Jüdische Küche ohne Seele

Restaurant- Tip

Eigentlich wäre es der am besten geeignete Platz für ein israelisches Restaurant. Direkt neben der schönen Synagoge an der Oranienburger Straße. Allerdings liegt es damit auch mitten auf der lauten Touristenmeile in Mitte und wirkt ein wenig verloren und deplaziert.

Der Vorgänger, das Restaurant „Oren“, mußte schon vor einiger Zeit Insolvenz anmelden. Das Restaurant war authentisch, mit Patina. Wenn der Laden voll war, ging es hoch her, so konnte man jüdisches Leben in Berlin erleben.

Jetzt heißt das Restaurant „Kadima“ (Vorwärts). Es ist heller, die Atmosphäre aber auch etwas klinischer und steriler. Das „Kadima“ ist das erste jüdisch-russische Restaurant in der Stadt. Moderne Schlichtheit mit eleganten und bequemen Stühlen, ein wenig Kaffeehaus mit großem Bartresen. Die Überwachungskameras bringen allerdings die Sicherheitslage an der Synagoge in Erinnerung.

Die Borschtsch-Suppe mit Roter Bete und saurer Sahne (4 Euro) ist ein schöner Start, der in Honig und Wodka gebeizte Lachs auf den frischen Blättern von Roter Bete und Blutorangen-Scheiben (10 Euro) eine gelungene Vorspeise, einfach und gesund.

Der gebratene Zander auf Balsamico-Berglinsen und Kartoffel-Zuchini-Rösti (14 Euro) ist aromatisch mit feiner Säure, die Holischkes (Kohlrouladen) vom Lamm (18 Euro), geschmort im Wirsingmantel mit tunesischem Couscous – versteckt in einer kleinen Paprikaschote -, sind ein aufwendiger und schmackhafter Gang. Etwas teuer geraten sind die selbstgemachten Nudeln mit Wirsingkohl und roten Zwiebeln (14 Euro), hier hat es jemand auf amerikanische Touristen abgesehen. Ansonsten überzeugen die Hauptgänge auch durch schöne Optik und große Portionen.

Ich hätte sie mir allerdings noch mehr typisch jüdisch gewünscht, auch mit mehr Orient und mit mehr russischen Elementen, die etwas zu kurz kommen.

Der Service müht sich redlich, das Gefühl für jüdische Gastfreundschaft oder die Freude am Mahl kommen jedoch nicht auf.

Für mich ist das neue „Kadima“ ein Restaurant ohne Seele.

-Kadima, Oranienburger Straße 28, Tel: 27 59 42 51
www.kadima-restaurant.com
Öffnungszeiten: tägl. 10-2 Uhr

Fazit: Gediegene jüdisch-russische Küche. Auf Vorbestellung wird auch koscher gekocht. Der Charme des alten „Oren“ ist leider verschwunden. Nikolas Rechenberg
( www.wams.de/z/plog/blog.php/nikos_weinwelten )

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