ARTE, Montag, 08.09. um 09:25 Uhr
Ein Laden in Paris
Orientalische Spezialitäten Chez Heratchian
„Der Armenier“ im 9. Arrondissement von Paris ist ein gutes Beispiel für das friedliche Nebeneinander verschiedener Kulturen: So wie die Ware des Ladens aus mehr als 30 verschiedenen Ländern stammt, prallen mit einer griechischen Chefin und einem armenischen Mitarbeiter zwei Temperamente aufeinander, die bestens miteinander auskommen.
„Ich kam am 1. Januar 1979 nach Frankreich, mit einem Koffer, einer Decke und 200 Francs in der Tasche. Am Anfang war es sehr schwierig. Ich habe einen Antrag auf politisches Asyl gestellt. Diese Arbeit hier habe ich zufällig gefunden. Der Laden ist mein Zuhause. Hier verbringe ich mehr Zeit als daheim. Es gibt Tage, an denen es mir nicht gefällt, aber auch Tage, an denen ich sehr glücklich bin“, sagt Sezar Gokoglu. Er arbeitet seit mehr als 25 Jahren bei „Chez Heratchian“, einem orientalischen Spezialitätengeschäft im Herzen von Paris. Im 9. Arrondissement heißt der Laden kurz „Der Armenier“, weil ihn armenische Flüchtlinge vor rund 70 Jahren gegründet haben. Sezar Gokoglu war einst Lehrer an einem Gymnasium, bevor ihn politische Unruhen aus der Türkei vertrieben haben. Seine Chefin, Madame Kourounis, ist vor fast 50 Jahren von einer kleinen griechischen Insel nach Paris gekommen. Ihren Traum, einmal wieder in die Heimat zurückzukehren, konnte sie nicht verwirklichen. Sie thront an der Kasse, gleich links neben der Eingangstür, hat die vier Angestellten fest im Griff und von ihrem Platz aus alles im Auge.