Für Reisende ist die
Wirtschaftskrise nicht unbedingt von Nachteil. Wie der jüngste
Hotel-Preis-Index (HPI) der Buchungsplattform Hotels.com
zeigt, ist es im dritten Quartal vor allem im
Hochpreissegment zu deutlichen Preis-Rückgängen gekommen.
„Interessanterweise konnten wir bei den Buchungen keine Rückgänge
verzeichnen“, meint Nigel Pocklington, Europa-Chef von Hotels.com –
einem Tochterunternehmen von Expedia Inc..
„Allerdings sparen viele Reisende, indem sie den Aufenthalt kürzen oder
von Vier- und Fünf-Stern-Hotels auf das Zwei- oder Drei-Stern-Segment
zurückgreifen“, so Pocklington. Die massivsten Preisrückgänge gab es in
Las Vegas. Hier fielen die Zimmerpreise im Vergleich von Q3 2007 zu Q3
2008 um 25 Prozent.
Global gesehen sind verschiedene Trends im Q3 auffällig.
„Generell gibt
es einen leichten Preisrückgang in Nord- und Lateinamerika“, so
Pocklington. Das treffe insbesondere auf traditionelle Reiseziele der
US-Amerikaner zu. „In Asien sind die Preise unverändert geblieben und in
Europa um durchschnittlich zwei Prozent gestiegen.“ Für die Luxus-Hotels
sind nach Meinung des Experten die Zeiten jedenfalls schwieriger
geworden. „Sie müssen wesentlich härter arbeiten, um die Auslastung zu
halten.“ Das sei bereits jetzt deutlich spürbar.
Immer noch das weltweit teuerste Pflaster ist Moskau mit einem
Durchschnittspreis von 259 Euro pro Zimmer und Nacht. „Diese Stadt ist
in jeglicher Hinsicht eine Ausnahme“, meint Pocklington. Einerseits sei
die Zahl der zur Verfügung stehenden Hotelbetten extrem niedrig,
andererseits sei eine verstärkte Reisetätigkeit im Business-Bereich
erkennbar. „Der Trend ist übrigens seit Jahren gleichbleibend.“ Neu
hingegen ist, dass Norwegen zum teuersten Reiseziel Europas aufgestiegen
ist. „Erfreulicherweise hat das für Mitteleuropäer so beliebte Reiseland
Großbritannien mit rund 13 Prozent die größten Preisnachlässe zu
verbuchen.“ Das sei der stärkste Rückgang, der je für ein bedeutendes
europäisches Reiseziel verzeichnet wurde. Für all jene, die der
nördlichsten Hauptstadt Europas einen Besuch abstatten wollen, gibt es
ebenfalls sehr gute Nachrichten: Islands Hauptstadt Reykjavik hat einen
Preisrückgang von 20 Prozent zu verzeichnen.
Sehr preiswert sind – wie auch in den vergangenen Jahren – die Städte
Beijing (mit 91 Euro Durchschnittspreis), Shanghai (81 Euro) und Bangkok
(76 Euro). Die größten Preissteigerungen haben die Städte Abu Dhabi
(plus 18 Prozent), Warschau (plus 14 Prozent) und Sofia (plus 13
Prozent) erfahren. Paare, die mit je 50 Euro in der Tasche auf
Herbergsuche gehen, haben laut dem HPI gute Chancen in Marrakesch,
Mexiko-Stadt, Orlando, Pisa, Shanghai oder Warschau ein Zimmer in einem
Fünf-Stern-Haus zu bekommen. In jeder dieser Städte kann man nämlich für
100 Euro in einem solchen Luxus-Hotel übernachten.
Für den diesjährigen Hotel-Preis-Index hat die Buchungsplattform mit
mehr als 80.000 Hotelpartnern weltweit die durchschnittlichen Preise für
Hotelzimmer in den meistbesuchten Städten erhoben. „Die Daten machen
deutlich, wo man wirklich günstig übernachten kann“, meint Pocklington.
Wie die Preisentwicklung und Auslastung in Zukunft aussehen wird, will
der Experte nicht vorhersagen. „Die Zeiten sind schwierig, aber wie man
sieht, genießen Reisende immer günstigere Angebote“, so Pocklington
abschließend. Wolfgang Weitlaner