Immer mehr Venezianer verlassen Venedig, weil der Tourismus die Stadt beherrscht. Das berichtet National Geographic Deutschland in der August-Ausgabe (EVT 24.7.2009).
Venedig hat heute knapp 60.000 Einwohner, vor 30 Jahren waren es noch doppelt so viele. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 kamen 21 Millionen Touristen in die Lagunenstadt, und an einem Wochenende im Mai 2008 wurden sogar rund 80.000 Besucher gezählt. Hoteliers, Gondolieri und Wassertaxifahrer freuen sich über diesen Andrang. Aber für die Einheimischen hat die Touristenflut viele Nachteile: Die Lebenshaltungskosten sind in Venedig dreimal so hoch wie in benachbarten Orten, und seitdem 1999 die Umwandlung von Wohneigentum in Touristenunterkünfte per Gesetz gelockert wurde, hat sich die Wohnungsknappheit extrem verschärft. Außerdem sind die öffentlichen Verkehrsmittel meist hoffnungslos überfüllt, und traditionsreiche Geschäfte müssen Souvenirläden weichen. Am größten ist der Touristenandrang in der Zeit des venezianischen Karnevals. Viele Einheimische verlassen in diesen zwei Wochen die Stadt, um dem kommerziellen Spektakel zu entgehen.
Wollte man die Touristenflut eindämmen, würden der Stadt enorme Einkünfte entgehen: Der Besucherandrang bringt Venedig jedes Jahr rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz. Tatsächlich liegt dieser aber wahrscheinlich noch höher, da viele Geschäfte unter der Hand laufen.