Jürgen Tarrach in „Wambo“

Der große Volksschauspieler Herbert Stieglmeier, geliebt von den einfachen Leuten ebenso wie von den Politikern, die sich von ihm als satirischem Redner beim Starkbieranstich traditionell ‚derblecken‘ ließen, ist in seiner Schwabinger Wohnung auf brutalste Weise erschlagen worden. Bei der Beerdigung strömen die Menschen zusammen, vorneweg die Prominenz und die Fotografen. Doch nicht bei allen ist die Anteilnahme echt. Schließlich gab es doch Gerüchte: ‚Ein warmer Bruder‘ sei er gewesen, der Stieglmeier, und mit Strichern vom Klohäusl habe er verkehrt. Und so, wie die Polizei schon unter den Trauergästen nach dem Mörder sucht, beginnt die Geschichte von ‚WAMBO‘ nach dem echten Stieglmeier zu suchen, der sich hinter der Werbe-Fassade des gemütlichen, liebenswert grantelnden Münchners verbarg, wie er von den Plakatwänden in Stadt und Land herunterprostete. Die Stimmen derer, die Stieglmeier geliebt oder gehasst oder einfach nur ausgenutzt haben, öffnen den Blick auf die Tragödie eines Mannes, der nicht aus dem Zwiespalt zwischen seinem öffentlich zur Schau gestellten Leben und seinen heimlichen, privaten Obsessionen herauskonnte. Als dickliches, vom Vater gehasstes Muttersöhnchen bricht der kleine Herbert die Priesterlehre ab. Der Vater stirbt, und Herbert bleibt bei seiner Mama, die sich um alles kümmert. Später, wenn er dann ‚der Stieglmeier‘ ist, wird sie unendlich stolz sein auf ihren Buben, doch zunächst muss Herbert beim Versuch, bei Theater und Fernsehen Fuß zu fassen, viele Demütigungen über sich ergehen lassen. Er macht sich nicht viele Freunde in dieser Zeit. Doch manche bleiben bei ihm, wie seine Verlobte, auch wenn sie enttäuscht feststellt, dass sie ihm körperlich nicht nahe sein kann. Schließlich findet er ’seine‘ Rolle und wird – als Postbeamter, Polizist, Bauer – im Fernsehen und im Kino zur perfekten Verkörperung der bayerischen Volksseele. Der Erfolg mildert seine Selbstzweifel. Doch immer größer werden gleichzeitig Stieglmeiers Anstrengungen, sein Doppelleben in der schwulen Halbwelt und seine masochistische Liebe zu jungen Strichern vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen. Die Angst, entdeckt und wieder aus dem Kreis der Hofierten ausgestoßen zu werden, lässt ihn für seine Umgebung zunehmend unerträglich werden. Ein Netz aus Lügen und gegenseitigen Abhängigkeiten entsteht, in das auch sein Fahrer und Handlanger Amadeus und sein Sekretär Ferdi verstrickt sind. Dann stirbt die Mutter und die Blüte des Erfolgs beginnt zu welken: Das von ihm geführte Restaurant läuft nicht mehr, Gerüchte mehren sich. Plötzlich hat Stieglmeier Feinde. Und einer von ihnen klingelt schließlich nachts an seiner Tür …

Diesen Kultfilm mit Jürgen Tarrach aus dem Jahr 2000 bringt SAT1 leider zur verrückten Zeit. Videorecorder programmieren!
Sat1, Montag, 01.05., 03:45 – 05:30 Uhr

Jürgen Tarrach hat auch ein originelles Kochbuch geschrieben:
Richtig fressen Rezepte zum Sattwerden, Köln 2003, ISBN 3462032542

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