Bundesbürger beäugen „Gen-Food“ skeptisch

Bundesbürger beäugen „Gen-Food“ skeptisch

Gentechnologie ist in Deutschland nach wie vor ein äußerst umstrittenes Thema, das in der öffentlichen Diskussion je nach Anwendungsbereich sehr unterschiedlich bewertet wird. Während die Akzeptanz von Arzneimitteln auf Basis von Gentechnologie vergleichsweise hoch ist, tun sich Verbraucher mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln sehr schwer. Bereits im Juli 2004 untersuchte das Aachener Marktforschungsunternehmen Dialego die Akzeptanz genmanipulierter Nahrungsmittel. Im März 2009 befragte Dialego erneut 1.000 Bundesbürger zu diesem Thema – eine Zwischenbilanz.

„Gentechnisch veränderte Lebensmittel“, berichtet Andera Gadeib, Alleinvorstand und Gründerin von Dialego, „konnten in den vergangenen fünf Jahren kaum neue Anhänger unter den Verbrauchern gewinnen.“
Selbst praktische Vorteile wie eine längere Haltbarkeit der Produkte kann die Mehrheit (51 Prozent) nicht zum Kauf bewegen, lediglich sieben Prozent sagen „ja“ zu solchen Nahrungsmitteln. Bei einem Drittel (33 Prozent) bleibt es bei einem „vielleicht“. Auch andere mögliche Vorteile gentechnologischer Entwicklungen ziehen bei den Verbrauchern nicht. So würden nur acht Prozent mit Sicherheit ihre durch Gentechnik im Geschmack verbesserten Lieblingsfrüchte kaufen, der Großteil jedoch ließe sie links liegen. Lediglich in Sachen Krankheitsvorsorge sind sie zu Kompromissen bereit. So fände ein gentechnisch veränderter Joghurt, der – wissenschaftlich nachgewiesen – die Entstehung von Darmkrebs hemmen könnte, bei einem knappen Viertel (23 Prozent) Anklang. Weitere 42 Prozent würden den Kauf zumindest in Erwägung ziehen. Aber: Weitere 28 Prozent lehnen auch diesen kategorisch ab. Andera Gadeib: „Diese Zahlen zeigen keine wesentlichen Veränderungen gegenüber unseren Ergebnissen aus dem Jahr 2004.“

Angesichts dieser Ergebnisse verwundert es nicht, dass die Mehrheit der Verbraucher (82 Prozent) nach wie vor die Kennzeichnung von Lebensmitteln fordert, zu deren Herstellung Fleisch oder Milch von Tieren verwendet wurde, die gentechnisch verändertes Viehfutter erhielten. „Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Thema geworden, was insbesondere der große Erfolg von Bio-Produkten zeigt“, so Andera Gadeib, „und das gestiegene Umweltbewusstsein hat einen flächendeckenden Trend zu gesunder Ernährung ausgelöst, zu dem auch die kritische Bewertung genmanipulierte Nahrungsmittel gehört. Die Messlatte der Verbraucher für die Qualität von Nahrungsmitteln ist höher gelegt.“

Zu dieser Entwicklung passt auch gut ins Bild, dass beim Einkauf von Lebensmitteln der Preis nicht die vorrangige Rolle spielt. So würde die Mehrheit der deutschen Verbraucher (54 Prozent) lieber teurere aber ohne Gentechnik produzierte Lebensmittel kaufen. Hatten 2004 rund 28 Prozent angegeben, sie würden sich eher für die preiswerteren aber gentechnisch produzierten Lebensmittel entscheiden, so sind es in diesem Jahr nur noch 19 Prozent. Und auch die Zukunftsperspektiven der Lebensmittelproduzenten, die genmanipulierte Nahrungsmittel verwerten sind nicht sonderlich rosig: Bei der diesjährigen Befragung können sich knapp zwölf Prozent weniger Befragte vorstellen, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel in einigen Jahren ein ganz selbstverständlicher Teil unseres Speiseplans sein könnten.

Besonders frappierend ist der Vertrauensverlust der Lebensmittelhersteller bei den Verbrauchern. Auf die Frage, ob die seit April 2004 bestehende Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittelzutaten eingehalten wird, antworten nur 2 Prozent mit einem klaren „ja“. 29 Prozent hingegen antworten mit einem skeptischen „wahrscheinlich“ und die Mehrheit (60 Prozent) glaubt nicht daran. „Auch hier“, so Andera Gadeib, „haben wir es mit einer erdrutschartigen Veränderung zu tun, denn bei der letzten Befragung war der Glaube an die ordnungsgemäße Kennzeichnung noch wesentlich höher. Etliche Lebensmittelskandale, BSE und Gammelfleischskandale haben tiefe Spuren im Bewusstsein der Verbraucher hinterlassen.“

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