Bonner Studie ermittelt Chancen für ein neues Frischeetikett im Lebensmittelhandel

Mehr Sicherheit für den Verbraucher

Bonner Studie ermittelt Chancen für ein neues Frischeetikett im Lebensmittelhandel – Verbraucher können Lebensmittel-Frische nur schwer beurteilen

Manchmal wird es schon inflationär benutzt, das Etikett „frisch“. Im Lebensmitteleinzelhandel steht es für Qualität und unbedenkliche Waren. Doch fast regelmäßig wird gerade diese Unbedenklichkeit durch neue Skandale in Frage gestellt.

Gäbe es einen Indikator, der tatsächlich den Frischegrad von Lebensmitteln anzeigt, würden die damit versehenen Lebensmittel wohl stärker nachgefragt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Forum PRO FRISCHE in Auftrag gegeben hat. Dem Forum gehören neben Wissenschaftlern der Universität Bonn Experten des Balinger Technologieherstellers Bizerba und des schweizerischen Chemieunternehmens Ciba des Deutschen Hausfrauen-Bundes (DHB) an.

„Die Teilnehmer der Studie“, so Professor Rainer Stamminger von der Universität Bonn, „gaben dabei oft an, dass die Frische vieler Lebensmittel schwer zu beurteilen ist und ein Frischeindikator durchaus hilfreich sein kann.“ Jeweils knapp zwei Drittel befürchten, Lebensmittel könnten vor allem im Sommer beim Transport zu warm werden und dass der Handel bestimmte Lebensmittel unzureichend lagere und diese bereits beim Kauf verdorben sein könnten. Nicht gerade appetitliche Aussichten schildert die Bonner Wissenschaftlerin Dr. Judith Kreyenschmidt. „Ein zu Beginn harmloser Prozess, dessen Geschwindigkeit allerdings maßgeblich vom Verhalten des Verbrauchers abhängt. Denn die Zahl der Keime steigt explosionsartig an, sobald die Kühlkette an irgendeiner Stelle unterbrochen wird – zum Beispiel während der Heimfahrt im heißen Auto oder im zu warmen Kühlschrank.“

Mit Hilfe eines Frischeindikators, so glaubten rund 85 Prozent der Studienteilnehmer, könnten sie die Frische von Lebensmitteln besser beurteilen. Das bislang gängige Mindesthaltbarkeitsdatum, so Marc Büttgenbach, Sales Director Labels & Consumables bei Bizerba, sage nichts darüber aus, wie die Lebensmittel zuvor behandelt wurden. Der Kunde müsse blind vertrauen, dass das Fleisch vor dem Griff in die Kühltheke ordnungsgemäß gelagert wurde. Und das Mindesthaltbarkeitsdatum gelte eben nur bei bestimmten Lagerungstemperaturen.

Als Vorteile eines zusätzlichen Frischeindikators bezeichneten die Studienteilnehmer unter anderem die größere Transparenz und bessere Kontrolle des Handels, leichtere Verständlichkeit für den Kunden und Informationen über den Verlauf der Kühlkette sowie der jeweiligen Lagerbedingungen. Über drei Viertel der Befragten gaben schließlich an, so Stamminger, „dass Lebensmittel mit Frischeindikator eher als herkömmliche gekauft würden, bei ansonsten gleichen Bedingungen.“ Sie seien zudem bereit, für ein Mehr an Qualitäts- und Frischesicherung einen Aufpreis zu zahlen.

„Qualität und Frische sind heute mehr denn je ein Unterscheidungsmerkmal im Lebensmittelhandel“, sagt Büttgenbach. „Der grundlegende Gedanke eines Frischeindikators ist die Visualisierung der Kühlkette, die das Mindesthaltbarkeitsdatum ergänzt – also das, was bisher im Verborgenen lag. Wir wollen Sicherheit im Supermarkt und Sicherheit beim Verbraucher – eine Anzeige, die sich mit fortschreitender Zeit ändert, also verfärbt, und den Frischezustand von Lebensmitteln ablesbar macht, die nach der Ernte, der Schlachtung oder der Herstellung sofort an Frische und Qualität verlieren.“ Handel und Kunden bekommen nach seiner Ansicht einen Mehrwert: „Der Verbraucher kann vor und nach dem Kauf erkennen, ob das Produkt entsprechend den Vorschriften des Herstellers gelagert wurde. Denn andernfalls würde die Prognose des Mindesthaltbarkeitsdatums hinfällig“, so Büttgenbachs Überzeugung.

Das Bizerba TTI-Systemetikett funktioniert auf Basis einer von Ciba entwickelten Druckfarbe, wird diese Druckfarbe mit Licht aktiviert, verändert sie ihre Farbe – von farblos bis zu Blau. Um diese „Aufladung“ zu speichern, kommt ein Lichtschutz über die so aktivierte Druckfarbe. Im weiteren Zeitverlauf wird diese Reaktion in Abhängigkeit zur Temperatur wieder rückgängig gemacht. Das Rückverfärben von Blau nach farblos geht umso schneller, je höher die Temperatur ist. In der Praxis bedeutet dies: Wird die ideale Temperatur oder die Anzahl der vordefinierten Haltbarkeitstage überschritten, verändert das Etikett die Farbe von „frisch“ über „noch zum Verzehr geeignet“ bis „nicht mehr verzehrbar“. Somit liefert es für den Verbraucher auf einen Blick eine verlässliche Kontrolle der Kühlkette von der Produktion bis zum Checkout, der Produzent kann Frische eindeutig nachweisen, Kühlkettenverletzungen lassen sich dokumentieren und entsprechende Kosten zuordnen.

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