Protest zur EU-Pflanzenschutznovelle: HaGe-Vorstand übergibt Unterschriften an EU-Abgeordnete
Die aktuell diskutierte EU-Pflanzenschutznovelle zieht immer weitere Kreise. Am vergangenen Dienstag übergab der Vorstandsvorsitzende der HaGe Kiel, Otto Kamerichs, etwa 3.500 Protestunterschriften an die EU-Parlamentarier Ulrike Rodust und Dr. Heinz Kindermann (beide SPD).
„Der Countdown läuft“
Die aktuell diskutierte EU-Pflanzenschutznovelle geht auf die Zielgerade. Im Januar wird das EU-Parlament über den Gesetzentwurf abstimmen, der für die Europäischen Landwirte deutliche Veränderungen im Pflanzenschutz beinhalten dürfte. Glaubt man den Aussagen von Wissenschaftlern, Politikern sowie Kennern der Szene, so würden wesentliche chemische Wirkstoffe in Europa künftig nicht mehr zum Einsatz kommen.
Ohne Folgenabschätzung!
Je nach Ackerkultur erwarten auch seriöse Adressen Ertragseinbußen von 20, 30 oder 40 Prozent, eine offizielle EU-Abschätzung existiert indes nicht. „Die Konsequenzen des aktuell diskutierten Papiers sind weder ökonomisch noch ökologisch oder gesellschaftlich abgeschätzt worden“, erklärt Kindermann, „wir debattieren ohne Folgenabschätzung, das ist bedenklich“. Kindermann spricht über die Folgen für die Nahrungsmittelpreise – da reichen die Aussagen von plus 20 bis plus 80 Prozent – sowie die der für den Ackerbau. „Da könnten künftig auch Flächen unter den Pflug genommen werden, die bislang nicht ackerbaulich genutzt werden“.
3.500 Unterschriften
„Wir bitten und fordern, dass die Thematik ihrer Bedeutung entsprechend gewürdigt und behandelt wird“, erklärt Kamerichs sein Anliegen, „wir fordern eine grundlegende Diskussion, um einen Kompromiss zu finden, der den Interessen der Verbraucher, der Landwirte sowie auch unserer internationalen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird“. Die HaGe hatte zuvor in einer Blitzaktion auf norddeutschen Fachmessen und Veranstaltungen etwa 3.500 Unterschriften von Landwirten, Verbrauchern sowie Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft gesammelt.
Miteinander reden!
„Ich kann die Sorgen der Landwirte verstehen, die an Ihre Unterschriftenaktion teilgenommen haben“, unterstrich die EU-Abgeordnete Ulrike Rodust ihre Sicht der Dinge, „die Menschen befürchten ein mögliches Verbot von bis zu 80 Prozent aller Wirkstoffe“. Zugleich unterstrich sie aber auch die Verantwortung der Politik für die Gesundheit der Bevölkerung. „Wir müssen am Ende des Tages wissen, dass unsere Nahrungsmittel sauber sind, die Umwelt nicht belastet wird und die Hersteller weiter produzieren können“, umschrieb die Politikerin die Aufgabe, „die Nahrungsmittelsicherheit muss gewährleistet sein, die Lebensmittel für alle bezahlbar bleiben und zusätzliche Importe aus aller Welt verhindert werden“.
Auch der ökologische Landbau …
Für eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik fehlt den Beteiligten indes die Zeit. Beide EU-Parlamentarier bekräftigten den Vorstandsvorsitzenden in seiner Ansicht, den direkten Kontakt mit den Vertretern des Gesundheits- und Umweltausschuss aufzunehmen. „Wir werden uns in den kommenden Wochen intensiv für weitere persönliche Gespräche mit diesen und anderen Abgeordneten einsetzen, um die Position der Agrarwirtschaft stärker in die politische Diskussion einzubringen“, gibt Kamerichs eine Zwischenbilanz. Auch die Landwirte selbst sollten sich an ihren EU-Abgeordneten wenden, schlägt Kamerichs vor, „sogar der ökologische Landbau wäre von der Streichung verschiedener Wirkstoffe betroffen, hier herrscht Handlungsbedarf“.
Die Raiffeisen HaGe Nord AG
Die Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (HaGe) mit Sitz in Kiel ist ein vielseitig aufgestelltes Unternehmen mit genossenschaftlichem Ursprung. Als eines der größten Agrarhandelsunternehmen Norddeutschlands erwirtschaftete die HaGe 2007 einen Umsatz von über 1 Mrd. Euro. Die verschiedenen Aktivitäten des Unternehmens sind in Sparten organisiert und umfassen Getreide- und Rapshandel, Betriebsmittel für die pflanzliche Produktion, Futter, Logistik und Administration. Das Vertriebsgebiet der HaGe umfasst Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Über 120 Standorte sichern gelebte Kundennähe. Töchter in Polen erweitern das Handelsgebiet der HaGe.