Sauvignon Blanc aus Neuseeland – Eine Erfolgsgeschichte
Zum Leidwesen vieler Neuseeländer wird der Begriff „Wein aus Neuseeland“ in der internationalen Weinwelt oft immer noch mit Sauvignon Blanc gleichgesetzt. Für die Kiwis und einige andere Eingeweihte ist dies jedoch längst überholt. Denn die Pinot Noirs, Syrahs, Cabernets und Merlots gewinnen zunehmend an internationaler Anerkennung, obwohl mit einem Anteil von fast der Hälfte des gesamten Anbaus die Sauvignon Traube die bei Weitem dominierende ist. Und dabei trinken die Neuseeländer selbst doch lieber Chardonnay, wenn es um Weißwein geht.
Der Grund für den starken Anbau des Sauvignon liegt in der internationalen Nachfrage und dem einzigartigen Prestige, das sich die neuseeländische Ausprägung dieser Rebsorte in den letzten zwei Jahrzehnten aufbauen konnte. Denn tatsächlich ist die internationale Nachfrage nach diesem Weißwein aus Aotearoa so stark, dass trotz seines hohen Preises und jährlich mehr als beständig wachsenden Anbauflächen meist schon vor dem Jahrgangswechsel das „Sold Out“-Schild aufgehängt werden muss.
Interessanterweise war es gerade dieser Sauvignon Blanc, der Neuseeland zu seiner internationalen Bedeutung im Wein verholfen hat.
Interessant deshalb, weil diese ursprünglich aus Bordeaux stammende Rebsorte und der zwischenzeitlich stark mit den Anbaugebieten der Loire identifizierte Weißwein in den letzten Jahrzehnten als Langweiler galt. Seine herausragende Ausformung fand der Sauvignon bis zuletzt vielleicht im komplexen französischen Puilly-Fumé, aber speziell die Anpflanzungen in der Neuen Welt endeten meist in eher preisgünstigen Weißweincuvées.
Erst die Entdeckung, dass sich die Region Marlborough im Norden der neuseeländischen Südinsel wie weltweit keine Zweite für diese Rebsorte eignet und dabei auch Weine mit einem ganz eigenen, besonderen Charakter hervorzubringen vermag, verlieh nicht nur dem Sauvignon Blanc, sondern auch dem Weinland Neuseeland einen völlig neuen Status. Sehr schnell wurde dieser Wein zum Kult und mittlerweile zählt seine Ursprungsregion Marlborough zu den international bekanntesten, ja sogar der werthaltigsten Weinregion der Neuen Welt. Gut ablesen kann man das an den Preisen. Wurde vor 20 Jahren für einen Hektar Rebfläche in Marlborough noch umgerechnet 500 € und weniger bezahlt, liegt der Preis heutzutage bei bis zu 100.000 €. Und während die durchschnittliche Flasche Weißwein beispielsweise in Deutschland im Laden um die 1,90 € kostet, liegt sie für neuseeländische Sauvignon Blancs bei über 10 €.
Der Siegeszug dieses Weines begann mit dem Jahr 1985, das Neuseeland als ernstzunehmendes Weinland erstmals auf den Weltkarten auftauchen ließ. In diesem Jahr gab Cloudy Bay den ersten Jahrgang seines Marlborough Sauvignon Blanc heraus, ein inzwischen legendärer Wein, der Mitte der 1990er-Jahre zu den zehn besten Weißweinen der Welt gezählt wurde. Im wichtigsten Absatzmarkt USA durfte man in Weinläden zu dieser Zeit nur zwei Flaschen auf einmal kaufen und im Bestsellerroman „The Big Picture“ von Douglas Kennedy diente eine Flasche Cloudy Bay sogar als Mordwaffe.
Harter Weg zum Ruhm
Der Weg zu diesem Ruhm war allerdings hart und steinig. In den 1960er-Jahren litt Neuseelands Weinindustrie unter einer fürchterlichen Überproduktion. Die hauptsächlich angebaute Rebsorte zu dieser Zeit war der unspektakuläre Müller-Thurgau, der vor allem wegen seiner leichten Handhabung und seiner guten Ernteerträge Verwendung fand, dagegen aber kaum große Weine hervorzubringen vermag. Neuseeländische Weine galten zu diesem Zeitpunkt als schlecht und in der Herstellung als viel zu teuer – beides die Nachwirkungen von vorhergehenden, langjährigen Prohibitionsgesetzen – sodass der Weinexport so gut wie unmöglich war. Schließlich beschloss die neuseeländische Regierung ein Subventionsprogramm zur Stilllegung von Rebflächen, dem am Schluss fast drei Viertel des nationalen Weinanbaus zum Opfer fielen.
Bis in den Anfang der 1970er-Jahre hinein fand der Weinbau ausschließlich auf der Nordinsel statt, die Südinsel galt als ungeeignet und noch unwirtschaftlicher für den Traubenanbau. Anfang der 70er war es auch, dass der bereits damals größte Weinhersteller des Landes, Montana Wines, beschloss, einen Versuchsanbau in Marlborough zu starten.
Dies wurde sowohl von der Regierung als auch von anderen Weinherstellern stark kritisiert. Mit großem Geldeinsatz hatte man es ja gerade erst geschafft, die Überproduktion in den Griff zu bekommen, und nun wollte eine der Hauptfi guren im Subventionsspiel wieder eine neue Weinregion erschließen. Der Streit wurde hart ausgefochten, bis sich schließlich 1973 ein ortsansässiger Farmer, John Marris, bereiterklärte, probeweise als Vertragswinzer für Montana auf seinem Grund Reben zu pfl anzen, zu Anfang in wenig kommerziellem Umfang. Es wurden allerlei Varianten getestet, Bordeauxrebsorten wie Merlot und Cabernet, oder Chardonnay und Riesling, vor allem aber wieder der allseits oft eingesetzte „Muller“, der Müller-Thurgau.
Anfang der 1980er-Jahre schließlich besuchte eine Gruppe von Marlborough Winzern das Weingut Cape Mentelle in Margret River, West-Australien, und führten die ein oder andere Flasche Weißwein aus der Marlborough Region mit sich, die sie mit dem dortigen Besitzer und Winzer David Hohnen tranken. Vor allem der Sauvignon Blanc versetzte David in Staunen. Solch ein unglaubliches Aroma hatte er noch nie gekostet. Er erkannte sofort das enorme Potenzial in diesem Wein und erwarb kurzerhand günstig etliche Hektar Land in Marlborough. 1985 brachte er mit seinem Cloudy Bay genannten Weingut den ersten, regionentypischen Sauvignon Blanc heraus. 1990 kam mit der Übernahme von Cape Mentelle / Cloudy Bay durch den französischen Champagnerhersteller Veuve Cliquôt auch das nötige Marketingbudget und Vertriebsnetzwerk dazu und so wurde dieser Wein schließlich zu einem Meilenstein für Neuseelands Weinindustrie und zu einer völlig eigenständigen Typenbestimmung – dem „Marlborough Sauvignon Blanc“.
Mittlerweise gibt es allein in der Region Marlborough über 100 Weinproduzenten und weitere kühle Weinregionen wie Martinborough, Nelson oder Waipara bringen mindestens ebenso grandiose Sauvignon Blancs hervor. Auch Hersteller wie Villa Maria, Highfield Estate, Hunters oder Seresin haben es geschafft, international zum Renommee dieses Weines beizutragen.
Heute dominiert der Sauvignon Blanc mit mehr als 40 Prozent den Weinbau Neuseelands, und mit 75 Prozent den Weinexport. In einigen Märkten wie USA und Großbritannien ist der neuseeländische Sauvignon bereits ein Synonym für die Rebsorte, in anderen Ländern schickt er sich an, das zu werden. Ein großer Teil des alljährlichen Rebflächenwachstums von 10 bis 15 Prozent (Weltrekord!) geht in diesen Weißwein und ist vorbestimmt für den Export. Sollte in einigen Ländern Kontinentaleuropas oder Asiens ein ebenso großer Boom für diese Art aromatischer Weine entstehen, dann kann man sich vorstellen, dass der eigentliche Boom für diesen herausragenden Wein erst noch bevorsteht. Dann werden die anderen, aus Neuseeland stammenden Weine, die wahrscheinlich nicht weniger Potenzial aufweisen, noch länger in seinem Schatten stehen.
Neuseelandwein bei www.waipara.de :
www.waipara.de/advanced_search_result.php?keywords=sauvignon