Schmeckt Bio wirklich besser?

Schmeckt Bio wirklich besser?

Geschmack trifft Marketing

Mit dem Geschmack von Bio-Lebensmitteln befasst sich das EU-Forschungsprojekt „ECROPOLIS“. Beteiligt ist auch der Lehrstuhl für Agrarmarketing der Universität Göttingen unter Leitung von Professor Achim Spiller. Die Göttinger Forscher widmen sich den Geschmackserwartungen der Verbraucher. Sie werden in den nächsten drei Jahren Befragungen und Geschmacksprüfungen durchführen.
Hersteller und Händler von Bio-Lebensmitteln haben sich bislang in erster Linie auf rein lebensmitteltechnologische Erkenntnisse gestützt. Für viele Kunden ist aber der Geschmack von Lebensmitteln ein wichtiges Kaufkriterium. Deshalb soll die Sensorik von Bioprodukten näher untersucht werden. Dafür werden Milch-, Fleisch-, Tomatenprodukte, Backwaren, Äpfel sowie Öle in sechs europäischen Ländern auf ihren Geruch, Geschmack und ihr Aussehen bewertet. Bei der Auswahl der Produkte werden sowohl Marktbedürfnisse wie auch die technische Durchführbarkeit berücksichtigt. Die Ergebnisse der sensorischen Analyse sollen dann mit den entsprechenden Konsumentenbefragungen kombiniert werden. Dafür werden zunächst so genannte Focus Group Interviews durchgeführt, um einen ersten Eindruck von den Sensorik-Präferenzen und Erwartungen der Verbraucher im Hinblick auf Bio-Lebensmittel zu gewinnen. Danach werden mittels standardisierter Fragebögen jeweils 300 Verbraucher in den am Projekt beteiligten Ländern zu ihren Geschmacksneigungen und weiteren Einflussgrößen ihres Ernährungsverhaltens befragt. Im Vorfeld dieser Konsumentenbefragungen werden aber zunächst die Erfahrungen sowie die Bedürfnisse der Marktakteure für ein Marketing mit Geschmacksargumenten erörtert.
„Wir wollen zum einen herausfinden, welche Erwartungen die Unternehmen der Bio-Branche im Hinblick auf Marketing mit Geschmacksargumenten haben“, erklärt Tim Obermowe, der das Projekt als wissenschaftlicher Mitarbeiter betreut. „Zum anderen wollen wir untersuchen, welche Vorlieben die Konsumenten haben, hinsichtlich der sensorischen Eigenschaften von Bio-Lebensmitteln und welche Verbrauchertypologien sich dahinter verbergen.“
Die Ergebnisse dieses interdisziplinären Forschungsansatzes sollen dann unter anderem in einer „Europäischen Geschmackslandkarte“ zusammengefasst werden. Sie soll Rückschlüsse darüber zulassen, welche sensorischen Eigenschaften bei den Konsumenten in den verschiedenen Ländern bei den jeweiligen Lebensmitteln eine Rolle spielen.
Einzigartig sei die Verknüpfung von Geschmacksforschung und Marktforschung, so Obermowe. Projektziel sei darüber hinaus die Schulung von Mitarbeitern des Verkaufs, damit diese in der Lage seien, im Beratungsgespräch den Fokus auf Geschmacksargumente zu richten.
Das Projekt ECROPOLIS wird vom Schweizerischen Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) koordiniert.

aid, Dr. Ute Zöllner

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