Linienflieger und Billiganbieter im „Konsument“-Preischeck

Rechtzeitig buchen

Reisefreudige buchen Städteflüge immer häufiger übers Internet. Keine Frage, daheim
in aller Ruhe Angebote sichten, Preise vergleichen und gleich vom Schreibtisch aus
buchen, hat seine Vorteile. Wie aber kommt man am besten zu preiswerten
Flugtickets?

Das Testmagazin „Konsument“ hat in einem umfangreichen Preisvergleich über
mehrere Monate hinweg Ticketpreise von fünf Anbietern, Billigflieger ebenso wie
traditionelle Linienfluggesellschaften, erhoben.

Fazit: „Die Billigflieger werden ihrem Namen immer noch gerecht – sie haben in
unserem Preisvergleich die Nase vorn. Allerdings: Die recht erfinderischen Zuschläge
von Ryanair & Co lassen scheinbare Schnäppchen oft alt aussehen“, berichtet Franz
Floss, Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation.

Wer rechtzeitig
bucht, bekommt aber auch bei traditionellen Fluglinien günstige Tickets. Auf Last-
Minute-Angebote können sich Reisende nicht verlassen: Billige Tickets kurz vorm
Abflug sind die Ausnahme.

Städteflug nach London
Für den Preisvergleich haben die „Konsument“-Experten folgendes Testszenario
angenommen: Ein Erwachsener fliegt mit einem aufgegebenen Gepäcksstück von Wien
bzw. Bratislava nach London. Zwei Termine wurden dafür definiert: Ein Termin Mitte Juni
und einer Ende Juli. Alle Anbieter, die für diese Termine Direktflüge von Wien bzw.
Bratislava nach London angeboten haben, wurden in den Preisvergleich miteinbezogen: Die
traditionellen Anbieter Austrian Airlines (AUA) und British Airways (BA) sowie die Low Cost
Carrier easyJet, Ryanair und SkyEurope.

Ab Februar wurden die Preise erhoben, anfangs
wöchentlich, dann zweimal pro Woche, zuletzt täglich inklusive des Abflugtages. Bei
Fluglinien, die aufgegebenes Gepäck extra verrechnen, wurden die Kosten zum Flugpreis
dazugerechnet, ebenso allfällige Kreditkartengebühren.
Komplizierte Preisgestaltung
Wer im Internet ein günstiges Schnäppchen ergattern möchte, benötigt vor allem eines: viel
Geduld. So ist die Preisgestaltung bei Flugtickets für Konsumenten alles andere als einfach

zu durchschauen. Zum Grundpreis, der sich je nach Auslastung des Flugzeuges kurzfristig
ändern kann, kommen noch obligatorische Steuern und Gebühren. Darüber hinaus können
Service- und Bearbeitungsgebühren anfallen. Laut einer neuen EU-Verordnung, die
voraussichtlich ab Herbst in Kraft tritt, müssen Fluggesellschaften sämtliche Kosten für ein
Ticket offenlegen.

Beim „Konsument“-Preisvergleich wurde entweder gleich zu Beginn des
Buchungsvorganges der Gesamtpreis angeführt, oder es wurde zumindest darauf
hingewiesen, dass noch Steuern und Gebühren hinzukommen.
Erfinderische Zuschläge
Nach dem Motto „No service is our success“ müssen Reisende bei Billigfliegern für jede
Leistung, die bei Linienfluggesellschaften meistens schon im Flugpreis inkludiert sind, extra
bezahlen.
So ist etwa bei Ryanair & Co meist nur noch das Handgepäck im Preis inbegriffen.
Wer mit Gepäck fliegt, zahlt extra. Und zwar im Schnitt zehn Euro pro Gepäck – wenn man
gleich online bucht. Noch teurer wird es für alle jene, die erst beim Check-in für die
Gepäckaufgabe bezahlen. Apropos Check-in: Wer am Flughafenschalter eincheckt, wird bei
Ryanair ebenfalls zur Kassa gebeten (fünf Euro).
Auch Sitzplätze sind eine weitere mögliche Einnahmequelle: Bei SkyEurope müssen
Passagiere für eine Sitzplatzreservierung einen Aufpreis zahlen, bei easyJet und Ryanair
kann man gegen Gebühr zum Aussuchen eines Sitzplatzes früher an Bord.
Für die Zahlung mit Kreditkarte verlangen alle Billigflieger im Preisvergleich eine zusätzliche
Gebühr, bei Ryanair und SkyEurope fällt diese sogar pro Strecke an.
„Die Nebengebühren steigen bei den Billigfliegern momentan extrem. Alleine in unserem
Erhebungszeitraum haben Ryanair & Co etwa die Kreditkartengebühren bis zu dreimal und
die Gepäcksgebühren bis zu zweimal erhöht“, weiß „Konsument“-Projektleiterin Silvia
Doppler.

Je später, desto teurer
Die Preisentwicklung bei den Tickets war in den ersten Monaten der Erhebung recht stabil
und entwickelte sich bei allen Terminen recht ähnlich: Wer bereits im Februar buchte, zahlte
bei Billigfliegern rund 100 Euro, bei AUA und BA 150 bzw. 200 Euro. Rund einen Monat vor
dem Abflug kosteten Flugtickets bei den Low Cost Carrier 100 bis 200 Euro, bei BA 200 Euro
und bei der AUA bis zu 300 Euro.
Einen enormen Preisanstieg verzeichneten die „Konsument“-Experten rund ein bis zwei
Wochen vor dem jeweiligen Reiseantritt. Je näher dann das Abflugdatum, desto höher die
Preise und desto geringer die Auswahl an verfügbaren Flügen. Kurzentschlossene mussten
schon deutlich tiefer in die Tasche greifen: Wer mit einem Billiganbieter abhob, zahlte 200
bis 400 Euro. Bei den Linienfliegern musste man zu diesem Zeitpunkt gut das Doppelte
ausgeben, nämlich rund 400 bis 800 Euro.

Wer auf Schnäppchen kurz vorm Abflug hofft, benötigt Glück. Die Wahrscheinlichkeit, vor
dem geplanten Reiseantritt noch ein günstiges Ticket zu ergattern, bei dem auch die
Flugzeiten und der Zielflughafen den persönlichen Vorstellungen entsprechen, ist gering.
„Beim Preisvergleich sollten Konsumenten auch darauf achten, wie weit der Flughafen vom
Zielort entfernt ist. Hier können neben dem erhöhten Zeitbedarf auch noch hohe
Transportkosten anfallen“, informiert Doppler.
3
„Konsument“-Tipps: Schritt für Schritt zu günstigen Tickets
Viele Anbieter einbeziehen. Bei der Suche nach preiswerten Tickets sowohl traditionelle als
auch Billigfluggesellschaften miteinbeziehen. Darüber hinaus können auch Reiseveranstalter
billige Flugtickets anbieten.
Flugsuchmaschinen nutzen. Diese ermöglichen einen raschen Überblick über Ticket-
Angebote und Preise. Bei einigen Suchmaschinen können die Tickets auch gleich gebucht
werden, wofür manche jedoch einen Aufschlag verlangen.
Airlines kombinieren. Wer Hin- und Rückflug bei verschiedenen Airlines bucht, steigt
möglicherweise günstiger aus.
Reisetermin kostenbewusst festlegen. Wer weniger frequentierte Reisetage (wochentags)
wählt, hat bessere Chancen auf einen preiswerten Flug.
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