Mit seinen scharfen Urteilen hat Wolfram Siebeck Leser empört und Köche zur Weißglut getrieben. Zu seinem 80. Geburtstag präsentiert das ZEITmagazin seine schönsten Wortgefechte
Seit vier Jahrzehnten schreibt Wolfram Siebeck in der ZEIT über Essen, Restaurants und Kochrezepte. Und immer wieder ist er mit seiner Streitbarkeit angeeckt. Manche hätten ihm am liebsten das Maul verboten.
„Einfach Wolfram Siebeck verbieten, / über Essen zu schreiben“ empfahl der Schriftsteller Günter Herburger schon 1975 in einem Gedicht, „und ihn drei Tage mit Heftpflaster über dem Mund / in die Bahnhofsgaststätte von Würzburg setzen, / wo wir mitunter auch schlemmen.“ Und ein Leserbriefschreiber schlug im gleichen Jahr der ZEIT-Redaktion vor, Siebeck zum Restaurant-Testen auf den Mars schicken: „Der Mond ist leider schon zu rückkehrsicher“.
Andere beließen es nicht bei verbalen Attacken. Als Wolfram Siebeck zum Beispiel im Jahr 1985 im Hamburger Restaurant Le Canard speisen wollte, kam der Koch Josef Viehhauser aus der Küche und erklärte ihm, er könne leider nicht für ihn kochen. Er solle seinen Hunger doch bitte schön woanders stillen. Wolfram Siebeck hatte ihn vier Jahre zuvor in einer Restaurantkritik ziemlich hart angefasst.
Noch weiter ging „Jahrhundertkoch“ Eckart Witzigmann, nachdem Wolfram Siebeck ihn 1987 mit seinem Münchner Konkurrenten Heinz Winkler verglichen hatte (wobei letzterer besser abschnitt): Witzigmann bat sogar Siebecks Freunde, von einem Besuch seines Restaurants Aubergine abzusehen. Und der legendäre Paul Bocuse hatte Siebeck bei einem Empfang in Paris 1985 wüst beschimpft und war beinahe mit Fäusten auf ihn losgegangen. Siebeck hatte im Jahr zuvor geschrieben: „Als Wirt einer Fernfahrerkneipe wäre Bocuse sicher der beste Kneipenwirt der Welt. So hat er nicht einmal das beste Restaurant Lyons.“
Jetzt wird Wolfram Siebeck 80 Jahre alt, das ZEITmagazin ehrt ihn mit einem Special, in dem es ausschließlich um den großen Feinschmecker geht, sein Leben, seine Lieblingsrestaurants, seine Frau, seine Katze, seine Küche, sein Auto. Und um seine schönsten Skandale.
Dass er trotz des hohen Alters keine Spur von Altersmilde zeigt und streitlustig ist wie eh und je, das bewies er erst vor drei Jahren, als er nach London reiste, um im Restaurant The Fat Duck von Heston Blumenthal zu essen, das englische Zeitungen nach einer Umfrage als das beste der Welt bezeichnet hatten. Siebecks Resümee: „Wenn The Fat Duck das beste Restaurant der Welt ist, dann hat es den schlechtesten Service von allen.“ Und: „Wenn Blumenthal der beste Koch der Welt ist, dann bin ich eine Bratwurst.“
Wie die Betroffenen ihren Streit mit Wolfram Siebeck heute sehen, können Sie im ZEITmagazin 40/08 lesen, das am Donnerstag erschien und jetzt im Zeitschriftenhandel ist.
Auf ZEIT ONLINE finden Sie zudem ausführliche Äußerungen von Josef Viehhauser und Eckart Witzigmann sowie die berüchtigsten Siebeck-Kolumnen zum Nachlesen: www.zeit.de