Wieviel Fisch für die Welt?
100 Milliopnen Tonnen Fisch verspeist die Weltbevölkerung pro Jahr, Tendenz steigend. Weil die Meere das nicht hergeben, stammt rund die Hälfte der Fische bereits aus Zucht. Ein Teufelskreis: Denn Zuchtfische werden mit Fisch gefüttert. Klüger wäre es, die letzte grosse wildlebende Nahrungsressource der Welt zu erhalten – denn jede andere Fischgewinnung ist teurer und weniger nachhaltig, sagt der Verein fair-fish.
Bei den beliebten Raubfischen wie Thon, Lachs, Forelle, Kabeljau usw. steckt im Futter drei- bis viermal so viel Fisch, wie am Ende aus der Zucht auf unseren Teller gelangt. Und der Fisch im Futter stammt meist aus dem Meer. Fischzucht ist also keine Alternative zur Leerfischung der Meere, ganz im Gegenteil. Und selbst die Zucht von Fischarten, die auf pflanzlicher Basis gefüttert werden können, ist nur bedingt eine Alternative; denn der Anbau des Futters konkurrenziert die menschliche Ernährung. Mais, Weizen oder Soja sättigen mehr Menschen, wenn das Getreide keinen Umweg über die Tierzucht macht.
Was in den Meeren noch gefangen werden kann, kommt immer weniger der lokalen Bevölkerung zugut. Rund die Hälfte der Fische, die wir im Norden essen, stammt bereits aus Fängen und Zuchten im Süden. Das gefährdet die Eiweissversorgung armer Küstenländer, die traditionell auf Fisch angewiesen sind. Dabei könnten wir uns im Norden anderswie mit Eiweiss versorgen.
Fischzuchten werden langfristig weder die Überfischung noch den Hunger in Entwicklungsländern beheben. Die Lösung beider Probleme kann nur in einer Erholung der Fischbestände liegen. Es gilt, die letzte grosse wildlebende Nahrungsressource der Welt zu erhalten – jede andere Fischwirtschaft ist teurer und weniger nachhaltig. Drei Massnahmen sind daher nötig:
Erstens muss die Fischerei nachhaltig betrieben werden. Das heisst vor allem: Verzicht auf überfischte Arten sowie auf Fangmethoden, welche den Lebensraum zerstören. Zugleich ist der ganze Fang in höchstmöglicher Qualität zu verwerten; die Wegwerfmentalität der industriellen Fischerei muss überwunden werden. Mit einem Pilotprojekt im Senegal hat der Verein fair-fish gezeigt, dass eine sehr schonungsvolle Fischerei möglich und kontrollierbar ist.
Zweitens braucht es Meeresschutzzonen, in welchen höchstens noch schonungsvoller Fischfang erlaubt ist. Damit sich die Fischbestände erholen, ist rund ein Viertel der küstennahen Meeresgebiete unter Schutz zu stellen. Die betroffenen Fischer werden diese Strategie aber nur dann mittragen, wen ihnen andere Einkommsquellen ermöglicht werden.
Drittens muss die Bevölkerung der Binnenländer im Norden ihren Fischkonsum wieder reduzieren. Vor einer Generation war er noch deutlich geringer, ohne negative Folgen für Ernährung und Gesundheit. Aerzte, Ernährungsberaterinnen und Medien tragen hier Verantwortung: Wer dem Publikum Fisch als Gesundheitsfaktor anpreist, der mehrmals wöchentlich zu verzehren sei, darf sich nicht wundern, wenn der Fisch ausgeht. Die hochgelobten Omega-3-Fettsäuren sind ja nur deshalb im Fisch zu finden, weil sie eigentlich von Algen stammen. Wer sich um die eigene Versorgung mit Omega-3 sorgt, sieht sich also besser auf dem Markt nach Produkten auf Algenbasis um. Fisch dagegen ist in unseren Breiten ein Luxusmahl und darf als solches ein- bis zweimal monatlich genossen werden.