Hartz IV Kochbuch

Die Macher des Hartz IV Kochbuch schreiben über ihr Projekt

Hartz IV Kochbuch

Ab in den Keller, Licht aus und im Dunkeln warten, dass die Welt oben besser wird. Das ist nicht unsere Art. Wir leben von Hartz IV und können es aber nicht ändern. Wir sind beide 54 Jahre alt und bekommen keine Arbeit mehr. Das ist die harte Wirklichkeit, in der wir leben und klar kommen müssen. Ob wir wollen oder nicht. Trotzdem ergeben wir uns nicht tatenlos unserem Schicksal. Wir versuchen, die Situation erträglich und einigermaßen lebenswert zu gestalten. Wie heißt es so schön: Aus der Not eine Tugend machen. So ist dann auch die Idee zu unserem Kochbuch entstanden.

Wir wissen wie beklemmend eng es ist, mit dem Hartz IV-Regelsatz über die Runden zu kommen. Und wir sind nicht die einzigen, die sich am Ende des Geldes fragen, warum noch so viel Monat übrig ist. Ohne eisernen Sparzwang geht es nicht. Aber dass deshalb bei vielen Hartz IV-Empfängern eine vernünftige Ernährung auf der Strecke, schlimmstenfalls die Küche tagelang kalt bleibt, wurde uns mit Schrecken erst so richtig bei einer Fortbildung der Agentur für Arbeit bewusst. ,,50-plus“ waren wir und die anderen Teilnehmer der Maßnahme bei einem Lüneburger Institut, die uns wieder auf den ersten Arbeitsmarkt bringen sollte. Der Erfolg lässt bis heute auf sich warten. Allerdings haben wir beide aus der Fortbildung den Anstoß für unser Kochbuch mitgenommen. Denn immer wieder klagten die anderen Kursteilnehmer über das klägliche Monatsbudget und dass sie deshalb bei der Ernährung Abstriche machen, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Günstige, aber weniger gesunde Fertiggerichte kommen auf den Tisch.

,,Das kann doch nicht wahr sein“, sagten wir uns und beschlossen, einen Weg aus der Misere zu finden. Unsere Idee war, Speisepläne zu entwerfen, die auf der einen Seite günstige Nahrungsmittel als Grundlage haben und andererseits auch eine ausgewogene Ernährung gewährleisten. So weit die Theorie. Ehrlich gesagt, an der Praxis haperte es. Wir sind nämlich alles andere als begnadete Köche. Mal hier und da etwas in der Pfanne brutzeln konnten wir schon. Aber als Grundlage für einen Speiseplan waren unsere Kenntnisse im Umgang mit Pütt und Pann wie man bei uns in Norddeutschland sagt, völlig untauglich.

Also erinnerten wir uns an unsere Kindheit, an das, was unsere Mütter uns damals als Mahlzeiten aufgetischt hatten. Und wir erkannten Parallelen zu heute. Schließlich hatte die Nachkriegsgeneration auch nicht viel zum Leben – ähnlich wie Hartz IV-Empfänger heute. Trotzdem gab es keine Fertiggerichte und schon gar kein Fast-Food. Die Kost seinerzeit war schmal, aber dennoch lecker und ausgewogen. Oft läuft uns bei der Erinnerung das Wasser im Mund zusammen. Steckrübensuppe ist zum Beispiel so ein Appetitanreger.

Da wir beide in kleinen Dörfern auf dem Land im Kreis Lüneburg zu Hause sind, ahnten wir, dass Landfrauenvereine die alten Schätze hüten, bewährte Rezepte von Generation zu Generation weitergeben. Wir starteten den Versuch, schrieben Briefe an Landfrauenvereine deutschlandweit und baten um bewährte Rezepte. Und wir hatten Recht, es klappte sogar besser als wir uns erträumt hatten. Auf die Landfrauen ist eben Verlass. Die Antworten trudelten zu Hauf bei uns ein. Mehr als 300 Kochrezepte erreichten uns per Post. Zum Teil waren sie noch in altdeutscher Schrift. Wir übersetzten sie sorgfältig.

Doch das war nur der Auftakt. Jetzt begann die harte Arbeit. Wir wälzten die Rezepte, nahmen uns die Zutaten vor und stellten Listen zusammen. Mit diesen zogen wir los. Unser Ziel: Discounter. Weil nur dort Lebensmittel zu erhalten sind, die nicht den finanziellen Rahmen für kostengünstige Speisepläne sprengen. Wir zogen also los in die Schlacht, machten uns mit den kleinen Preisen vertraut und verglichen, was gibt es wo für wie viel Geld. Wir notierten fleißig. Das hat im Nachhinein Spuren hinterlassen. Sobald wir einen Supermarkt betreten, beginnt es in unseren Gehirnen zu rattern, ohne dass wir uns dagegen wehren können. Noch heute gehen wir von Regal zu Regal, vergleichen die aktuellen Preise mit denen, die wir wie auf einer Computerfestplatte bei uns im Kopf gespeichert haben – und vergessen dabei fast das Einkaufen.

Tagelang fügten wir Rezepte und Lebensmittelpreise in mühsamer Kleinarbeit zusammen. Am Ende hatten wir genug Stoff, um eine Broschüre mit unserer Sammlung zu erstellen. Das Ergebnis: Der Tagessatz für Essen und Trinken einer ausgewogenen Ernährung mit drei Mahlzeiten am Tag – Frühstück, Mittag und Abendbrot – liegt bei unseren Rezepten bei 4,33 Euro für einen Erwachsenen. Eine Ernährungsberaterin zogen wir im Auftrag der stern tv-Redaktion zu Rate. Sie machte uns einige Verbesserungsvorschläge, die wir in unseren Rezepten berücksichtigten, und segnete das Werk als sehr tauglich und gut ab.

Schön, dass wir beide nun wussten, wie es geht, sich vernünftig und ausgewogen mit dem Hartz IV-Regelsatz zu ernähren. Aber wir wollten, dass auch andere von unserem Wissen profitieren. Wie erreicht man das? Klar, kräftig die Werbetrommel rühren. Wir stellten unsere Rezeptsammlung auch der Redaktion von stern TV vor und landeten einen Volltreffer, nachdem uns Behörden und Ämter die kalte Schulter gezeigt hatten. „Kein Interesse“ bekamen wir zu hören.

Ja, und dann kamen wir ins Fernsehen, zu Günther Jauch und durften unser Vorhaben einem Millionenpublikum vorstellen. Am Morgen nach der Sendung erschien der erste von inzwischen unzähligen Zeitungsartikeln über uns und unser Projekt in der Lüneburger Rundschau des Hamburger Abendblattes. Der Bann war praktisch über Nacht gebrochen. Was danach losbrach, ist der absolute Wahnsinn und hat alle unsere Vorstellungen um Dimensionen übertroffen. Nie hätten wir erwartet, dass der Bedarf an unseren Rezepten so gigantisch ist.

Den Beweis bekamen wir schon am Morgen nach der Fernsehsendung geliefert. Stern-TV hatte unsere Rezepte auf der eigenen Internetseite zum Download bereitgestellt. Mittlerweile ist unser Speiseplan mehr als eine Million Mal heruntergeladen worden. Unfassbar.

Gleichzeitig erfasste uns die Welle auch zu Hause. Viele, viele hundert Briefe haben seither unsere Postboten täglich bei uns abgeliefert. Gleichzeitig glühen die Drähte zu unserem E-Mail-Postfach, das sich Tag für Tag weiter füllt, schon tausende Mails sind eingegangen. Alle Absender haben eines gemein: Sie bitten um unsere Broschüre mit den Speiseplänen. Nach und nach wurde uns klar, dass die Briefeschreiber bei weitem nicht nur Hartz IV-Empfänger sind. Auch andere Leute mit schmalem Geldbeutel fragen nach wie etwa Rentner und Studenten – und täglich werden es mehr. Wer weiß, was die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise noch anrichtet. Experten sagen einen rapiden Anstieg der Arbeitslosenzahl voraus. Aber auch diejenigen, die nicht unter einem wirtschaftlichen Engpass leiden, sind interessiert an unserer Broschüre. Vielleicht wecken die Rezepte bei ihnen ebenso wie bei uns Kindheitserinnerungen.

Die Medien rissen sich um uns und unsere Idee. Weitere Fernsehauftritte und TV-Beiträge lösten sich im munteren Wechsel mit Interview- und Fototerminen für Zeitungen ab. Allerdings nutzte unsere neu gewonnene Prominenz in einem Punkt nichts. Wir fanden anfangs keinen Sponsor, der unsere Broschüre drucken wollte. Und über eigene Mittel verfügten wir nicht. Erst nach einigem Klinkenputzen gelang es uns, einen Discounter zu gewinnen, der uns beim Druck der ersten 5000 Broschüren finanziell unterstützte – 2500 für Zweipersonenhaushalte und nochmal 2500 für Dreipersonenhaushalte. Außerdem kam eine Lüneburger Druckerei, die den Auftrag erhielt, uns bei den Kosten entgegen. Die ersten 2000 Broschüren gingen in den Berliner Stadtteil Marzahn. Die dortige Jugendeinrichtung Springpfuhlhaus hatte die Exemplare angefordert, die wir in der Hauptstadt persönlich überreichten.

Mit den Broschüren sollen die dort betreuten Jugendlichen angeleitet werden, kochen zu lernen, und die erlernten Kenntnisse an ihre Eltern weiterzugeben. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, sind die Jugendlichen sehr wohl am Kochen interessiert. Schon aus dem Grund, weil ihnen der Magen knurrt. Denn zu Hause kochen die Eltern selten oder überhaupt nicht.

Eines wollen wir aber klar stellen. Uns geht es auf gar keinen Fall darum, zu beweisen, dass Menschen mit Hartz IV gut leben können. Schließlich gehen immerhin 40 Prozent für Essen und Trinken weg. Noch immer sind wir empört über die Aussage zweier Wissenschaftler aus Chemnitz im September, dass 132 bis 278 Euro zur Existenzsicherung reichten. Das stimmt nicht.

Schnell sprach sich der Erfolg unsere Broschüre herum. Selbst in den USA weckte sie das Interesse. Es war zwar nicht direkt die Filmfabrik in Hollywood, die anklopfte, sondern eine TV-Station des Deutschen Christian Peschken. Er ist Pionier des deutschen Privatfernsehens und seit 1989 in Los Angeles zu Hause. Der Kameramann, Regisseur und Medienmanager produzierte in Hollywood Filme – etwa ,,Herzflimmern“ für das ZDF mit Maria Furtwängler. Peschken bemühte sich um uns. Wir sollten eine wöchentliche Kochshow moderieren.

Seine Anfrage kam per E-Mail aus Kalifornien, rund 30 Kilometer von Hollywood entfernt. Er schrieb: ,,Ich werde in den nächsten Monaten zusammen mit einem Geschäftsfreund einen Fernsehsender starten, der unter anderem in das DishNetwork (90 Millionen Haushalte) und ins Kabel eingespeist wird.“ Als deutsches Fernsehen für die ganze Familie bezeichnet er das zweisprachige Projekt. Der Produzent sagte uns: ,,Ich denke, dass die Thematik auch für Amerikaner beziehungsweise deutsch stämmige Amerikaner sehr interessant sein dürfte, besonders angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen.“

Bevor wir aber das Abenteuer USA angehen, reifte in uns ein ganz anderer Plan. Wir wollten ein Kochbuch mit unseren Rezepten für den deutschsprachigen Raum herausbringen, das auf unserer Broschüre basiert. Nach vielen Verhandlungen, ist es tatsächlich soweit gekommen. Unser Traum ist wirklich geworden, mit unserem Kochbuch vielen Menschen eine Lebenshilfe zu bieten.

Der Vorteil unseres besonderen Kochbuches ist, dass von vornherein fest steht, wie teuer ein Gericht ist. Allerdings weisen wir auf zwei goldene Regeln hin, damit die Gerichte zum vorgegebenen Preis auch gelingen. Erstens: Einkaufen nur im Discounter – und Preise vergleichen. Zweitens: Selber an den Herd stellen und kochen. Wer sich daran hält, zaubert Leckeres zu einem günstigen Preis. Dafür verbürgen wir uns. Wir haben es selber ausprobiert. Und das nicht nur einmal. Unsere Freunde mussten als Testpersonen für unsere neu erworbenen Kochkünste herhalten. Sie mussten probieren, ob die Gerichte schmecken. Ob sie wollten, oder nicht. Auch wir waren Vorkoster und haben das gegessen, was wir selber auf den Tisch gebracht haben. Die gute Nachricht: Alle haben überlebt und es hat ihnen und uns geschmeckt.

Unser Dank gilt dem gesamten Redaktionsteam von „stern TV“ hier insbesondere der Redakteurin: „Heidrun Stangenberg“, sowie dem Moderator der Sendung: „Günther Jauch“, die in der Sendung unser Projekt als Erste thematisiert haben und damit das große Interesse innerhalb der Bevölkerung erst ausgelöst haben. Wir selbst waren schon davon überzeugt, dass unser Ratgeber eine echte Lebenshilfe darstellen kann. Den Durchbruch hat dann aber eindeutig der Beitrag in der v.g Fernseh-Sendung gebracht. Nach der Ausstrahlung kam die Lawine ins rollen und das Interesse wird bis zum heutigen Zeitpunkt täglich größer. Ohne „stern TV“, würde es dieses Kochbuch heute wahrscheinlich noch nicht geben. Dafür nochmals vielen Dank!

Zum Schluss wollen wir noch erwähnen, dass dem Kochbuch noch andere Projekte von uns folgen werden. Wir arbeiten bereits an verschiedenen Nachfolge-Projekten. Die Leser dürfen schon jetzt gespannt sein.

Hier können Sie das Hartz IV Kochbuch für 5 Euro direkt bestellen:
http://www.diesparratgeber.de/

Am 17.06.2009 ist unser neues umfangreicheres Kochbuch “ Das Sparkochbuch“ erschienen und wir haben es exklusiv und live in der Sendung „sternTV“ am 17.06.2009 vorgestellt. Dieses Buch kostet 8,95 € und ist ausschließlich über den Buchhandel zu beziehen: Bestellink: 978-3-8025-3692-2

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5 (4 Stimmen)

4 Antworten auf „Hartz IV Kochbuch“

  1. Diese Kochbuchschreiber haben von Hartz IV keine Ahnung. Zur Zeit hat ein Hartz IV-Empfänger 3,80 Euro täglich für Essen und Trinken. Bei Preisen von durchschnittlich 4,33 Euro am Tag, muss der Leistungsbezieher woanders einsparen. Da aber sämtliche Posten im Regelsatz zu niedrig sind, wird dies kaum gelingen.

  2. Hartz IV ist ein soziales Verbrechen, dass die Regierung Schröder zu verantworten hat und von den Nachfolgern noch immer als Erfolg gepriesen wird.
    Es gibt keine Chance für ältere Menschen dem zu entkommen.
    Gehen sie als Ausgleich früher in Rente müssen sie mit hohen Abzügen rechnen, die sich auch bei offiziellem Eintritt ins Rentenalter nicht aufheben. Das ist die Rentenkürzung durch die Hintertür.
    Darum finde ich es gut, wenn es Betroffene gibt, die dennoch nicht aufgeben, Ideen entwickeln, um wieder im Leben stehen zu können.
    Schlimm daran ist, dass sich Politiker ihrer bedienen um, wie Jens richtig schreibt, alles am liebsten nach unten zu korrigieren.
    Schlimm daran ist, dass die Medien dazu beitragen, dass die Betroffenen untereinander zersetzt werden. Sie berichten und sagen: Seht doch, ihr müßt nur wollen.
    Aber es geht nicht so einfach wenn man mutlos und krank geworden ist.
    Ich finde es gut wenn zwei sich zusammentun und schauen was man noch machen kann. Ich finde es mißraten wenn eine Hundemodeunternehmerin den Betroffenen zeigen will wies geht und ebenfalls ein Kochbuch schreibt.
    Noch besser würde ich es finden, wenn es für jeden einen Anreiz geben würde sein Leben wieder neu in die Hand zu nehmen, um sich vom Staatstropf zu befreien und den Demütigungen derer, die sich besser wähnen, zu entfliehen.
    Denn wer da stehe, siehe zu, dass er nicht falle…steht schon in der Bibel

  3. Ich glaube, ein Empfänger von staatlicher Hilfe braucht nicht unbedingt Hilfe in dieser Form. Wenn er vernünftig ist, dann sollte er mit dem wenigen Geld umgehen können.

    Übrigens, das die Regelsätze nicht einher mit den Preiserhöhungen gehen, ist genau solchen Autoren zu verdanken. Auch die verantwortlichen werden diese Kochbuch mit Interesse lesen, und dann villeicht die Regelsätze nach unten korrigieren.

    Danke schön !

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