Mövenpick Gourmet-Frühstück Erdbeere von Schwartau

Gourmet-Schwindel zum Frühstück – Vollmundige Verbrauchertäuschung

Als „vollmundiges Geschmackserlebnis“ für „echte Feinschmecker“ wird der
Fruchtaufstrich der Marke „Mövenpick of Switzerland“ beworben. Er kommt
allerdings nicht aus der Schweiz, sondern aus Schleswig-Holstein, denn
hergestellt wird er von der Firma Schwartau. Wie für die meisten industriell
produzierten Konfitüren werden auch für „Mövenpick“-Fruchtaufstriche Früchte
mit Zucker in Vakuumkesseln eingedampft und dann mit Geliermittel cremig
gemacht. Was genau den Mövenpick-Aufstrich zum „Schweizer“
Feinschmeckerprodukt macht? Offenbar nicht viel. Vom Etikett natürlich
abgesehen.

Fünf Prozent bis zum Luxus

„Der kleine Luxus im Alltag“, so wirbt Mövenpick im Internet. Luxuriös sind vor
allem die Preise. Der Erdbeer-Aufstrich kostet umgerechnet auf ein Kilogramm
rund 8,40 Euro. „Schwartau Extra Erdbeere“ dagegen nur 5,80 Euro, die
Handelsmarke „ja!-Erdbeerkonfitüre Extra“ 2,90 Euro pro Kilogramm.

Was aber
macht den teuren Luxus der „Mövenpick Erdbeere“ aus? Sind es die
verschwenderischen 55 Gramm Früchte pro 100 Gramm Produkt? Ganze 5
Gramm mehr als bei den anderen genannten Produkten? Oder hat Schwartau
etwa vor allem in Premium-Verpackung statt in Premium-Inhalt investiert?

Original Standard

„Nach original Schweizer Rezepturen“ seien die Fruchtaufstriche hergestellt,
heißt es auf der Mövenpick-Homepage. Verkochen die Schweizer Erdbeeren,
Zucker und Geliermittel etwa anders als andere? Denn so viele Möglichkeiten
lässt die Zutatenliste ja nicht zu. Und ob jene „Original-Rezeptur“ wohl auch den
Zusatzstoff E330 enthielt? Also Citronensäure, die mit echten Zitronen oft nichts
zu tun hat, sondern zum Beispiel mithilfe von Schimmelpilzen gewonnen wird?
Was genau Mövenpick nun „originaler“ macht als andere Konfitüren und was
das Besondere an der „Schweizer Rezeptur“ ist, das kann auch Schwartau nicht
nachvollziehbar erklären.

Premium-Preis für Premium-Schwindel

Die Mövenpick-Aufstriche gehören zu den teuersten Produkten im
Konfitürenregal. Aber ein höherer Preis ist im Supermarkt kein Hinweis auf
bessere Qualität. Was Verbraucher für den Premium-Preisaufschlag wirklich
bekommen, können sie kaum nachvollziehen. Enthält das Produkt teurere
Rohstoffe, oder wird es aufwändiger hergestellt als Standard-Produkte? Im
Bemühen, keines seiner Produkt schlecht aussehen zu lassen, entlarvt
Schwartau auf der Homepage den eigenen Schwindel: Für alle Produkte würden
„nur ausgesuchte Rohstoffe“ in „besonderen Zubereitungsverfahren“ schonend
verarbeitet werden. Aha.

Die Königin ist für alle da

„Sie gilt als eine der besten und leckersten Erdbeeren der Welt: Senga-Sengana
– eine Königin unter den Erdbeeren. Für Mövenpick verwenden wir diese ganz
besondere Frucht“, dichtet Schwartau kunstvoll auf der Verpackung. Eine
„Königin der Erdbeeren“, also vielleicht eine seltene, eine exklusive oder eine
besonders teure Erdbeersorte? Weit gefehlt! Senga-Sengana gehört zu den
Standardsorten in der Konfitürenindustrie. Sie landet beispielsweise auch in der
Konfitüre von Zentis, d’arbo oder Werder. Und natürlich in anderen Schwartau-
Produkten. Eine Königin also, die für alle da ist – und damit auch eigentlich
nichts „ganz besonderes“ mehr ist.

Ehrliche Antwort aus Aachen

Nicht nur Schwartau bietet verschiedene Marken zu unterschiedlichen Preisen
an. Die Aachener Firma Zentis hat ihren Fruchtaufstrich „Belfrutta Auslese“
kürzlich mit neuer Verpackung und leicht veränderter Rezeptur „aufgefrischt“ –
und gleichzeitig den Preis erhöht. Warum der Fruchtaufstrich jetzt teurer ist,
erklärt Zentis mit einer „Vielzahl von Faktoren“ wie Herstellungstechnologie,
Rezeptur und Verpackungsmaterial. „Weitere Faktoren sind aber auch die
Vermarktungsstrategie sowie Kommunikationsmaßnahmen eines
Unternehmens“, schrieb uns Zentis. Wenigstens ehrlich – für einen
Lebensmittelhersteller durchaus überraschend.

www.abgespeist.de

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