Rote Mauerbiene

Deutschlands Imker sind in eine schwere
Krise geschleudert: Bis zu 80 Prozent der Bienenvölker sind in
manchen Gegenden vernichtet! Schuld daran sind unter anderem eine
spezielle Bakterieninfektion und eine „Killer“-Milbe, der selbst
Gifte nichts anhaben können. Doch im Obstbau, der vor allem auf
Insektenbestäubung angewiesen ist, keimt jetzt dennoch Hoffnung:
In
einem Pilotversuch in Rostock soll als Alternative zur anfälligen
Honigbiene der Einsatz der robusteren Roten Mauerbiene – häufigste
Wildbienenart in Deutschland – getestet werden. „Es müssen schnell
Alternativen zur Honigbiene gefunden werden. Sonst drohen europaweit
große Ertrags- und harte finanzielle Einbußen für die produzierenden
Unternehmen,“ betont Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt mit 120.000
Euro fördert.

Die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) ist „extrem anpassungsfähig,
leicht zu halten und zu vermehren und ein höchst wirkungsvoller
Obstbaumbestäuber mit wesentlich größerer Leistung als die
Honigbiene“, betont Prof. Dr. Gerd Müller-Motzfeld vom Zoologischen
Institut und Museum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald,
das den Pilotversuch gemeinsam mit der Rostocker Obst GmbH
durchführt. Ziel des Projektes ist es, mit der Roten Mauerbiene auf
einer 230 Hektar großen Obstanbaufläche – das entspricht etwa 300
Fußballfeldern – der Rostocker Obst GmbH vor allem Apfel-, Birnen-
und Pflaumenbäume zu bestäuben.

Im Ausland bewährte Methoden des Großeinsatzes sollen heimischen
Bedingungen angepasst werden. Die optimale Besatzdichte der Bienen
und ihre Verteilung auf den Flächen sollen untersucht, Nisthilfen für
Massenzuchten weiterentwickelt und getestet werden. Aber auch die
Kosten von Haltung, Lagerung, Überwinterung und Parasitenbekämpfung
sollen nicht aus den Augen verloren werden. Brickwedde: „Es soll
erstmals für deutsche Verhältnisse eine Kosten-Nutzen-Bilanz
aufgestellt werden. Obstbauern müssen wissen, was der Einsatz kostet
und welcher Gewinn erwirtschaftet werden kann.“ Die Akzeptanz des
Einsatzes der Mauerbiene bei deutschen Obstbauern soll auch ermittelt
werden.

Zum Projektende soll ein komplettes Bestäubungsmanagementprogramm
als leicht verständlicher Leitfaden für die Nutzung der Roten
Mauerbiene als Bestäuber in Obstplantagen und Kleingärten vorliegen.
Zielgruppe sind kommerzielle und private Obstgärtner sowie
Bienenzüchter. Müller-Motzfeld: „Dabei ist besonders wichtig, dass
die Mauerbienen der Honigbiene in der Konkurrenz auf der Blüte
ausweichen, also ‚unterlegen‘ sind. Die Honigbienen werden nicht
verdrängt und können jederzeit bestäuben.“

Martin Czechl, Geschäftsführer der Rostocker Obst GmbH: „Die
Bestäubungsleistung von Insekten ist einer der Schlüsselfaktoren für
den Ertrag. Unser Versuch stabilisiert und sichert nicht nur Erträge
in Landwirtschaft und Obstbau. Er unterstützt ebenso den Naturschutz
in genutzten Landschaften, indem die Biodiversität von Fauna und
Flora durch den Einsatz einheimischer bestäubender Insekten
unterstützt wird.“

www.dbu.de

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