„Smiley-Tag“ in Deutschland – Ob Analog-Käse, Gammelfleisch oder Schmuddelkneipen: foodwatch fordert Veröffentlichung aller Lebensmittelkontrollergebnisse
Emnid-Umfrage: 87 Prozent der Bürger fordern Smiley-System – Gesetzesvorschlag zur Einführung des Smiley-Systems nach dänischem Vorbild vorgelegt – Ein Jahr nach Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes werden „Ross und Reiter“ noch immer nicht genannt
Ein Jahr nach Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) fordert die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch die Einführung eines Smiley-Systems nach dänischem Vorbild. „Es muss Schluss sein mit der Geheimniskrämerei bei Lebensmittelkontrollen. Wir brauchen eine Kultur der Offenheit in den Amtsstuben“, sagte der stellvertretende foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt heute bei einer Pressekonferenz in Berlin. Er sprach sich für die Veröffentlichung aller Lebensmittelkontrollen unter Nennung der verantwortlichen Betriebe aus: „Das dänische System der aktiven Information durch die Behörden bringt maximale Transparenz für Verbraucher und fördert ehrliche Betriebe. Mit dem Smiley-System kann Deutschland ein Land des Lächelns werden.“
In einer aktuellen, repräsentativen Emnid-Umfrage im Auftrag von foodwatch verlangen 85 Prozent der Bundesbürger die Bekanntgabe der amtlichen Kontrollergebnisse. Bislang veröffentlicht nur der Bezirk Berlin-Pankow in einer „Negativliste“ im Internet die Namen von Gaststätten, die bei Hygienekontrollen schlecht abgeschnitten haben. Sogar 87 Prozent der Befragten sprechen sich für die Einführung eines Smiley-Systems nach dem Vorbild Dänemark aus. Dort sind die Betreiber von Lebensmittelbetrieben seit 2001 verpflichtet, die Kontrollergebnisse gut sichtbar im Verkaufsraum auszuhängen. Die Kunden können sich anhand von vier Gesichter-Grafiken (von traurig über neutral und leicht lächelnd bis zu stark lachend) über das Maß der Beanstandungen informieren. foodwatch hat heute einen Gesetzesvorschlag zur Einführung eines Smiley-Systems in Deutschland vorgelegt.
Pünktlich zum Smiley-Tag am 30. April 2009 – dem Tag, an dem das Verbraucherinformationsgesetz ein Jahr in Kraft ist – startet foodwatch eine Online-Mitmachaktion auf www.foodwatch.de. „Wir appellieren an die Verbraucher, bei den zuständigen Politikern und Verbänden echte Transparenz bei den Lebensmittelkontrollen einzufordern“, so foodwatch-Experte Wolfschmidt. „Jahr für Jahr werden bei den amtlichen Lebensmittelkontrollen rund 15 Prozent der genommenen Proben und 23 Prozent der kontrollierten Betriebe beanstandet. Doch ob Gammelfleisch verkauft, Käse-Imitat als echter Käse deklariert wird oder die Restaurant-Küche vor Dreck strotzt: Die Namen der Sünder behalten die Behörden für sich, anstatt die Verbraucher aktiv darüber zu informieren.“
Bei Inkrafttreten des Verbraucherinformationsgesetzes am 1. Mai 2008 versprach die Bundesregierung, dass nun „Ross und Reiter“ genannt würden. Wolfschmidt: „Das hat sich als leeres Versprechen entpuppt. In den meisten Behörden gehen Amtsgeheimnis und Betriebsinteressen weiterhin vor. Die Information der Öffentlichkeit bei Gesundheitsgefahren und Hygienemängeln, bei Täuschung und Betrug, bleibt die seltene Ausnahme.“