Barrique oder Holzchips?

Verwöhnte Zungen schmecken das Echte – gute Tropfen aus Baden

Aromen von Vanille, Kaffee, Karamell steigen vom Glas in die Nase. Aha, der Wein wurde im Barrique ausgebaut! Wirklich? Oder irrt sich die Nase? Rotweine mit Holzfassnote sind nun einmal beliebt. Sie kann vom echten Barrique stammen, oder nur von Holzchips, die in den Wein gegeben wurden. Lässt sich der Unterschied erkennen, und sind echt im Barrique gereifte Weine wirklich besser?

Das Wort „Barrique“ stammt aus dem Französischen und bedeutet „Fässchen“. Gemeint ist ein Holzfass von ca. 225 bis 230 Liter Inhalt, in der Regel aus Eichenholz. Das Geheimnis ist, Holz lässt in geringen Mengen Sauerstoff hindurch, und so reift der Wein schöner als im Tank. Da helfen keine Chips. Das merkt ein verwöhnter Gaumen. Gute Tropfen lassen die Winzer bis 24 Monate und länger im Barrique reifen. Dabei nimmt der Wein auch Holzgeschmack auf, umso mehr, je neuer das Fass ist. In der Regel werden Barriques bei der Herstellung mit Feuer ausgebrannt. Die Winzer sprechen von toasten. Dies verleiht dem Wein zusätzliche Aromen, die an Toastbrot oder Kaffee erinnern. Allerdings geben Barriquefässer nach drei- bis viermaliger Verwendung kaum noch Aroma ab. Man braucht wieder neue, und so ein Eichenfass ist teuer. Es kostet um 700 bis 800 Euro. Von 400 verschiedenen Eichenholzsorten eignen sich übrigens nur 20 zur Herstellung von Barriques.

Eichenchips dagegen kosten nur 7 bis 20 Euro pro Kilo. Diese Schnipsel in Größe eines 10 Cent-Stückes bis hin zur Sägespänen können in Menge und Feinheit je nach gewünschtem Ton in den Tank gegeben werden. So lassen sich auch Weine von geringerer Qualität billig „im Barrique“ ausbauen. Das Schönste ist, es ist erlaubt! „Seit Herbst 2006 ist die Zugabe von Eichenchips in der EU einheitlich geregelt – bei Prädikatsweinen in Deutschland jedoch nicht erlaubt“, erklärt Jürgen Sigler vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg. Doch die schöne Reife eines hochwertigen Weins durch eine lange Barrique-Lagerung erhält man dadurch nicht, selbst wenn der Ausgangswein beim Chipeinsatz recht ansehnlich war. Auf jeden Fall darf ein Wein, wenn auf dem Etikett „Barrique“ oder „Holzfass ausgebaut“ steht, keinen Chip gesehen haben.

Zum Glück halten gute Winzer bei edlen Tropfen nach wie vor zum echten Barrique-Ausbau. Wir haben uns in Baden umgesehen und viele sehr schöne Tropfen gefunden: Eine gut abgerundete Tanninstruktur mit nussig-herbem Nachhall charakterisiert den 2006 Cabernet Carbon trocken – im Barrique gereift – Erzeugerabfüllung der Baden-Badener Winzergenossenschaft. Der Cabernet Carbon ist eine 1983 neu gezüchtete rote Rebsorte und verfügt über einen ausgeprägten Cabernet-Sauvignon-Charakter. Der sonst für seine eleganten Rieslinge bekannte Erzeuger hat auch hervorragende Rotweinlagen in Bühlertal. Ein edler, vollmundiger Burgunder mit feinen Tannin- und Toasttönen ist der 2006 Spätburgunder trocken „Collection Royal“ der Oberkircher Winzergenossenschaft. Kellermeister Martin Bäuerle: „’Collection Royal’ ist unsere absolute Spitzenlinie, von der wir nicht jedes Jahr Weine produzieren, beziehungsweise nicht von allen betreffenden Sorten. Nur wenn das Lesegut absolut hochklassig ist.“ Für Qualität im Weinberg steht die Arbeit des Qualitätsmanagers Frank Männle, der für die Winzergenossenschaften Oberkirch und Waldulm nur in den Reben unterwegs ist und die Winzer berät. Feine Vanille- und Holzaromen kennzeichnen den 2004 Waldulmer Pfarrberg Spätburgunder Rotwein trocken, Barrique-Ausbau, der Winzergenossenschaft Waldulm. Der Waldulmer Pfarrberg gehört zu den besten deutschen Rotweinlagen. Ein großer Burgunder mit edler Reife und Schmelz, das ist der 2003 Wasenweiler Kreuzhalde Spätburgunder trocken, im Barrique gereift, von der Winzergenossenschaft Wasenweiler. Dezentes Barrique und eine typenspezifische Herausarbeitung der Rebsorten sind ihr Motto. Überwiegend aus Kleinterrassen bestehen die erstklassigen Lagen Kreuzhalde und Lotberg. Oft mit nur zwei oder drei Stockreihen „kleben“ sie am Südrand des Kaiserstuhls.

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