Neue Schwerpunkte in der Konzernstrategie – Schrittweiser Abschied vom Ideal
des integrierten Touristikkonzerns – Fokus auf Weiterentwicklung des
Veranstaltergeschäfts – Produkt-, Vertriebs- und Produktionsoffensive
„Der Thomas Cook Konzern steht nach zwei
Jahren Sanierung wieder auf wirtschaftlich gesunden Füßen. Auf dieser
Grundlage wollen wir die Weiterentwicklung des Konzerns in die Hand nehmen
und die Zukunft gestalten.“ Das ist eine der zentralen Aussagen von Thomas
Holtrop, seit 1. November 2005 Vorstandsvorsitzender der Thomas Cook AG, auf
der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens heute in Frankfurt am Main.
Verschärfter Wettbewerb zwingt zu Neuausrichtung
Die Neuausrichtung, so Thomas Holtrop, richte sich an veränderten
Marktgegebenheiten aus. Kunden seien preissensibler geworden und würden
kurzfristiger entscheiden. Bestehende Wettbewerber veränderten ihre
Geschäftsmodelle, neue Wettbewerber seien mit innovativen Geschäftsmodellen
im Markt angetreten. „Dies alles“, so Thomas Holtrop, „hat den Druck auf die
klassische Pauschalreise und die etablierten großen Reiseveranstalter erhöht.
Große Reiseveranstalter müssen sich daher nachhaltig und massiv den neuen
Gegebenheiten im Markt stellen, um die Kunden weiterhin von der
Vorteilhaftigkeit ihres Angebots zu überzeugen.“
Mit Programm MOVE strategische Eckpfeiler gesetzt
Im Programm MOVE hat die Thomas Cook AG jetzt die Eckpfeiler der zukünftigen
Ausrichtung in vier Teilen definiert:
1) Ambitionierte Finanzziele
Die Thomas Cook AG will die Umsätze in den nächsten drei Jahren jährlich um
rund vier Prozent steigern, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern in der
Größenordnung 5 bis 10 Prozent pro Jahr verbessern und eine Rendite von
dreieinhalb bis vier Prozent erzielen. Dazu, so Thomas Holtrop, „müssen alle
Geschäftseinheiten mittelfristig ihre Kapitalkosten verdienen. Heute ist das,
trotz der verbesserten Ergebnisse, noch in keinem einzigen Segment der Fall.
Wir haben uns also ambitionierte Ziele gesetzt.“
2) Neue Schwerpunkte in der Konzernstrategie
Das zukünftige Geschäftsmodell der Thomas Cook AG ist wie folgt definiert:
„Unser Kerngeschäft ist, Kunden eine breite Auswahl an Pauschalreisen,
Komponenten und Services zu bieten, die auf ihre persönlichen Bedürfnisse
zugeschnitten sind. Die Produkte werden über eine Vielzahl von Kanälen
vertrieben, sowohl über eigene als auch in Kooperationen. Um dies zu
erreichen, betreiben wir ein hochflexibles Geschäftsmodell mit möglichst
geringer Kapitalbindung.“
Thomas Holtrop: „Damit nehmen wir schrittweise Abschied vom Ideal des
integrierten Touristikkonzerns. Nicht weil das Modell als solches schlecht
wäre, sondern weil es sich überlebt hat. Es entspricht nicht mehr den
Notwendigkeiten einer Zeit, die durch Überkapazitäten und sinkende Preise bei
Airlines und Hotels geprägt ist. Das Auslastungsrisiko fester Kapazitäten
überwiegt mittlerweile die damit verbundenen Ertragschancen. Wir aber wollen
Risiken abbauen, Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit erhöhen und dadurch
– das ist einer der wichtigsten Aspekte unserer Strategie – neue
Wachstumsfelder erschließen.“
Für den Erfolg in der Zukunft, so Thomas Holtrop, sind daher drei Faktoren
entscheidend: Der Zugang zu Leistungen und Kontingenten, der Zugang zum
Kunden über alle relevanten Vertriebsformen sowie eine kostengünstige
Produktion. „Darauf werden wir die Ressourcen der Thomas Cook AG
konzentrieren.“
3) Ausrichtung der Airlines nach spezifischen Marktgegebenheiten
Die jeweiligen Geschäftsmodelle in den sehr unterschiedlichen Absatzmärkten
der Thomas Cook AG definieren das Verhältnis zwischen Veranstalter und Flug.
In Großbritannien und Belgien trägt traditionell der Veranstalter die
Auslastungsrisiken der Flugkapazitäten. In Deutschland hingegen ist das
touristische Einzelplatzgeschäft von weitaus höherer Bedeutung als in den
anderen Absatzmärkten. Die Condor ist als „Leisure-Airline“ für Urlaub und
Freizeit erfolgreich positioniert. Condor hat mit ihrer stärkeren Ausrichtung
auf den Einzelplatzverkauf wesentlichen Anteil am Sanierungserfolg. Thomas
Holtrop: „Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an dieser Strategie
etwas zu ändern.“
4) Weiterentwicklung der Veranstalter zentraler Teil der Konzernstrategie
Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Veranstalter sind durch drei Offensiven
geprägt. Die Thomas Cook AG startet
o eine Produktoffensive, mit der das Angebot auf die Wachstumssegmente
im Markt ausgerichtet wird.
o eine Vertriebsoffensive, mit der neue Vertriebsformen auf Grundlage
eines weiter gestärkten Reisebürovertriebs erschlossen werden.
o und eine Produktionsoffensive, mit der die gesamte Produktion
schlanker und effizienter wird.
In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach besonders hochwertigen
Leistungen und nach Reisebausteinen überproportional gestiegen. Trotzdem wird
die klassische Pauschalreise auch weiterhin die wichtigste Grundlage des
Geschäfts bleiben. „Da ist Größe von Vorteil“, ist Thomas Holtrop überzeugt.
„Nur große Reiseveranstalter können eine derart große und vielfältige Auswahl
bieten und dabei das Qualitätsversprechen, welches der Kunde mit einer
Pauschalreise verbindet, nicht nur geben, sondern überall auch erfüllen:
Günstiger Preis, gesicherte Qualität, hohes Maß an Verfügbarkeit, optimal
aufeinander abgestimmte Leistungen, Rundumbetreuung im Urlaubsland und –
nicht zuletzt – die Veranstalterhaftung.“
Das Leistungsportfolio der Zukunft, so das Ziel der Produktoffensive, enthält
attraktive, auf jeden Bedarf zugeschnittene Angebote. Es besteht aus einem
gesunden Mix aus klassischem Pauschalgeschäft und zeitgemäßem Spezialgeschäft
mit vielfältigen und hochwertigen Angeboten. Thomas Holtrop: „Um diese
Angebotspalette unseren Kunden gegenüber noch klarer zu kommunizieren, werden
wir unser Markenportfolio weiter schärfen. Wir sind der Überzeugung, dass wir
mit dieser Mischung attraktive Margen erzielen und unsere stabile Position im
Reisemarkt ausbauen.“
Die besten Angebote sind nur wenig wert, wenn wir sie nicht erfolgreich
vermarkten können. Deshalb wird die Thomas Cook AG im Rahmen der
Vertriebsoffensive die Mehrkanal-Strategie stärken. Thomas Holtrop: „Unsere
Kunden wählen den Weg zur Buchung, den sie für richtig halten. Wir machen
Angebote in jedem Kanal verfügbar.“
Der klassische Reisbürovertrieb wird dabei weiterhin einer der Eckpfeiler des
Vertriebs bleiben. Zugleich, so Thomas Holtrop, „werden wir unser Engagement
im E-Commerce ausbauen. Hierzu haben wir die besten Voraussetzungen im Markt.
Dieser Ansatz hat sich im Übrigen schon in Deutschland und Großbritannien mit
den Angeboten von Mix&Travel und flexibletrips.com als äußerst viel
versprechend erwiesen.“
Die Stoßrichtungen der Produkt- und Vertriebsoffensiven stellen hohe
Anforderung an Produktions- und Distributionssysteme, die im Rahmen der
Produktionsoffensive zeitgemäß angepasst und verbessert werden. Thomas
Holtrop: „Dafür werden wir unsere IT-Landschaft und unsere
Produktionsmethoden Schritt für Schritt modernisieren. Wir haben ein
umfangreiches IT-Investitionsprogramm vorgesehen, für das wir in den nächsten
fünf Jahren einen deutlich dreistelligen Millionenbetrag ausgeben werden.“
„Im Ergebnis schaffen wir Angebots-Differenzierung für den Kunden, aber
Standardprozesse in der Produktion und Einheitlichkeit in der
Systemlandschaft. So lautet unser Credo.“
Vorstandsbereich „Continental Europe“ geschaffen
Ihren ersten organisatorischen Niederschlag findet die Neuausrichtung in
einer geänderten Geschäftsverteilung des Vorstands. So wird Dr. Peter
Fankhauser in Zukunft den Bereich „Continental Europe“ verantworten, der die
Absatzmärkte Deutschland, Westeurouropa und Osteuropa unter eine einheitliche
Führung bringt. Thomas Cook verspricht sich davon Kostenersparnisse,
gemeinsame Nutzung von Ressourcen und einen verbesserten Marktauftritt.
Außerdem wird eine neue Funktion „E-Commerce“ im Ressort des
Vorstandsvorsitzenden eingerichtet. Sie hat die Aufgabe der konzernweiten
Führung und Weiterentwicklung aller E-Commerce-Aktivitäten.
Zusammenfassung
Die neue Ausrichtung der Thomas Cook AG fasst Thomas Holtrop so zusammen:
„Wir konzentrieren uns auf unser Kerngeschäft Veranstalter und Vertrieb von
touristischen Produkten und Services. Wir verwirklichen ein Geschäftsmodell
mit möglichst niedriger Kapitalbindung und hoher Flexibilität. Wir bauen
dabei auf drei wesentliche Stärken, nämlich den hervorragenden Zugang zum
Kunden, eingespielte Geschäftsbeziehungen zu den Leistungsträgern und eine
äußerst wettbewerbsfähige Kostenposition. Als Ergebnis dieser Anstrengungen
werden wir auf mittlere Sicht auch unsere ambitionierten Finanzziele, unsere
Wachstumsziele und die angestrebten Markenpositionierungen erreichen.“
Die Thomas Cook AG ist einer der führenden Touristikkonzerne der Welt. Die
Geschäftsanteile an der Thomas Cook AG werden zu jeweils 50 Prozent von der
Deutschen Lufthansa AG und der KarstadtQuelle AG gehalten.