Kampf gegen Feuerbrand: Streptomycin-behandeltes Obst im Handel
Das zur Eindämmung des Feuerbrands
eingesetzte Antibiotikum Streptomycin konnte nun in reifen Äpfeln in
Österreich und in der Schweiz nachgewiesen werden. Die
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 http://www.global2000.at reagiert
nun mit Verwunderung darauf, dass die Handelskette SPAR die mit
Streptomycin behandelten Äpfel laut GLOBAL 2000 vermarkten will. „Das
Antibiotikum ist in den Äpfeln deutlich nachweisbar“, erklärt
Biochemiker Helmut Burtscher von GLOBAL 2000.
„Eigentlich ist die Anwendung des Antibiotikums in der EU seit 2004
nicht gestattet. Das Verbot kann bei Gefahr in Verzug allerdings
aufgehoben werden“, so Burtscher. In den österreichischen Bundesländern
Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich, Vorarlberg und Tirol wurde
das Antibiotikum schließlich aufgrund des massiven Feuerbrand-Problems
eingesetzt. „Ein ähnliches Problem gibt es auch in Deutschland.“ Auch
Schweizer Äpfel weisen Spuren von Antibiotika gegen Feuerbrand auf.
Untersucht wurden Proben aus den Kantonen Thurgau, St. Gallen und
Zürich, berichtet Friedhelm Berger, Vorstandsmitglied vom Deutschen
Umweltbund http://www.umweltbund.eu .
Was die Umweltorganisation an der Haltung der Handelsunternehmen
besonders stört, ist die Tatsache, dass ein Anbieter im diesjährigen
Frühjahr öffentlich bekannt gegeben hat, nur Äpfel aus unbehandelten
Kulturen anzubieten. Gleichlautende Bekenntnisse gebe es auch von den
beiden anderen Handelsriesen, obwohl zum damaligen Zeitpunkt noch alle
Beteiligten davon überzeugt waren, dass Antibiotika-Rückstände in den
Äpfeln ausgeschlossen seien. „Nun deutet alles darauf hin, dass die
Handelskette SPAR trotz ihrer Versprechungen schon seit Erntebeginn
Äpfel aus Antibiotika-Anlagen bezieht, während sie die Konsumenten im
falschen Glauben lässt, es handle sich ausschließlich um
Antibiotika-freie Äpfel“, kritisiert Burtscher. Eine solche
Vorgangsweise sei irreführend und daher als unethisch abzulehnen.
Vor diesem Hintergrund verlangt die Umweltorganisation nun von den drei
Handelsriesen SPAR, der REWE-Gruppe und Hofer eine Klarstellung.
„Es gibt nach derzeitigem Kenntnisstand keine heilenden
Pflanzenschutzmittel gegen Feuerbrand“, betont Berger. „Befallenes
Pflanzenmaterial kann nur durch Rückschnitt weit ins gesunde
Pflanzengewebe entfernt werden. Auch Naturflächen müssen überprüft und
bei Befallsverdacht zurückgeschnitten werden.“ Des Weiteren müssten
starke Bienenvölker zum schnellen Bestäuben der Blüten und Absammeln von
Nektar und Honigtau gefördert werden, damit Bakterien keine
Vermehrungschance mehr haben. Der Experte rät zusätzlich zu einer
ausgeglichenen Boden- und Blattdüngung mit Kat-Ionen, da auf solchen
Flächen wenig Kronenvolumen abstirbt und sich auch keine krebsartigen
Absterbeerscheinungen im Kambium, sogenannte Canker, bilden.“ Wolfgang Weitlaner