Ein hohes Typ-2-Diabetes-Risiko verkürzt die Lebenserwartung um 13 Jahre

Ein hohes Typ-2-Diabetes-Risiko verkürzt die Lebenserwartung um 13
Jahre

Menschen mit einem stark erhöhten Risiko für
Typ-2-Diabetes (Alterszucker) erkranken fast dreimal so häufig an einem
Herzinfarkt und ihre Lebenserwartung ist um etwa 13 Jahre verkürzt – und
dies unabhängig von Alter und Geschlecht. Ebenso erleiden sie fast
doppelt so häufig einen Schlaganfall, wie Menschen mit sehr geringem
Risiko. Dies sind die Ergebnisse der Potsdamer EPIC*-Studie, die die
Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs, Typ-2-Diabetes und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Studienleiter ist Heiner Boeing
vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
(DIfE).

Die an der Studie maßgeblich beteiligten Wissenschaftler, zu denen auch
Matthias Schulze, von der Technischen Universität München, und Christin
Heidemann, vom Robert-Koch-Institut in Berlin, gehören, veröffentlichten
kürzlich ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift European Journal of
Epidemiology (Heidemann C. et al., 2009, DOI 10.1007/s10654-009-9338-7).

Bereits im Jahr 2007 entwickelten DIfE-Wissenschaftler basierend auf
den Daten der Potsdamer EPIC-Studie den Deutschen Diabetes-Risiko-Test.
Mit diesem Test kann jeder Erwachsene auf einfache aber sehr präzise
Weise sein persönliches Risiko bestimmen, in den nächsten fünf Jahren an
einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Die Anwendung des Tests erfordert
weder eine ärztliche Untersuchung noch die Analyse von Blutproben, da
lediglich Angaben zu Alter, Taillenumfang, Ernährungsgewohnheiten und
Lebensstil gemacht werden müssen.

Mit der vorliegenden Studie gingen die Wissenschaftler den folgenden
Fragen nach: Haben Personen, die laut Diabetes-Test eine erhöhte
Erkrankungswahrscheinlichkeit für Typ-2-Diabetes besitzen, auch ein
höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Und gibt es auch
einen Zusammenhang zwischen dem Testergebnis und dem
Sterblichkeitsrisiko?

Hierzu werteten die Forscher die Daten von 23.455 Frauen und Männern im
Alter zwischen 35 und 65 Jahren aus. Dabei verglichen sie die Werte von
Teilnehmern mit einer niedrigen Erkrankungswahrscheinlichkeit für
Diabetes von unter einem Prozent, mit den Werten von Personen mit einer
höheren Erkrankungswahrscheinlichkeit. Im Extremfall betrug diese über
zehn Prozent.

Mit steigender Erkrankungswahrscheinlichkeit für Diabetes, erhöhte sich
auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie das
Sterblichkeitsrisiko. So hatten Personen mit sehr hohen Werten im
Diabetes-Risiko-Test unabhängig vom Alter ein 2,7fach erhöhtes
Herzinfarkt- sowie ein 1,9fach erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Zudem war
ihr Sterblichkeitsrisiko um das 2,4fache erhöht, was einer um 13 Jahre
verkürzten Lebenserwartung entspricht.

„Wie unsere Untersuchung zeigt, sind die Ergebnisse des Deutschen
Diabetes-Risiko-Tests auch mit anderen Erkrankungsrisiken assoziiert“,
erklärt Matthias Schulze. So seien Personen, die höhere
Diabetes-Testwerte erzielten, ebenfalls stärker gefährdet, einen
Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden und hierdurch vorzeitig zu
sterben. Dass diese Zusammenhänge unabhängig vom Alter der Person seien,
zeige, welch wichtige Rolle Übergewicht, Ernährungsgewohnheiten und
Lebensstil auch für diese Erkrankungen spielten, ergänzt Schulze.
Allerdings solle der Deutsche Diabetes-Risiko-Test nicht als Risikotest
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen werden, dafür sei er nicht
optimiert.

*EPIC: European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition

Hintergrundinformation:

Zur vorliegenden Studie:
Von den 23.455 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern erkrankten
während der Nachbeobachtungszeit von 8 Jahren 214 Personen an einem
Herzinfarkt. 186 Personen erlitten einen Schlaganfall. Zudem erkrankten
68 Studienteilnehmer an Kolonkrebs, 194 Personen erkrankten an
Brustkrebs und 145 Personen erkrankten an Prostatakrebs. 624 der
Studienteilnehmer starben im Beobachtungszeitraum.

Zusammenhänge zwischen erhöhten Diabetes-Risiko-Testwerten und einem
erhöhten Risiko für Brust-, Dickdarm- und Prostatakrebs konnten die
Wissenschaftler ebenfalls beobachten. Diese waren aber weitestgehend
altersabhängig.

Die Potsdamer EPIC-Studie ist eine prospektive Beobachtungsstudie. Bei
der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die
Teilnehmer/innen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu
untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte
Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine
Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert
werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven
Studien.

Der Deutsche Diabetes-Risiko-Test:
Der Test ist seit 2007 als interaktiver Online-Test und seit 2008 auch
als Fragebogen im Internet verfügbar ( www.dife.de ).

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und
Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte
Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-,
Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und
Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften.
Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an
Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder
fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die
Leibniz-Institute beschäftigen etwa 14.200 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, davon sind ca. 6500 Wissenschaftler, davon wiederum 2500
Nachwuchswissenschaftler.

Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

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