Gen-Pollen in Honig
Fragwürdige Untersuchung der Stiftung Warentest
Die Gen-Technik breitet sich immer weiter aus, und jetzt ist sie auch richtig im Honig angekommen. In Stiftung Warentest sind sage und schreibe elf von 24 Honigen mit Gen-Tech-Pollen verunreinigt. Das war das ÖKO-TEST Ergebnis in der Januar-Ausgabe. Auch die Hersteller wissen um das Problem. So schrieb die Firma Lidl, deren Honig Pollen von Gen-Soja enthielt, lediglich, die gefundene Menge sei sehr klein.
Gen-Pollen hat ÖKO-TEST nicht zum ersten Mal im Honig gefunden.
Bereits im April 2005 fand ÖKO-TEST Gen-Raps in kanadischem Honig. Und ÖKO-TEST steht nicht allein. Der Westdeutsche Rundfunk beispielsweise ließ im November 2007 zehn Honige untersuchen – und wurde ebenfalls zweimal fündig. Wie weit verbreitet die Belastung inzwischen ist, zeigt auch das Beispiel eines schwäbischen Imkers, dessen Honig Pollen von gentechnisch verändertem Mais enthielt. Daher hat das Landgericht Augburg den Honig für nicht verkehrsfähig erklärt.
Ganz anders dagegen die Stiftung Warentest. Nur drei Wochen nach ÖKO-TEST erschien die Februar-Ausgabe ihrer Zeitschrift Test. Darin wurden von 35 Honigen je drei Gläser, also insgesamt 105 Proben, untersucht. Das Ergebnis: Nicht eine war mit Gen-Pollen belastet.
„Wir können nicht ausschließen, dass dies nur ein Zufall war“, heißt es in dem Testbericht.
Ein merkwürdiger allerdings. Besonders, da es bei Soja-Drinks das gleiche Ergebnis gibt. Vor gut einem Jahr untersuchte die Stiftung 16 Sojadrinks – und fand in keinem Produkt Gen-Soja. ÖKO-TEST untersuchte nur einen Monat später 92 Sojaprodukte – und wurde 51 mal fündig. Teilweise stammten die von ÖKO-TEST untersuchten und mit Gen-Soja belasteten Produkte aus der gleichen Charge wie die der Stiftung.
Für Sojaprodukte decken sich die ÖKO-TEST Ergebnisse mit den Erkenntnissen der Überwachungsbehörden. Sie untersuchten 2007 insgesamt 1923 sojahaltige Produkte und fanden in 25 Prozent Gen-Soja. Zu den Soja-Ergebnissen hat sich die Stiftung Warentest offiziell nicht geäußert. Zum Honig heißt es in einer Erklärung auf der Website www.test.de unter anderem:
„Da Honig meist nicht nur einer Herkunft entstammt, sondern gemischt wird aus unterschiedlichen Lieferungen und Provenienzen, kann die Zusammensetzung von Mischung zu Mischung schwanken. Das Mischen erfolgt mit dem Ziel, einen in Bezug auf Konsistenz und Geschmack standardisierten Honig herzustellen. Dabei kann die Pollenverteilung sehr inhomogen sein.“
Zufall und Chargenabhängigkeit sind als Erklärung bequem. Um andere Ursachen auszuschließen, hat ÖKO-TEST die Stiftung Warentest aufgefordert, ebenso wie ÖKO-TEST die Untersuchungsberichte zu veröffentlichen. Das lehnt die Stiftung jedoch ab, weil man das Labor vor Einflussnahme durch die Anbieter schützen wolle.
Die Weigerung wirft allerdings auch die Frage auf, warum ausgerechnet die Tests der staatlich finanzierten / unterstützten Stiftung Warentest die regierungsoffizielle Position bestätigen, dass man gentechnische Landwirtschaft betreiben kann, ohne dass es zu einer Verunreinigung von gentechnikfreien Produkten kommt. Dagegen zeigen die Tests nicht nur von ÖKO-TEST, dass das nicht möglich ist. Die – politisch allerdings nicht erwünschte – Konsequenz aus den ÖKO-TEST-Ergebnissen, kann nur der vollständige Verzicht auf gentechnische Landwirtschaft sein.