Zum Konzept der gesunden Lebensführung und der Gesundheitsförderung des Deutschen Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik (DKGD) gehört natürlich auch die Ernährung, vielmehr die Ernährungsweise . Essen und Trinken halten nicht nur Leib und Seele zusammen. Die Ernährungsweise steht in wissenschaftlich nachweisbarem Zusammenhang mit dem Wohlbefinden und der Gesundheit. Die Ernährungsweise kann das Ausbrechen von Krankheiten fördern oder verhindern. Die meisten als ernährungsbedingt bezeichneten Krankheiten sind jedoch nicht durch die Ernährungsweise hervorgerufen, sondern vielmehr spielt die Fehl-ernährung eine Rolle in der Auslösung der Krankheit.
Das DKGD spricht in diesem Zusammenhang von ernährungsmitbedingten Erkrankungen . Viele Erkrankungen, die im Zusammenhang mit einer Fehl- und/oder Überernährung gesehen werden, sind multifaktoriell bedingt. Gerade Ernährungsfachkräfte (Ernährungswissenschaftler und Diätassistenten) und Ernährungsmediziner fokussieren oftmals einseitig auf die Ernährungsweise. Die Entstehung von vielen Erkrankungen ist aber nur unter anderem auf die Ernährungsweise zurückzuführen. Ernährungsmitbedingte Erkrankungen entstehen im Umfeld einer Fehl- und/oder Überernährung, Bewegungsmangel, Fehlverhalten (beispielsweise zu wenig Entspannung) und einer genetischen Prädisposition. Das Erbmaterial vieler Menschen ist so konstituiert, dass bestimmte Krankheiten auftreten können.
Die Therapie von ernährungsmitbedingten Krankheiten geht weit über eine nachhaltige und lebenslange Ernährungsumstellung hinaus. Das DKGD setzt sich für die ganzheitlich und wissenschaftlich orientierte Gesundheitsförderung ein. Es sieht die Diätetik im humanistischen Sinne als Lehre von der gesunden Lebensführung und leitet das vom griechischen Wortstamm diaita ab. Die gesunde Lebensführung schließt die Ernährung gesunder und kranker Menschen ein. Bei kranken Menschen muss die diätetische Therapie dem Grundsatz „Diätetik ist die Kunst des Erlaubens“ folgen, um wirkungsvoll zu sein.
Der aktuelle Ernährungsbericht , den die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V. im Auftrage des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ende 2008 vorgelegt hat, weist aus, dass die Menschen in Deutschland trotz – oder wegen? – Ernährungssaufklärung anders essen, als sie sich ernähren sollten. Die Ernährungsaufklärung in der Bundesrepublik Deutschland hat nachweislich versagt. Die vornehmlich rationale Diät- und Ernährungsberatung durch Ernährungswissenschaftler, Diätassistenten und Ernährungsmediziner ist nicht in der Lage, die Menschen zu ermuntern, andere Lebensmittel, Getränke und Speisen aufzunehmen.
Das Ernährungsverhalten ist nicht rational geprägt, sondern vielmehr insbesondere emotional bedingt. Solange die Diät- und Ernährungsberatung nicht nur nicht in ein ganzheitliches Konzept der Gesundheitsförderung einbezogen ist, sondern auch noch vorrangig faktenorientiert abläuft, kann der Ernährungsbericht keine grundsätzlich positiven Entwicklungen oder gar den Rückgang ernährungsmitbedingter Erkrankungen ausweisen. Das DKGD verurteilt die herkömmliche Ernährungsinformation und Diätberatung, da sie nicht nur wenig erreicht, sondern gleichzeitig das Wohlbefinden der Menschen einschränkt und mutmaßlich sogar die Fehl- und Überernährung fördert. Das DKGD lehnt Einzelmaßnahmen der Gesundheitsförderung rundweg als unsinnig, überflüssig und kontraproduktiv ab. Nur eine ganzheitliche und interdisziplinäre Gesundheitsförderung kann effektiv wirken und mehr als nur materielle Ressourcen verschwenden.
Bedauerlicherweise bestimmen oftmals Lobbyisten die Informationen über eine gesunde Ernährungsweise oder eine diätetische Therapie. Die Folge davon ist das Aufkommen von Ernährungsmärchen und Diätlügen. Das alles geschieht auf dem Rücken der Gesundheit der Menschen. Gerade die Lebensmittelindustrie, die Agrarlobby, aber auch Autoren von Büchern und Verfechter von bestimmten Ernährungsformen, die ihr Geld mit Büchern darüber verdienen, vertreten oftmals nachweislich falsche Botschaften.
Eine logische Ernährungsweise kann nicht pauschal gestaltet sein. Die Erkenntnisse um die Nutrigenomik zeigen, dass nicht für alle Menschen die gleichen Ernährungsempfehlungen gelten können. Die genetische Ausstattung bestimmt auch die Verträglichkeit, Bekömmlichkeit und den Wert der aufgenommenen Lebensmittel für das Individuum. Vor diesem Hintergrund lassen sich nur wenige allgemein gültige Empfehlungen hinsichtlich einer gesunden Ernährungsweise – aber auch diätetischen Therapie – geben. Selbstverständlich müssen auch Abneigungen, Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen sowie ethische Gesichtspunkte in die Diät- und Ernährungsberatung einbezogen werden.
Es darf niemals vergessen werden, dass die Ernährung weit mehr Funktionen erfüllen muss, als die der Energie-, Nähr- und Wirkstoffbedarfsdeckung. Essen muss nicht nur schmecken, sondern vielmehr müssen auch sozialkulturelle Gegebenheiten und Gepflogenheiten beachtet werden. In jedem Falle fördert und fordert das DKGD die Esskultur . In den nord- und mitteleuropäischen Ländern hat sich aufgrund der klimatischen Bedingungen eine andere Esskultur entwickelt, als in Ländern der südlichen Hemisphäre.
Das Essen muss die Grundbedürfnisse decken. Das Übermaß ist genauso schädlich wie ein Mangel. Wichtig ist, dass die Nahrungszufuhr an den Energieverbrauch angepasst ist. Andernfalls kommt es zur Entwicklung von Über- oder Untergewicht . Übergewicht und die krankhafte Ausprägung davon, die als Adipositas bezeichnet wird, können nachweislich eine Reihe von Krankheiten begünstigen. Es ist jedoch nicht richtig, von „Selbstmord mit Messer, Gabel und Glas“ zu sprechen, da dies einseitig und radikal dargestellt ist und den multifaktoriellen Ansatz der Krankheitsentstehung unzureichend würdigt. Bedingt durch den allgemeinen Bewegungsmangel in Deutschland entsteht bei der Mehrheit der Bevölkerung ein Ungleichgewicht aus Kalorienzufuhr und Kalorienverbrauch. Die Folge ist die Entstehung von Übergewicht mit erhöhten Fettmasseansammlungen. Während Übergewicht und Adipositas langfristig den Ausbruch und die Verschlimmerung von Erkrankungen beflügeln, führt Untergewicht rasch zu Krankheiten. Die Menschen sollten möglichst ein normnahes Gewicht haben. Ausgezehrt und mager sind genauso wenig gesundheitsförderlich wie fett. Essstörungen können auch durch falsch verstandene Diätvorhaben mitbedingt sein.
Das DKGD fördert und fordert die Verwendung von einheimischen Produkten . Diese sind vor dem Hintergrund der negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen selbst bei globaler Nahrungsversorgung vorzuziehen. Außerdem ist es wichtig, Lebensmittel saisonbezogen anzubauen, zu ernten und schließlich auch zu verzehren. Lebensmittel sollten nicht lange transportiert oder gelagert werden, sondern vielmehr frisch auf den Teller oder in den Topf kommen. Das DKGD setzt sich für mehr selbstzubereitete Speisen ein, die im häuslichen Umfeld in angenehmer Atmosphäre verzehrt werden. Das Essen muss bei der Nahrungsaufnahme im Mittelpunkt stehen.
Grundsätzlich gibt es keine schädlichen Lebensmittel , sondern vielmehr ein schädliches Ernährungsverhalten. Wissenschaftlich ist es nicht zu rechtfertigen, beispielsweise Zucker, Salz, Butter oder Zusatzstoffe als Buhmänner in der Ernährungsweise an den Pranger zu stellen. Wissenschaftlich begründbar sind nur wenige Empfehlungen, die zusätzlich noch durch das Einbeziehen der Wünsche und Vorlieben sowie von Krankheiten nur eingeschränkt als allgemeingültig angesehen werden können.
Die Ernährungsweise sollte ausgewogen und vielseitig sein. Extreme und eine gesundheitsförderliche Kost schließen sich aus.
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Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme von mindestens 1,5 Litern. Das DKGD empfiehlt insbesondere auf (Mineral)Wasser und regelmäßig auch auf Gemüsesäfte zurückzugreifen.
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Täglich sollte Frischobst und Gemüse in roher und gekochter Form aufgenommen werden.
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Eine kohlenhydratarme Ernährungsweise scheint in der evolutionären Entwicklung der menschlichen Rasse unbegründet und entspricht auch nicht den allgemeinen Verzehrsgewohnheiten sowie den ernährungsmedizinischen Empfehlungen. Grundsätzlich ist es aber auch nicht zu rechtfertigen, eine kohlenhydratreiche Ernährungsweise zu empfehlen. Sicher ist eine überreiche Zuckeraufnahme in Zeiten von Bewegungsmangel wenig empfehlenswert. Insbesondere zuckerreiche Softdrinks sowie fruchtzuckerreiche Getränke scheinen vor dem Hintergrund der aktuellen Studienlage ungünstig. Der glykämische Index und die glykämische Ladung werden in ihrem Wert für die Diät- und Ernährungsberatung überschätzt. Zudem sollte auf mit Fruktose gesüßte Nahrungsmittel und Getränke verzichtet werden. Eine extrem hohe Zufuhr isolierter Fruktose (Fruktosemast) scheint negative Auswirkungen auf die Gesundheit auszuüben. Es ist sicher unlogisch, reichlich oder wenig Kohlenhydrate aufzunehmen. Der Mensch ist auf die tägliche Zufuhr von Kohlenhydraten angewiesen.
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Gleiches gilt für das Eiweiß (Protein). Hier ist eine den jeweiligen Lebensumständen optimal angepasste Zufuhr und Auswahl der Proteinquellen anzuempfehlen. Eine eiweißreiche Ernährungsweise ist genauso wenig gesundheitsförderlich wie eine eiweißarme Kost. Es darf aber nicht vergessen werden, dass Proteine eine gute Sättigung hervorrufen und es beim Eiweißmangel zum Abbau von Muskeln kommt. Das fördert den Jojo-Effekt. Aus diesem Grund lehnt das DKGD auch das Fasten ab. Tierische Produkte und Hülsenfrüchte (insbesondere Soja) weisen eine hohe Proteinwertigkeit auf.
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Die wissenschaftliche Diskussion um die optimale Fettzufuhr und die ideale Fettqualität ist längst nicht abgeschlossen. Es scheint aber so, dass über Jahrzehnte ein übertriebener Fettverzicht gepredigt wurde, der schließlich wenig positive Effekte – dafür aber negative – auf die Gesundheit der Menschen hatte. Die Zufuhr gesättigter Fettsäuren erscheint weniger gesundheitsförderlich als die von bestimmten ungesättigten Fettsäuren. Insbesondere ist die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren durch ausreichenden Fischkonsum und die richtige Ölauswahl sowie den täglichen Verzehr von Nüssen und Samen zu steigern. Rapsöl, Leinöl und Nussöle gehören zu den hochwertigen Ölen. Der Wert von Olivenöl wird allgemein weit überschätzt. Der tägliche Verzehr von einer Handvoll naturbelassener Nüsse führt nicht zur Entwicklung von Übergewicht. Hochwertige Margarinen, die arm an gesättigten Fettsäuren sowie Transfettsäuren aber reich an ungesättigten Fettsäuren sind, erscheinen Butter als Streichfett hinsichtlich der Gesundheit überlegen. Grundsätzlich gilt aber, dass auch von hochwertigen Fetten keine unbegrenzten Mengen aufzunehmen sind. Streichfette waren zu einer Zeit sinnvoll, in der Kalorienmangel herrschte. Das ist heute nicht mehr der Fall.
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Ballaststoffe haben vielfältige positive Eigenschaften und daher ist eine ballaststoffreiche Ernährungsweise sinnvoll. Bestimmte Ballaststoffe wirken als Präbiotika und diese sind für eine gesunde Darmflora wichtig. Die Einnahme von Probiotika erscheint sinnvoll. Industrielle Spezialprodukte sind dafür aber in der Regel überflüssig. Es ist ausreichend, täglich Kefir, Joghurt, Sauerkraut oder milchsaures Gemüse aufzunehmen.
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Alkohol gehört zu den Giftstoffen. Zudem kann Alkohol eine Sucht auslösen. Es ist für die Gesundheitsförderung kontraproduktiv, den täglichen Alkoholkonsum – in welcher Form auch immer – zu empfehlen. Genussmittel sollten nicht täglich und nicht im Übermaß konsumiert werden.
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Bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährungsweise ist die Nahrungsergänzung nicht notwendig. Viele Menschen gehören aber zu Risikogruppen bezüglich der Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen oder sekundären Pflanzenstoffen. Das DKGD lehnt ausdrücklich eine gezielte Nahrungsergänzung nicht ab. Es fördert und fordert vielmehr die individuelle fachmännische Entscheidung, ob und welche Mikronährstoffe substituiert werden sollten. Die isolierte Zufuhr von hochdosierten Präparaten scheint wenig gesundheitsförderlich. Daher erscheint die Empfehlung natürlicher Nahrungsergänzungsmittel wie Sanddornsaft, Hagebuttenkonzentrat, Tomatenmark oder Hefe sinnvoll. Eine reine Rohkosternährung ist wenig gesundheitsförderlich.
Das DKGD fördert und fordert, mehr wissenschaftlich fundierte Ernährungsinformationen anzubieten und die Bevölkerung vor schädlichen Ernährungsempfehlungen oder Diäten zu schützen. Wissenschaftlich betrachtet ist die kalorische Überernährung in Deutschland weit gefährlicher als der Einsatz von Zusatzstoffen. Aus ethischen und umweltpolitischen Gründen ist es wichtig, möglichst auf einheimische Produkte zurückzugreifen. Die Erzeugung von Gemüse, Obst und auch Fleisch erfordert in südlichen Ländern extreme Wassermengen und bringen damit auch das ökologische Gleichgewicht ins Wanken. Eine gesundheitsförderliche Ernährungsweise fördert das Wohlbefinden, die Lebensqualität und hat konkrete Vorzüge für den Menschen. Sie macht Spaß, hält aktiv, beugt Krankheiten vor und ist in der Lage, bestimmte Krankheiten in ihrer Ausprägung zu mindern. Das Deutsche Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik empfiehlt Ihnen, Ihrem Körper das zu geben, was er benötigt. Lassen Sie es sich gut gehen und essen Sie Lebensmittel, die Ihnen und Ihrem Körper gut tun.