –
so Dr. Margit Velik.

Biolandbau: Höchste Fleischqualität durch tiergerechte
Bio-Rinderhaltung

„Es gibt offensichtlich einen kausalen Zusammenhang zwischen
Tiergerechtheit und Lebensmittelqualität – was auch bei diesem
wissenschaftlichen Screening ersichtlich ist. Wir Biobauern sind
fest davon überzeugt: Nur tiergerechte Haltungs- und Fütterungsformen
führen zu höchst Lebensmittelqualität. Der Biolandbau gewährleistet
den Tieren das ganze Jahr über Auslauf ins Freie und im Stall viel
Platz mit eingestreuten Ruheflächen sowie ein helles gut
durchlüftetes Stallklima. Bei der Fütterung werden die
ernährungsphysiologischen Bedürfnisse der Tiere konsequent mit
artgerechtem Bio-Futter und einem absolutes Gentechnikverbot
berücksichtigt. Zudem erfolgt im Biolandbau eine schonende
Rindermast, bei der die Tiere langsamer heranwachsen und so eine
hochwertige Fleischqualität entwickeln können. Ich hoffe, dass dieses
wissenschaftliche Screening ein Impuls ist, weitere Studien zu
initiieren, die mit einer ganzheitlichen Sichtweise – von der
Tierhaltung und Fütterung bis hin zur Schlachtung – die
Lebensmittelqualität erforschen“ – so DI Karl Erlach, Obmann von BIO
AUSTRIA Niederösterreich und Wien.

Im Jahr 2008 wurden in Österreich 85.310 Bio-Rinder geschlachtet.
Damit stieg der Anteil der Bio-Rinder-Schlachtungen gegenüber den
Schlachtungen konventioneller Rinder (510.943) erstmals in Österreich
auf über 14% an. Während die Schlachtungen bei Bio-Rindern zwischen
2006 und 2008 um 5,6% zulegten – gingen jene der konventionellen
Rinder im selben Zeitraum um 17% zurück.

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