Slow Food-Gütesiegel für Gemischten Wiener Satz

Präsentation auf der „Terra Madre“ in Turin – Slow Food als
Chance für die Wiener Landwirtschaft

Der Gemischte Wiener Satz hat von der italienischen
Slow Food-Bewegung ein spezielles Gütesiegel bekommen, er ist ein
sogenanntes „Presidio-Produkt“ geworden – die höchste Auszeichnung,
die ein Produkt von Slow Food bekommen kann. Der typische Wiener Wein
ist überhaupt das erste österreichische Produkt, das dieses
Gütesiegel bekommt.****

Slow Food will hochwertige, traditionell hergestellte
Lebensmittel gegen die industrielle Landwirtschaft und vor negativen
Umwelteinflüssen schützen und die Biodiversität stärken.
Umweltstadträtin Ulli Sima und die Leiterin von Slow Food Wien,
Barbara van Melle, verabschiedeten die Wiener Winzer heute, Montag,
im Rahmen einer Presseveranstaltung nach Turin, wo von 23. bis 27.
Oktober der Weltgipfel der Landwirte, die sogenannte „Terra Madre“,
stattfindet. Der Gemischte Wiener Satz wird dort erstmals von einigen
Wiener Winzern präsentiert. „Slow Food ist Ausdruck für genussvolles,
bewusstes und regionales Essen und Trinken. Ich freue mich für die
Wiener Landwirtschaft, dass wir mit dem Gemischten Satz nun das ERSTE
„Presidio-Produkt“ Österreichs in Wien haben. Diese Vorreiterrolle
Wiens wollen wir künftig nützen, um die Idee von Slow Food zu
verstärken und diese Chance für die heimischen Landwirte, Winzer und
schließlich die KonsumentInnen zu nützen“, so Umweltstadträtin Ulli
Sima. Die Stadt Wien kooperiert in Sachen Slow Food eng mit Barbara
Van Melle, die Leiterin des Slow Food-Conviviums Wien und Pionierin
in diesem Bereich ist: „Lebensmittel müssen gut, sauber und fair
sein. Nur bewusster Genuss kann wahrer Genuss sein und in diesem
Zusammenhang ist auch jeder Einkauf als politischer Akt zu sehen.“

Slow Food als weltweite Bewegung

Von Italien ausgehend, hat die Slow Food-Bewegung ihre Anhänger
mittlerweile weltweit.
Sie ist die Antwort auf die rasante Entwicklung von Fast Food
und setzt auf die Vielfalt der lokalen landwirtschaftlichen Produkte.
Gegründet wurde die Bewegung 1986 im Piemont als Internationale
Bewegung zur Wahrung des Rechts auf Genuss. Der Verein versteht sich
als Lobby für Geschmack, aber auch für regional angepassten und
ökologischen Anbau und den Erhalt der kulinarischen Kulturen.

Der Gemischte Satz – ein typisches Slow Food-Produkt

Dieser typische Wiener Wein wird seit Jahrhunderten in Wiens
Weingärten gepflanzt, die mit bis zu 20 verschiedenen Rebsorten
bestückt sind. Im Gegensatz zum Cuvee werden dabei mehrere Rebsorten
gemeinsam angebaut und nach der Lese auch gemeinsam zu Traubenmost
gekeltert und vergoren. Durch die unterschiedlichen Reifegrade und
den unterschiedlichen Säuregrad der Rebsorten wollte man ursprünglich
das Risiko minimieren und eine gleichbleibende Weinqualität sichern.
Heute hat sich der Gemischte Satz vor allem in der österreichischen
Weinbauregion Wien und in der Steiermark (dort unter der Bezeichnung
Mischsatz) gehalten und gilt als Spezialität. Er passt perfekt in die
Ansprüche der Slow Food-Bewegung, birgt er ja in sich bereits enorme
Biodiversität.

Die Arche des Geschmacks und die Slow Food-Förderkreise

Die von der Slow Food-Bewegung initiierte „Arche des Geschmacks“
soll zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen. Die sogenannte
„Arche“ ist eine Auflistung von Produkten, die vom Aussterben bedroht
sind. Weiters müssen sie hochwertig sein, d. h. sie sollen über
vorzügliche Geschmackseigenschaften verfügen – und zwar so, wie es
lokal verstanden wird. Ein Zusammenhang mit dem Ort oder Gebiet muss
gegeben sein. Zudem müssen die Produkte regional gebunden sein, d. h.
im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen Produkte und Produktionsweisen,
welche die Erinnerung und Identität einer regionalen
Bevölkerungsgruppe berühren. Schließlich müssen die Produkte in
begrenzter Menge vorzugsweise von Kleinbetrieben hergestellt werden –
die Produkte müssen nach wie vor erwerbbar sein. Kurz gesagt, die
Produkte müssen schmecken und regional verwurzelt sein.

Wenn nun ein „Arche-Passagier“ auch eine wirtschaftliche
Bedeutung erlangt hat, ist die Gefahr des Aussterbens gebannt. Dann
kommt die Idee des Förderkreis-Produkts (Presidio) ins Spiel. Die
Förderkreise unterstützen die Produzenten und die Promotion der
Produkte, um traditionelle Handwerkszweige zu erhalten, ihnen
wirtschaftliche Zukunft zu sichern und die betreffende Gegend vor
Verfall zu schützen. In weiterer Folge führt das zu wirtschaftlich
lohnender Tätigkeit für die ProduzentInnen und zu
Geschmackserlebnissen für die KonsumentInnen.

Die nationale „Arche-Kommission“ entscheidet über die Aufnahme
eines solchen Förderkreis-Produkts. In Österreich gibt es neben dem
Gemischten Satz aus Wien noch die Elsbeere aus Niederösterreich im
Rang der „Presidio-Produkte“.

Slow Food in Wien – Große Konferenz im Rathaus 2009

Die Stadt Wien unterstützt die Slow Food-Bewegung seit einiger
Zeit, am Karmelitermarkt gibt es auch einen eigenen Stand mit Slow
Food-Produkten. „Wir werden im nächsten Herbst eine große
Biodiversitätskonferenz im Wiener Rathaus abhalten und auch einen
Markt organisieren, bei dem die Wienerinnen und Wiener die Vorzüge
der Slow Food-Produkte kennenlernen können“, kündigt Umweltstadträtin
Ulli Sima an. Diese Wiener „Terra Madre“ wird nach dem großen Vorbild
in Turin organisiert und soll auch dem kulturellen Austausch zwischen
der Toskana, dem Slow Food-Pionier schlechthin, und Wien dienen.

Stadteigener Gemischter Wiener Satz vom Weingut Wien Cobenzl

16 Prozent der Stadtfläche Wiens werden landwirtschaftlich
genutzt, die Stadt Wien selbst ist einer der größten Bio-Bäuerinnen
Österreichs. Jährlich werden auf den stadteigenen Flächen etwa 1.000
Tonnen Bio-Getreide und etwa 500 Tonnen Bio-Kartoffeln jährlich
produziert.

Auch besitzt die Stadt Wien seit über 100 Jahren ein eigenes
Weingut, das Weingut Wien Cobenzl, das national und international
prämierte Weine produziert. Der Gemischte Satz heißt am Weingut
Cobenzl Wiener Satz Senator 2007. Er besteht aus folgenden Rebsorten:
Grüner Veltliner , Rheinriesling, Weißburgunder, Muskat- Ottonell und
Traminer. Diese Sorten wachsen gemeinsam auf der Riede Reisenberg im
19. Wiener Gemeindebezirk und werden auf besonders schonende Weise
gemeinsam gekeltert.

Im Glas zeigt er sich in hellen strahlendem Gelb, mit Gold und
deutlichen Grünreflexen. Im reifen Bukett gleiten Würze, Gewürznoten
und Frucht harmonisch ineinander. Er beginnt geschmeidig am Gaumen:
mit fülligen reifen Aspekten, feiner vegetabiler Würze und
raffiniert-pfeffrigen Noten. Schmeichelt mit molliger Fruchtsüße,
zeigt trotzdem feine Pikanz durch saftigen Säurehintergrund als
Gegenpol zur hohen Reife.

Infos:
www.slowfood-wien.at
www.weingutcobenzl.at

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