Sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft aus wohlhabenden Feinschmeckern: foodies. Einschlägige Literatur beleuchtet nun die Schlemmerorgien der Luxusesser.
Die Gespräche, Fragen und Reaktionen verraten sie immer: „Was, Sie sind noch nicht bei Alain Ducasse im Essex House gewesen?“ „Nein, aber ich war gerade bei Charlie Trotter in Chicago, aber der ist einfach überbewertet.“ „Ähnlich wie Ferran Adria, aber bei dem bekommt ohnehin jeder einen Tisch.“ „Stimmt, dort fühlt man sich wie bei Heston Blumenthal in der Fat Duck in England: wie eine Labor-Ratte. Nur zahlt die keine 300 Pfund für die Behandlung.“ Erraten, die Rede ist von Restaurants und Küchenchefs, aber nicht irgendwelchen. Sondern von der ersten Liga der Welt.
Luxuriöses Essen als liebstes Hobby
Die kleine, eingeschworene und weltweit agierende Gruppe von Essern, der man den schönen Namen Foodies geben kann, pilgert für die neuesten und wichtigsten Hot Spots der Gourmet-Szene notfalls tausende Kilometer. Immerhin geht es um die Befriedigung ihres liebsten Hobbies: dem Essen. Ihre Bibel ist der Guide Michelin, der den Lokalen Sternchen gibt. Oder andere Guides, die gerade en vogue sind. Und somit stets Anlass für Diskussion sind. So kann etwa die lokale österreichische Foodie-Fraktion mit Inbrunst darüber debattieren, ob nun der Nicht-Michelin-Stern für Joachim Gradwohl im Meinl am Graben nur eine kleine Bosheit gegen Österreichs Küche im Allgemeinen oder gegen die Kaufhaus-Restaurants im Besonderen sei. Wichtig für den österreichischen Foodie ist auch stets der Hinweis, dass man in Paris, London und New York natürlich viel besser essen kann. Dann gibt es da noch eine zweite Foodie-Kategorie: Die haben sich das große Ziel gesetzt, Trophäen, soll heißen, besondere Gerichte und seltene Tiere (im Idealfall schon ausgestorbene), zu essen. Dazu zählen etwa gebratener Bär in Nordfinnland oder gegrilltes Meerschweinchen in Peru. (Beides schmeckt übrigens vergleichsweise wenig aufregend, aber das nur nebenbei).
Woher die unbändige Lust am Absurd-Essen kommt, können vermutlich auch Psychoanalytiker nach langen Couch-Sitzungen nicht erklären. Es könnte sich um reines soziales Prestigedenken handeln. Denn die meisten Top-Lokale oder Fernreisen sind sündhaft teuer.
Natürlich könnten Foodies auch einfach unbändige Fresslust verspüren, aber nicht alle unter ihnen sind dick. Sicher ist jedenfalls, dass sie Geschmacksnerven-Abenteurer sind.
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