Gentechnik-Industrie löst Heilsversprechen nicht ein

foodwatch-Recherchen belegen: Gentechnik-Industrie löst Heilsversprechen nicht ein

Sie sollte das Wundermittel gegen den Vitamin-A-Mangel in der Dritten Welt sein, der zur Erblindung und sogar zum Tode führen kann: Die gentechnisch veränderte Reissorte „Golden Rice“ wurde erstmals 1999 vorgestellt. Zehn Jahre später steht fest, dass die Gentechnik-Industrie ihre damaligen Heilsversprechen nicht einlösen konnte. Das belegen Recherchen der Verbraucherrechtsorganisation foodwatch. Wesentliche Fragen zur Qualität und Sicherheit von „Golden Rice“ sind bis heute ungeklärt.

„Es glänzt nicht alles, was golden ist“, sagte der stellvertretende foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt. „Die Gentechnikindustrie gibt sich als Retter vor Welthunger und Mangelernährung. Von ihrem Vorzeigeprojekt ,Golden Rice‘ bleibt übrig, dass offenbar mit humanitärem Mantel einer umstrittenen Technologie zum Durchbruch verholfen werden sollte.“

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich bis zu 250.000 Kinder in den Entwicklungsländern an den Folgen von Vitamin-A-Mangel. Seit langem versprechen Wissenschaftler und Saatgut-Industrie Abhilfe durch „Golden Rice“. Ihren Namen erhielt die Reissorte von der gelblichen Farbe – sie ist mittels Gentechnik mit Carotinoiden angereichert, aus denen im menschlichen Körper Vitamin A gebildet werden kann. Doch bislang fehlen für die vollmundigen Versprechen zählbare Erfolgsnachweise. Die Projektbetreiber verweigern selbst banale technische Angaben wie den nach Lagerung und Kochen verbleibenden Gehalt an Carotinoiden im Reis. Dabei ist dies von entscheidender Bedeutung, denn Carotinoide können relativ rasch abgebaut werden. „Es ist nicht bekannt, wie viel Vitamin A überhaupt im menschlichen Körper ankommt“, erklärte foodwatch-Experte Wolfschmidt. Gleichzeitig gebe es auf sehr viel einfacherem Weg bereits große Erfolge bei der Bekämpfung von Vitamin-A-Mangel – etwa durch die direkte Verteilung von Vitaminpillen.

Die Risiken des „Golden Rice“-Projektes erscheinen durch die geringen Erfolgsaussichten kaum gerechtfertigt. Durch Kreuzung mit wilden Artverwandten könnte sich der gentechnisch veränderte Reis unkontrolliert verbreiten. Bei anderen gentechnisch veränderten Pflanzen wurden in Tierversuchen zudem Gefahren für die Gesundheit nachgewiesen. Für „Golden Rice“ gibt es auch hierzu bislang keine veröffentlichten Untersuchungen. Dennoch treibt die Industrie das Projekt voran. Erste Tests an Schulkindern sind in Planung – in China wurden sie 2008 erst auf Intervention der Behörden abgesagt.
foodwatch fordert angesichts der ungeklärten Risiken die Absage aller Tests. Wolfschmidt: „Schulkinder dürfen nicht zu Versuchskaninchen gemacht werden.“ foodwatch hat sich in einem Schreiben an die Rockefeller-Foundation und die Stiftung von Bill und Melinda Gates gewandt, die das Projekt finanziell unterstützen, und sie aufgefordert, ihr Engagement zu überprüfen.

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