Auerbachs Keller Leipzig – Sven Hofmann neuer Küchenchef

Pächterwechsel im Auerbachs Keller Leipzig

Ehepaar Rothenberger: Respekt vor neuer Aufgabe

Ein Faxgerät hat Bernhard Rothenberger bereits verschlissen. Seine Wohnung sieht der neue Pächter des Auerbachs Keller Leipzig zurzeit nur zum Schlafen. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern hat Rothenberger nur ein Ziel vor Augen: einen reibungslosen Übergang von einem Pächter zum nächsten und einen erfolgreichen Neustart am 18. April. Eine Mammutaufgabe, denn der Auerbachs Keller ist nicht nur räumlich mit 1.378 Quadratmetern Pachtfläche eine echte Größe, auch die Geschichte des weltbekannten Restaurants flößt den neuen Betreibern viel Respekt ein. Schließlich zählt das mehr als 480 Jahre alte Gasthaus zu den zehn berühmtesten Restaurants der Welt. Eine echte berufliche Herausforderung und eine Ehre für das Ehepaar Rothenberger.

Gasthaus ist bisher gut geführt worden

Viel ändern wollen die neuen Pächter nicht, denn sie übernehmen ein gut geführtes Haus. Froh ist Bernhard Rothenberger, dass ihm ein Großteil der alten Belegschaft die Treue hält. „Das ist auch für die Gäste schön, wenn sie in bekannte Gesichter schauen“, findet der 45-Jährige. Begeistert hat ihn und seine Frau von Anfang an die hohe Qualität der Speisen. „Daran werden wir auf keinen Fall etwas ändern“, betont der neue Kellerchef. Auch künftig werden die Gäste frisch zubereitete Produkte aus der Region genießen können. Gemeinsam mit seinem gastronomischen Leiter René Stoffregen arbeitet Rothenberger allerdings an einer neuen Weinkarte. Diese soll wie bisher rund 200 Positionen umfassen.

Für viele langjährige Mitarbeiter bedeutet der Pächterwechsel zugleich einen Karrieresprung: Rothenbergers Vorgänger Ulrich Reinhardt hatte die Führungsriege komplett mit Familienmitgliedern besetzt, die nun mit ihm den Keller verlassen. Das bedeutet für die Stellvertreter jetzt die Chance, beruflich aufzusteigen. So wird zum Beispiel der bisherige Sous-Chef Sven Hofmann neuer Küchenchef. Auch der Führungsstil Rothenbergers ist ein anderer: „Ich erwarte von meinen Mitarbeitern, dass sie eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten“, so der Chef. „Das bedeutet zunächst vielleicht etwas mehr Anstrengung, aber langfristig auch mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeitern“, ist sich Rothenberger sicher.

Künftig wieder mehr Leipziger als Gäste

Einige kleine Änderungen wird es in den nächsten Wochen und Monaten dennoch geben: So wollen die Rothenbergers zum Beispiel das Konzept des kellereigenen Souvenirshops aufwerten. Künftig soll es neben den traditionellen Mitbringseln auch exklusive Geschenke, wie zum Beispiel die Sonderprägung einer Meißener Porzellan-Plakette oder ähnliches, zu kaufen geben. Auch die hauseigene Mephisto-Torte, die bisher nur Insidern ein Begriff war, soll einem breiteren Publikum bekannt gemacht werden. Und ähnlich wie die Sachertorte in Wien, eines der Aushängeschilder des Auerbachs Keller werden. Zudem hofft Rothenberger künftig wieder mehr Leipziger in der „Guten Stube“ der Stadt willkommen zu heißen.

Für die Rothenbergers bedeutet die Übernahme des Auerbachs Keller ein echter Neuanfang, denn das Objekt sei mit nichts zu vergleichen, eben ein Unikat. Obwohl Bernhard Rothenberger, wie er selbst sagt, vieles neu lernen muss, wird ihm seine internationale Berufserfahrung, die der Restaurantfachmann und Betriebswirt in der Vier- und Fünf-Sterne-Hotellerie im In- und Ausland sammeln konnte, helfen. Seine Frau Christine ist Köchin, Restaurantfachfrau und Hotelkauffrau sowie Absolventin der Hotelfachschule in Salzburg. Zurzeit leitet sie das Parkhotel Schloss Hohenfeld in Münster alleine bis der Pachtvertrag ausläuft. „Dass ich meine Frau in dieser wichtigen Zeit nicht an meiner Seite habe, bedauere ich sehr“, sagt Rothenberger, denn sie sei weitaus mehr als seine rechte Hand. Zukünftig werden aber beide Eheleute die Gäste begrüßen. „Ein Haus wie der Auerbachs Keller bracht die tägliche Präsenz und so werden entweder meine Frau oder ich immer zugegen sein“, sagt Rothenberger.

Wechselvolle Geschichte im Laufe der Jahrhunderte

Der Auerbachs Keller in der Mädlerpassage ist die berühmteste Traditionsgaststätte in Leipzig. Bereits 1525 wurde hier an Studenten Wein ausgeschenkt. Seinen Namen erhielt das Lokal von seinem Gründer, dem Mediziner und Universitätsprofessor Heinrich Stromer von Auerbach (Oberpfalz). 1665 ließ sein Urenkel Johann Vetzer den Fassritt Fausts auf zwei Tafeln im Kellergewölbe malen. Diese inspirierten später Johann Wolfgang Goethe zur Faustdichtung und verhalfen der einstigen Studentenkneipe zu Weltruhm. Während der DDR-Zeit war der Auerbachs Keller vorwiegend eine Messegaststätte für westliche Besucher, die in Devisen zahlen mussten. Nach der Wende kam es unter neuem Investor zum Konkurs und zeitweiliger Schließung des Hauses. 1996 wurden die Türen des Kellers für die Leipziger und ihre Gäste wiedereröffnet. Seit dem Bestehen des Auerbachs Keller sind hier schätzungsweise rund 92 Millionen Menschen bewirtet worden. Einer amerikanischen Studie zur Folge rangiert Auerbachs Keller unter den zehn bekanntesten Gaststätten der Welt derzeit auf Rang fünf.

Auerbachs Keller
Grimmainsche Straße 2-4
04109 Leipzig
www.auerbachskeller.de

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