Air Berlin steigert Umsatz und Passagierzahl

Air Berlin steigert Umsatz und Passagierzahl

Performanceprogramm Jump führt zu einer operativen Ertragsverbesserung – Zusammenarbeit mit TUIfly beschlossen – Türkische ESAS Holding kauft 15,3 Prozent-Anteil an Air Berlin

Die Air Berlin PLC hat im vergangenen Geschäftsjahr die selbst gesteckten Ziele erreicht: Die Konsolidierung ist erfolgt, der Umsatz gestiegen und die Auslastung der Flugzeuge verbessert. Weiterhin gab die Airline den Einstieg der türkischen ESAS Holding A.S. bekannt, die 15,3 Prozent der Anteile übernimmt. Zuvor hatten TUIfly und Air Berlin eine strategische Allianz vom 1. Oktober 2009 an bei den innerdeutschen und europäischen City-Verbindungen beschlossen. Im Zuge dieser Allianz beteiligt sich eine Konzerngesellschaft der TUI Travel PLC mit bis zu 20 Prozent an der Air Berlin PLC, während sich Air Berlin indirekt über die Hapag Lloyd Fluggesellschaft mbH/Hapag Lloyd Express GmbH in gleicher prozentualer Höhe an TUIfly beteiligt. Beide Transaktionen stehen unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts.

Joachim Hunold, CEO der Air Berlin PLC, sagte zu der strategischen Allianz mit TUIfly: „Air Berlin gewinnt durch diese strategische Allianz den Zugang zu drei wirtschaftlich hoch interessanten Märkten: Köln, Stuttgart und Italien. Damit baut Air Berlin ihr europäisches und innerdeutsches Streckennetz aus, was gerade für das Firmenkundengeschäft von erheblicher Bedeutung ist. Zugleich wird die Position der TUIfly und der Air Berlin im herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld verbessert“. Hunold und Ulf Hüttmeyer, CFO der Air Berlin, begrüßten den neuen Großaktionär ESAS Holding A.S..
„Damit ist nach dem Ausstieg des Aktionärs AI Aviation Coöperatief U.A. Anfang Januar ein neuer in der Luftfahrt engagierter Großaktionär gefunden worden“, sagte Hunold. „Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen strebt Air Berlin im laufenden Geschäftsjahr ein besseres EBIT als im Vorjahr an“, sagte Hüttmeyer am Montag in Berlin.

Der Umsatz der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft ist im Geschäftsjahr 2008 (31. Dezember) um 6,7 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro gestiegen, und das in einem immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeld. Die Passagierzahl ist um 1,2 Prozent auf rund 28,6 Millionen gewachsen, wobei die zur Verfügung stehende Kapazität an Sitzplätzen auf 36,4 Millionen geplant zurückgeführt wurde. Air Berlin ist es zudem gelungen, das EBITDAR (Ergebnis vor Leasingkosten, Abschreibungen, Zinsen und Steuern) um 11,6 Prozent auf 477 Millionen Euro zu verbessern. Da sowohl auf der Einnahmen- als auch auf der Ausgabenseite Verbesserungen erzielt wurden, berichtet Air Berlin auf der Jahrespressekonferenz zum Ablauf des Geschäftsjahres 2008 in Berlin für das gesamte Geschäftsjahr ein positives operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 14,2 Millionen Euro. Das bedeutet eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 35,7 Millionen Euro.

Auf der Bilanzpressekonferenz am Montag in Berlin zog der Vorstandsvorsitzende Joachim Hunold eine positive Bilanz: „In einem sich immer mehr verschlechternden konjunkturellen Marktumfeld hat Air Berlin ihre zweite Position in Deutschland gefestigt und neue Passagiergruppen erschlossen“. So stieg die Zahl der Firmenverträge mit Unternehmen auf mehr als 830. Hunold wies auf die frühzeitig im Frühjahr 2008 eingeleiteten Maßnahmen des Performanceverbesserungsprogramms Jump hin, durch das die Airline auf die herausfordernde weltwirtschaftliche Lage gut vorbereitet gewesen sei. „Wir haben uns als erste Airline durch eine Vielzahl von Maßnahmen in die Lage versetzt, sehr flexibel auf Nachfrageschwankungen zu reagieren und damit eine operative Ertragsverbesserung erreicht“, sagte Hunold. Insgesamt haben das gute erste Halbjahr 2008 und das Performanceverbesserungsprogramm Jump zu einer spürbar verbesserten Auslastung im Gesamtjahr geführt. Die Auslastung der 125 Flugzeuge stieg um 1,1 Prozentpunkte auf 78,4 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr – das 30. Jahr seit der Gründung der Airline – wird das Augenmerk klar auf die weitere Stärkung der Profitabilität gerichtet. „Das Ziel für 2009 ist ein besseres EBIT-Niveau als im abgelaufenen Geschäftsjahr“, sagte Ulf Hüttmeyer, Finanzvorstand der Air Berlin.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte je Passagier – dank einer permanenten und strengen Kosten- und Performancekontrolle – die in der Luftfahrtbranche wesentliche operative Gewinnmarge EBITDAR im Berichtsjahr um 10,2 Prozent auf 16,7 Euro nach 15,15 Euro im Vorjahr angehoben werden. Auch pro ASK (+17,2 %) und RPK (+15,9 %) wurden kräftige Zuwächse erzielt. Der Anstieg der gesamten operativen Kosten auf EBITDAR-Ebene konnte – ohne Berücksichtigung der nur wenig beeinflussbaren Kerosinkosten – auf 1,4 Prozent begrenzt werden, ebenso stiegen diese Kosten je angebotenem Sitzkilometer (ASK) um 6,6 Prozent und abgesetztem Personenkilometer (RPK) um 5,4 Prozent jeweils deutlich unterdurchschnittlich.

Die Ertragsentwicklung

Die Ertragsentwicklung 2008 war im Wesentlichen geprägt von zwei gegen-läufigen Einflussfaktoren. Auf der einen Seite führte das Performance-verbesserungsprogramm Jump zu einer ausgeprägten operativen Ertragsverbesserung. So konnte trotz hoher Zusatzbelastungen, aufgrund der stark ange-stiegenen Aufwendungen für Treibstoff, eine Ausweitung des operativen Gewinns EBITDAR um 11,6 Prozent erzielt werden. Dem steht eine deutliche Abschwächung des Finanzergebnisses gegenüber. Diese wurde im Wesentlichen hervorgerufen durch einen hohen nicht liquiditätswirksamen Zinsaufwand als Folge der krisenhaften Verwerfungen an den Weltfinanzmärkten. Der Konzerngewinn sank von minus 40 Millionen Euro auf minus 75 Millionen.

Der Anstieg des Personalaufwands wurde auf sechs Prozent beziehungsweise 446 Millionen nach 420 Millionen Euro im Vorjahr begrenzt. Die sonstigen operativen Aufwendungen legten sogar nur um 1,5 Prozent auf 515,9 Millionen Euro zu. Hier schlägt sich die Performanceoptimierung im Technikbereich nieder, wodurch der diesbezügliche Aufwand nur um 2,2 Prozent gestiegen ist. Insbesondere aber konnten der Aufwand für das Facility- und Fahrzeugmanagement, die Werbeaufwendungen sowie die Versicherungs- und Vertriebsaufwendungen absolut und in Teilen sogar mit zweistelligen Prozentsätzen zurückgeführt werden.

Inklusive der kräftigen Ausweitung des Aufwands für Treibstoff liegt der Anstieg der gesamten operativen Kosten auf EBITDAR-Ebene mit plus 6,1 Prozent leicht unter dem Niveau der Steigerung der Gesamtleistung. Im Vergleich zum Anstieg im Flugumsatz sind die gesamten operativen Kosten erheblich unterdurchschnittlich gestiegen.
Damit stellt sich die wichtige Steuergröße und Gewinnkennziffer EBITDAR im Geschäftsjahr 2008 auf 477 Millionen Euro nach vergleichbar 427 Millionen Euro im Vorjahr. Der Leasingaufwand ist, im Wesentlichen aufgrund der Anzahl der teuren Wet Leases in 2008, um 5,3 Prozent auf 359,5 Millionen nach 341,5 Millionen Euro gestiegen. Die Abschreibungen gingen planmäßig um vier Prozent auf 103,1 Millionen Euro zurück. Damit hat das EBIT im Geschäftsjahr 2008 ins Positive gedreht. Mit einer Verbesserung von 35,7 Millionen Euro stieg das EBIT auf 14,2 nach minus 21,5 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Das Finanzergebnis hat sich von minus 39,9 Millionen im Vorjahr auf minus 72 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2008 zurückgebildet. Dieser Verlauf ist im Wesentlichen auf Aufwendungen zurückzuführen, die im Zusammenhang mit der Währungsabsicherung von auf US-Dollar lautenden Krediten zur Finanzierung von Fluggeräten stehen. Sie sind zum überwiegenden Teil über Cross Currency Interest Rate Swap (CCIRS) abgesichert, wobei Marktwertver-änderungen der Zinskomponente durch währungsbedingte Translationseffekte kompensiert werden. Als Folge der Verwerfungen an den Weltfinanzmärkten sind die Swapraten im Verlauf des vierten Geschäftsjahresquartals jedoch innerhalb sehr kurzer Zeit kräftig gefallen: Zum Beispiel für die relevanten fünfjährigen Laufzeiten um nahezu ein Drittel oder mehr als 150 Basispunkte. Aufgrund dieser Entwicklung sind bei der Zinskomponente der CCIRS-Währungssicherung nicht-liquiditätswirksame Marktwertveränderungen in Höhe von minus 29 Millionen Euro angefallen, die im Finanzergebnis zu berücksichtigen waren. Im Zuge der Tilgung der USD-Kredite werden diese Verluste zukünftig wieder abgebaut werden.

Trotz der zusätzlichen Belastungen aus der im Spätjahr 2008 eskalierenden Finanzmarktkrise hat sich das Ergebnis vor Steuern im Geschäftsjahr mit minus 57,8 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr (minus 59,4 Millionen Euro) leicht verbessert. Nach Steuern in Höhe von 17,2 Millionen Euro beträgt das Nettoergebnis 2008 minus 75 Millionen Euro nach minus 39,9 Millionen Euro im Vor-
jahr. 2007 waren noch Steuergutschriften von insgesamt 19,5 Millionen Euro (davon 8 Millionen Euro im Zusammenhang mit der deutschen Unternehmensteuerreform) angefallen.

Der Steueraufwand in 2008 resultiert im Wesentlichen aus der Abschreibung von latenten Steuerforderungen auf Verlustvorträge (20,8 Millionen Euro) aufgrund von Restrukturierungsmaßnahmen. Der Gewinn je Aktie bezogen auf die 2008 jahresdurchschnittlich ausstehenden 65,539 Millionen Stück Aktien beträgt minus 1,14 Euro (unverwässert und verwässert) nach – ausgewiesen – 0,33 Euro im Vorjahr (64,115 Millionen Aktien). Die Directors empfehlen keine Dividendenzahlungen.

Auf vergleichbarer Basis konnte der konsolidierte Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2008 um 6,7 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro ausgeweitet werden nach 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Mit plus 7,6 Prozent stieg der Flugumsatz überdurchschnittlich auf 2,9 Milliarden Euro. Hiervon legte der Einzelticketverkauf sogar um 14 Prozent auf 1,875 Milliarden Euro nach 1,645 Milliarden Euro zu, während die Umsätze mit Reiseveranstaltern und Charter leicht um 0,5 Prozent auf 1,229 Milliarden Euro zurückgingen.

Optimierung des Streckennetzes

Die strategische Partnerschaft mit der TUI Travel PLC, die eine Überkreuzbeteiligung vorsieht, bei der sich die TUI Travel PLC über eine Tochtergesellschaft mit 19,9 Prozent an der Air Berlin PLC beteiligt und umgekehrt die Air Berlin PLC mit 19,9 Prozent an der Hapag-Lloyd Fluggesellschaft mbH, erweitert das innerdeutsche und europäische Streckennetz von Air Berlin. Zentraler Bestandteil der Vereinbarung ist, dass das bisherige City-Geschäft der TUIfly zum Winterflugplan 2009/10 in die kommerzielle Verantwortung von Air Berlin übergeht.

Von den insgesamt 38 Flugzeugen, die TUIfly ab 2010 beschäftigen will, werden 17 Maschinen über einen langfristigen Leasingvertrag (Wetlease d. h. inkl. Crews) an Air Berlin verchartert. Air Berlin gewinnt durch diese strategische Allianz den Zugang zu drei wirtschaftlich hoch interessanten Märkten: Köln, Stuttgart und Italien. „Mit der strategischen Partnerschaft erwerben wir ein in erster Linie komplementäres europäisches Streckennetz und stärken damit die Position der TUIfly und der Air Berlin im herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld. Zugleich wächst die Netzattraktivität für Firmenkunden in Europa, weil wichtige Ballungsräume nun noch besser durch die strategische Kooperation erschlossen werden“, sagte Hunold. „Insgesamt werden aus der Übernahme des City-Geschäfts von TUIfly Synergien von 20 Millionen Euro erwartet“, sagte Hüttmeyer am Montag in Berlin.

Die Gesamtzahl der Flugzeuge hat sich 2008 gegenüber dem Vorjahr um einen Flieger auf 125 erhöht. Allerdings wurde die Zusammensetzung der Flotte sehr deutlich verändert: Den insgesamt planmäßigen 23 Zugängen mit State-of-the-Art Technik stehen die Abgänge älterer Maschinen mit höherem Verbrauch und geringerer Effizienz gegenüber. So wurden alle zehn Fokker 100 und alle zehn Boeing 737-300 ersetzt. Die Air Berlin Flotte ist damit noch jünger geworden: Das Durchschnittsalter der Flotte lag Ende 2008 bei 4,6 nach 5,2 Jahren im Vorjahr.

Prognose für Air Berlin

Air Berlin wird in den nächsten beiden Geschäftsjahren ihr Augenmerk klar auf die weitere Stärkung der Profitabilität richten. Messlatte ist hierbei das im vergangenen Jahr erfolgreich umgesetzte Performanceprogramm Jump, das zu einer signifikanten Verbesserung der Umsätze und Erträge pro angebotenem (ASK) beziehungsweise verkauftem Sitzplatzkilometer (RPK) geführt hat.

Hierzu werden die operativen Bereiche einer permanenten und strengen Kostenkontrolle unterworfen und Möglichkeiten zur Performanceverbesserung am Boden wie in der Luft konsequent ausgelotet und umgesetzt. Dabei kommt auch dem Einsatz neuester Technologien wie den 2008 erstmals eingesetzten Q400-Turboprop-Maschinen mit signifikant geringerem Treibstoffverbrauch große Bedeutung zu. Air Berlin hat insgesamt zehn Q400 geordert, von denen 2008 zwei in Betrieb gestellt wurden. Die restlichen acht Maschinen sollen bis August 2009 in Betrieb gestellt werden und sukzessive ältere Maschinen ersetzen.

Zusätzlich zur konsequenten Verbesserung der operativen Leistungsfähigkeit steht die Stärkung der Bilanz im Vordergrund. So soll die Verschuldung durch den Verkauf strategisch nicht notwendiger Assets oder Aktivitäten zielstrebig abgebaut werden. Zu einigen dieser Maßnahmen gab es schon im Januar 2009 konkrete Verhandlungen.

Ein Ausbau des Streckennetzes auf Kosten der Profitabilität wird nicht angestrebt. Wachstumschancen werden jedoch auch zukünftig konsequent genutzt, vorausgesetzt sie weisen die entsprechenden Ertragsperspektiven auf. Dies trifft insbesondere auf den Ausbau attraktiver Strecken und Zubringerverbindungen (Feedernetze) in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern zu, sowie auf die verstärkte Ansprache attraktiver Kundengruppen wie zum Beispiel Geschäftsreisende. Air Berlin plant für das laufende Geschäftsjahr mit bis zu 27,3 Millionen Passagieren und einem Sitzladefaktor von 77 bis 77,6 Prozent. Hüttmeyer sagte, Air Berlin strebe im Geschäftsjahr 2009 ein besseres EBIT als im Vorjahr an.

Sende
Benutzer-Bewertung
5 (1 Stimme)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

×