Air Berlin beschließt Börsengang

Die Würfel sind gefallen. „Weil wir unsere
Marktchancen wahrnehmen wollen, gehen wir an die Börse“, erklärte am
Mittwoch der Vorstandsvorsitzende der Air Berlin PLC & Co.
Luftverkehrs KG, Joachim Hunold, auf der ITB in Berlin. Am Vortag
hatten die Anteilseigner des Unternehmens, die mit den bisherigen
Gesellschaftern der früheren GmbH & Co. KG identisch sind, einen
entsprechenden Beschluss gefasst. Der Zeitpunkt des Börsenganges
werde noch mit den beratenden Banken abgestimmt.

Hunold sagte: „Wenn wir im harten europäischen Wettbewerb weiter
wachsen wollen, müssen wir uns auf der Kapitalseite entsprechend
aufstellen. Unsere Anteilseigner haben jetzt die Weichen dafür
gestellt. Bereits im Vorfeld des Börsenganges haben sie eine
Kapitalerhöhung um 130 Millionen Euro vorgenommen.“

„Air Berlin ist reif für die Börse“

Der Air Berlin-CEO hält es für realistisch, dass sich der
Marktanteil der Low Cost Carrier in Europa in den nächsten Jahren
noch verdoppeln wird. Hunold weiter: „Auch nach Meinung der uns
beratenden Banken ist Air Berlin jetzt reif für die Börse. Wir sind
die zweitgrößte Fluggesellschaft in Deutschland und in den letzten 15
Jahren kontinuierlich gewachsen.“ Die Commerzbank und Morgan Stanley
seien als Joint Global Coordinator und als Joint Bookrunner
mandatiert. Über den aus der Transaktion zu erwartenden Erlös könne
heute noch keine Aussage getroffen werden. Der hänge in erster Linie
vom Umfang der Kapitalerhöhung und der Anzahl der abzugebenden Aktien
ab.

Das Unternehmen habe in den letzten Monaten wichtige
Vorbereitungen für den Börsengang getroffen. Dazu gehöre auch die
Umwandlung der Komplementärin in eine Public Limited Company (PLC),
die in London registriert ist. Diese Gesellschaftsform ermögliche
bessere Vergleiche mit anderen Unternehmen der Branche und
erleichtere die Kapitalbeschaffung. Berlin bleibe jedoch
Betriebssitz. Ihre Steuern werde Air Berlin weiterhin in Deutschland
bezahlen. Auch für die Mitarbeiter ändere sich nichts. Für die
Aktionäre gebe es keine wesentlichen Unterschiede zwischen der
Rechtsform einer AG und einer PLC. Angestrebt werde eine Notierung im
Prime Standard der Frankfurter Börse.

Mit dem Aktienangebot würden auch Privatanleger angesprochen. Es
sei aber auch vorgesehen, die Aktien bei institutionellen Anlegern im
Ausland zu platzieren. Air Berlin werde als PLC ein „one tier-board“
haben. Die mit deutschen Vorständen vergleichbaren „Executive
Directors“ sind Joachim Hunold (CEO), Elke Schütt (CCO), Karl Lotz
(COO) und Ulf Hüttmeyer (CFO). Die Benennung der „Non Executive
Directors“, die dem Aufsichtsrat ähnliche Funktionen übernehmen, ist
noch nicht erfolgt. Die derzeitigen Anteilseigener der PLC wollen
auch nach dem Börsengang als Aktionäre im Unternehmen bleiben.

Wachstum auf der ganzen Linie

Hunold nannte in der Pressekonferenz auch die Kennzahlen für das
Jahr 2005: Mit 13,5 Millionen Passagieren (+ 12,45 %) habe Air Berlin
im abgelaufenen Jahr ihre Position als zweitgrößte deutsche
Fluggesellschaft hinter der Lufthansa weiter gefestigt. Der Umsatz
sei um 17 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro gestiegen. Mit einem
Anteil von rund 58 Prozent (+ 24,63 %) sei der Einzelplatzverkauf
nach wie vor der Wachstumsmotor des Unternehmens. Aber auch das
Geschäft mit den Reiseveranstaltern habe um 10,3 Prozent ausgeweitet
werden können. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und
Leasingkosten (EBITDAR) belaufe sich im Jahr 2005 auf 153 Millionen
Euro, das Eigenkapital auf 197 Millionen Euro.

Die Entwicklung in 2006 beurteilt Hunold optimistisch. Bereits in
den traditionell schwachen Monaten Januar und Februar habe sich die
Passagierzahl um 10,6 Prozent und die Auslastung der Maschinen um ein
Prozent auf 68,8 Prozent gesteigert. Der durchschnittliche Yield
(Ticketumsatz pro one way) liege aktuell bei 79 Euro.

Positionierung auf dem europäischen Markt

Air Berlin ist nach den Worten von Hunold auf dem besten Weg, sich
als europäische Airline zu positionieren. In London habe man bereits
durch weiterführende Flüge nach Glasgow und Manchester mit der
Einrichtung eines Drehkreuzes begonnen. Von Stansted aus fliegt Air
Berlin nicht nur mehrere deutsche Städte und Palma de Mallorca,
sondern künftig auch Alicante an. Sehr gut angenommen worden sei die
Verbindung von Amsterdam nach Palma de Mallorca. Auch Zürich
entwickle sich mit seinen Verbindungen nach Palma de Mallorca und Rom
langsam zum Drehkreuz. Und auf Mallorca sei der Vorsprung des
Marktführers Air Berlin im letzten

Jahr mit 4,5 Millionen Gästen gegenüber den Mitbewerbern weiter
gewachsen. Die Gesellschaft bietet im Sommer 2006 wöchentlich mehr
als 300 Flüge zu der Balearen-Insel an – und von dort aus schnelle
Umsteigeverbindungen zu 16 Zielen auf den Nachbarinseln, dem
spanischen Festland und nach Portugal. Daneben bestehen von
Deutschland aus noch zahlreiche Nonstop-Verbindungen zum spanischen
Festland.

Insgesamt steuert Air Berlin von Deutschland aus 55 Destinationen
an. Neu im Flugplan sind die Routen nach Paris, Helsinki und
Kopenhagen. Als erfreulich bezeichnete Hunold die Zuteilung von Slots
durch die EU-Kommission für vier tägliche Umläufe zwischen Frankfurt
und Zürich. Die Verbindungen werden am 24. April 2006 aufgenommen.

Air Berlin hält derzeit 54 Flugzeuge in der Luft. In diesem Jahr
wird noch die Auslieferung von 6 Airbus A 320 aus dem bis 2011
laufenden Großauftrag über insgesamt 60 Maschinen erwartet. Dazu
sollen voraussichtlich noch drei geleaste Airbus A 319 kommen. Das
Unternehmen beschäftigt derzeit 2679 Mitarbeiter. Allein im vorigen
Jahr wurden 613 Mitarbeiter eingestellt. Jetzt werden 600 weitere
gesucht.

Testsiege am laufenden Band

Weitere Wachstumschancen für Air Berlin sieht Joachim Hunold vor
allem deshalb, weil seine Gesellschaft den Gästen einen besseren
Service biete als die meisten Mitbewerber. Das gelte in der Economy
Class sowohl gegenüber der Lufthansa als auch im Vergleich mit den
konkurrierenden Low Cost Carriern. Air Berlin ging in den letzten
zwölf Monaten vielfach als Sieger bei unabhängigen Tests und
Gästebefragungen hervor: Testsieger bei der Stiftung Warentest,
bester Low Cost Carrier und Ferienflieger bei „Reise & Preise“, beste
Billigfluggesellschaft Europas und Nr. 2 in der Welt bei Skytrax,
Airline des Jahres bei „Capital“, bester Kurzstreckenflieger bei „The
Guardian“, bester Low Cost Carrier bei Travelchannel und ADAC
Traveller.

Das Unternehmen ist ständig bemüht, seinen Gästen neben dem reinen
Flugangebot auch Mehrwerte zu bieten. Meilengutschriften können
Inhaber der kostenfreien Top Bonus-Card bei zahlreichen
Hotelpartnern und Mietwagengesellschaften sowie bei Finanzpartnern
sammeln. Neu ist die Kooperation mit der comdirect bank. Wer eine Top
Bonus-Karte besitzt und ein Bankdepot bei comdirect einrichtet,
bekommt als „Willkommensgruß“ 7.500 Bonusmeilen geschenkt. Für 12.500
Punkte gibt es bereits einen Freiflug. Und zwar ohne zusätzliche
Steuern und Gebühren, wie das sonst bei anderen Airlines üblich ist.

www.airberlin.com

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