10 x Merk-Würdiges über …
Biergärten!
(1)Lebensfreuden. Im Biergarten lassen die Bayern ihre Seelen baumeln. Mit Freunden „ratschen“, gelassen die Welt betrachten, mit der Liebsten die Maß und mit dem Dackel eine Scheibe Bierwurst teilen: Hier zählen sie noch, die einfachen, wahren Genüsse.
(2)Starker Auftritt. Die Biergartensaison beginnt offiziell im Mai. Oft unterm Maibaum, gerne mit Maitanz, besonders stilvoll und süffig mit einem Fass Maibock.
(3)Der feine Unterschied. In einen echten Biergarten dürfen die Besucher bis heute ihre Brotzeit selbst mitbringen. Das beschloss im 19. Jahrhundert König Ludwig I. und so bestätigte es 1999 die Bayerische Biergartenverordnung.
(4)Biergartenbiere. Bestellt man im Biergarten ein Bier, bekommt man im Süden Bayerns eine Maß Helles, im Norden ein Seidla (halber Liter) Kellerbier serviert. Auf den fränkischen Bierkellern ist außerdem das Pils beliebt, in den altbayerischen Biergärten sind es Weißbier sowie Radler und Russn-Maß.
(5)Bayerische Ansichtssache. Ein Altbayer geht in den Biergarten, ein Franke dagegen auf den Bierkeller. Und trotzdem treffen sich beide am selben Ort.
(6)Brotzeitkorb-Kontrolle! Das muss drin sein: Radi (Rettich) oder Radieschen, Obazda, Wurstsalat, Sülze oder Presssack, Tischdecke, Brotzeitbrettchen und Radimesser. Bier und Brezn holt man sich beim Wirt. Brotzeit vergessen? Macht nichts. An den Brotzeitständen duftet es ohnehin so unverschämt gut …
(7)Entspannt ankommen: Die Radler-Maß. Kenner radeln zum Biergarten. Das macht fit und schön durstig und spart die Parkplatzsuche. Die erste Radlermaß soll 1922 der Wirt der Kugleralm ausgeschenkt haben, als an einem heißen Sommertag das Bier knapp wurde. Da mischte er das Helle einfach zu gleichen Teilen mit Zitronenlimo. Schmeckt mit und ohne Rad.
(8)Revolutionär: Der Russ. Die Russn-Maß soll 1918 erfunden worden sein, als im Münchner Mathäser-Keller die Anhänger der Räterepublik – „Russen“ genannt – tagten. Den Revolutionären sollte ein erfrischender, nicht zu starker Trunk gereicht werden (schließlich mussten sie vielen langwierigen Reden lauschen). Die Lösung: spritziges Weißbier, eins zu eins mit Zitronenlimonade gemischt. Die Räterepublik ist Geschichte. Lang lebe die Russn-Maß!
(9)Der größte bayerische Biergarten (und damit vermutlich der größte der Welt) ist mit 8.000 Plätzen der Münchner Hirschgarten.
(10)Das Rezept zur Maß: Obazda. Für 4 Portionen: 500 g reifen Camembert mit einer Gabel zerdrücken. Mit 40 g weicher Butter, 200 g Frischkäse und einer kleinen, fein gehackten Zwiebel vermengen. 6 bis 8 EL helles Bier unterrühren. Mit Salz, Pfeffer, Paprika und gemahlenem Kümmel abschmecken und mit Zwiebelringen, Schnittlauch oder Radieschen garnieren. Dazu: Brezn oder Bauernbrot.