ÖKO-TEST Gemüse-Gläschen

ÖKO-TEST-Magazin Mai 2009

ÖKO-TEST Gemüse-Gläschen
Benzol im Babybrei

In Gemüse-Babygläschen hat das Frankfurter Verbrauchermagazin ÖKO-TEST gleich zwei krebserregende Stoffe entdeckt. Sie entstehen im industriellen Herstellungsprozess, weil die Gläschen lange und hoch erhitzt werden.

Fast alle der 14 untersuchten Breie enthalten krebserregendes Benzol und/oder Furan. Untersucht wurden auch Karottensäfte. In fast allen Testmarken steckte ebenfalls Benzol. Die analysierten Mengen sind zwar klein, doch bevor es nicht mehr Forschungsdaten gibt, befolgt ÖKO-TEST das Vorsorgeprinzip und wertet ab.

Die Hersteller waren von den Testergebnissen übrigens nicht sonderlich überrascht. Sie wiesen darauf hin, dass es keine Beurteilungskriterien offizieller Stellen gäbe und sprechen davon, dass die Belastung mit Furan und Benzol unvermeidbar wäre. Dabei hat das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schon im Jahre 2004 gefordert, dass die Hersteller nach Möglichkeiten suchen sollen, die Furangehalte in Lebensmitteln durch geeignet technische Maßnahmen zu senken.

Die aktuelle Ausgabe des ÖKO-TEST-Magazins Mai 2009 gibt es ab dem 24. April 2009 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 3,80 Euro.

Hintergrund

Benzol und Furan

Für Furan in Babynahrung gibt es bisher keine gesetzlichen Grenzwerte, aber die Empfehlungen zur Minimierung. Aktivitäten und Untersuchungen, um den Stoff beurteilen zu können, laufen.
Umfangreich toxikologisch geprüft wurde Furan im Rahmen des National Toxicology Program in den USA. Selbst bei der Dosis von täglich zwei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht (2 mg/kg/KG) traten noch Effekte auf. Daten zu niedrigeren Dosen liegen nicht vor. ÖKO-TEST hat für die Bewertung den vorhandenen Wert mit einem Sicherheitsfaktor von 1.000 versehen, so wie es auch das CVUA Karlsruhe hypothetisch angenommen hat, um einen Eindruck von der Belastung zu bekommen. Ein sieben Kilogramm schweres Baby dürfte dann nicht mehr als 14 Mikrogramm (µg) pro Tag aufnehmen.

Für Benzol gibt es nur einen Grenzwert für Trinkwasser, der bei 1 µg pro Liter liegt. Weil Trinkwasser ein Leben lang aufgenommen wird, die Karottenpürees aber nur eine kurze Zeit und in kleineren Mengen, hat ÖKO-TEST Werte von mehr als 1 bis 3 µg/kg (bei den Karottensäften 1 bis 3 µg/l) nur um eine Note abgewertet. Bei über 3 µg/kg bzw. µg/l geht es zwei Noten nach unten. Dieser Grenzwert ist beispielsweise für sehr giftige Pestizidrückstände festgelegt und kann eingehalten werden. Das sollte auch für Benzol gelten. Das CVUA Karlsruhe hält es bei Karottensäften durch gute Herstellungspraxis für möglich, den Benzolgehalt auf unter 2,5 µg/l zu begrenzen.

Fragen und Antworten

Ich habe mein Baby einige Monate mit den belasteten Gläschen gefüttert. Hat es Schaden genommen?
Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht, denn die aufgenommenen Mengen an gefährlichen Stoffen sind klein. Alle Überlegungen dienen dem vorbeugenden Gesundheitsschutz, das heißt: Es soll vermieden werden, dass durch Schadstoffe aus verschiedenen Quellen irgendwann das Fass überläuft. Für manche Umweltgifte wie Benzol gibt es daher ganz bewusst keine akzeptable tägliche Menge. Denn das Grundprinzip lautet, dass die Stoffe, so gut es geht minimiert oder vermieden werden sollen. Deshalb kann mit letzter Sicherheit aber auch niemand sagen, ab welcher Menge genau Benzol schädlich ist. Benzol kommt ja auch in der Umwelt vor und wird vor allem über die Atemluft aufgenommen, in Mengen, die in der Regel sehr viel höher sind als die Aufnahme über Lebensmittel.

Sind alle Gläschen- und Gemüsesorten betroffen?
In der ÖKO-TEST-Untersuchung schwankten die Furanwerte in den Gläschen zwischen 20 und 90 µg/kg. Untersuchungen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes in Karlsruhe (CVUA) weisen darauf hin, dass Kartoffeln mehr als anderes Gemüse zur Bildung von Furan neigt, Gemüsegläschen sind insgesamt offenbar stärker betroffen als Obst- und Getreidebreie; Menüs mit Fleisch weisen im Mittel auch niedrigere Werte auf.

Sind die Schadstoffe auch im selbst gekochten Brei?
Nein. Das CVUA Karlsruhe hat reines Karotten- und Kartoffelpüree auf Furan analysiert und nichts nachgewiesen. Wir ließen drei unterschiedliche Proben selbst hergestellten Karotten-Kartoffel-Breis analysieren und fanden kein Benzol. Auch im frisch gepressten Karottensaft wurde kein Benzol nachgewiesen. Versuche der Karlsruher Wissenschaftler zeigten aber, dass sich beispielsweise im Karotten-Kartoffel-Brei nach sehr langem Aufwärmen und Warmhalten (1 Stunde, 70 °C) geringe Mengen an Furan bildeten. Wenn frisch gepresster Karottensaft länger als 30 Minuten über 100 Grad erhitzt wurde, bildete sich Benzol.

Was muss man bei der Zubereitung von selbst gekochtem Brei beachten?
Eltern sollten Rohwaren aus ökologischer Erzeugung bevorzugen. Man nimmt frisches Gemüse, putzt es, schneidet es klein und kocht beziehungsweise dünstet es in wenig Wasser etwa 20 Minuten, bis das Gemüse weich ist. Dann wird es zusammen mit dem Kochwasser fein püriert, um Vitamine und Mineralstoffe zu erhalten. Auf Salz verzichten. Um die fettlöslichen Vitamine in Karotten besser verfügbar zu machen, kann man ein paar Tropfen Öl oder Butter zugeben. Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen. Deshalb noch einen Löffel Orangensaft oder Sanddornelixier unter den Brei mischen. Wer auf Vorrat kochen möchte, friert das Püree in kleinen Portionen ein, die schnell wieder erwärmt werden können.

Warum entstehen die Schadstoffe gerade bei der industriellen Fertigung?
Die bisherigen Untersuchungsergebnisse lassen darauf schließen, dass der Gehalt beider Schadstoffe mit der Temperatur und der Erhitzungsdauer ansteigen. Das geschlossene System Gläschen und die hohen Temperaturen bei der Fertigung der Breie sind offenbar besonders begünstigende Faktoren.

ÖKO-TEST-Magazin Mai 2009
Ab dem 24.04.2009 überall im Handel erhältlich
Preis: 3,80 Euro

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