VCD Auto-Umweltliste 2008/2009
Zweimal Gold für Toyota – deutsche Hersteller dominieren Kompaktklasse – Bundesregierung blockiert CO2-Grenzwert und verteuert damit Autofahren
Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) hat heute in Berlin die Ergebnisse der VCD Auto-Umweltliste 2008/2009 vorgestellt. Darin bewertet der Umwelt- und Verbraucher-verband bereits zum 19. Mal über 350 aktuelle Pkw-Modelle aus Umweltsicht. Gewinner des umfassendsten Öko-Rankings für Pkw ist der Toyota Prius, der sich dank Hybridtechnik durch niedrigen Verbrauch sowie durch gute Lärm- und Schadstoffwerte auszeichnet. Er macht das Rennen knapp vor dem Vorjahressieger Honda Civic Hybrid. Den dritten Platz teilen sich vier punkt*gleiche Fahrzeuge: Citroën C1 1.0 Advance, Daihatsu Cuore 1.0, Peugeot 107 Petit Filou 70 und Toyota AYGO 1.0. *Die aktuelle VCD Auto-Umweltliste zeigt, dass viele Fahrzeuge auf dem Markt sind, die einen akzeptablen Verbrauch haben und bei Lärm und Schadstoffen gut abschneiden. Autokäufer haben also die Wahl, wenn sie umweltschonend und sparsam unterwegs sein wollen“, kommentiert Hermann-Josef Vogt vom VCD-Bundesvorstand die Ergebnisse. Insgesamt erhalten 80 Autos eine positive Umweltempfehlung vom VCD.
Neben den einzelnen Pkw hat der VCD das Umweltmanagement der Autokonzerne unter die Lupe genommen. Im Hinblick auf Produktion, Produkteigenschaften und Kommunikation belegt Toyota dabei den ersten Platz vor Mercedes/smart und BMW/Mini. *In diesem Jahr gibt es gleich zweimal Gold für Toyota. Bei Innovationen zugunsten von Klima und Umwelt haben die Japaner also immer noch die Nase vorn“, urteilt Vogt. Dass sich der Wind angesichts von Klimawandel und steigenden Spritpreisen drehe, hätten inzwischen allerdings auch die deutschen Hersteller erkannt. Vogt: *Während es gerade mal ein deutsches Fabrikat unter die Top Ten schafft, dominieren neun Pkw aus Deutschland klar die umweltbesten Kompaktautos.“
In der Druckfassung der VCD Auto-Umweltliste 2008/2009 war ursprünglich der smart fortwo coupé cdi auf Platz drei der Top Ten gelandet, doch der VCD musste den Wagen nachträglich disqualifizieren: *Wir hatten das Fahrzeug in unser Umweltranking aufgenommen, weil uns die Daimler AG verbindlich zugesichert hatte, dass der Diesel-smart ab Oktober endlich serienmäßig mit einem geschlossenen Partikelfilter gegen krankmachenden Dieselruß ausgeliefert wird“, erklärt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher und Auto-Experte des VCD. Erst nach Drucklegung der VCD Auto-Umweltliste habe Daimler mitgeteilt, dass sich die Auslieferung wegen technischer Probleme mit dem Filter ins nächste Jahr verschiebe. Bisher verfüge der Diesel lediglich über einen offenen Filter und blase deshalb ein Vielfaches an besonders gesundheitsschädlichen Feinststaub-partikeln in die Atemluft. Lottsiepen warnt: *Diese Mogelpackung entspricht nicht dem Stand der Technik und unterläuft den notwendigen Schutz der Gesundheit – insbesondere in Ballungsgebieten. Niemand sollte den Diesel-smart ohne vollwertigen Partikelfilter kaufen.“
Nach Einschätzung des VCD zeigt dieses Beispiel, wie sehr Autokäufer auf der Hut sein müssen. Allein beim Spritverbrauch sei die Spannbreite schon zwischen den verschiedenen Varianten ein und desselben Modells enorm. So benötige beispielsweise der energieeffizienteste 3er BMW 318d nur 4,7 Liter Diesel und komme damit auf einen CO2-Ausstoß von 123 Gramm pro Kilometer. Der mit 306 PS motorisierte 335i xDrive Touring schlucke dagegen 9,8 Liter Benzin auf 100 km und stoße 235 Gramm CO2 aus. *Das ist annähernd doppelt so viel Treibhausgas wie beim sparsamsten 3er BMW! Dieser Spritfresser kann vielleicht im Autoquartett gewinnen, in der Realität verliert er durch unverantwortlich hohe Klimabelastung und hohe Spritkosten. Deshalb findet sich dieses Modell nicht in der VCD Auto-Umweltliste“, erklärt Lottsiepen.
Modelle mit niedrigem CO2-Ausstoß erlangen nach VCD-Analyse zunehmend die Gunst der Käufer. Im ersten Halbjahr 2008 wurden rund 30 Prozent mehr Kleinwagen verkauft als im Vorjahreszeitraum. Zudem erlebten die öffentlichen Verkehrsmittel Rekord*zuwächse, und immer mehr Menschen trauten sich aufs Fahrrad – u.a. weil die Luft in den Städten besser geworden sei. *Umweltpolitik ist nämlich keineswegs ein zahnloser Papiertiger“, meint Lottsiepen. *Sie hat in den vergangenen Jahren gegen den erbitterten Widerstand der Autoindustrie schärfere Grenzwerte für krankmachende Schadstoffe durchgesetzt.“
In der Erfolgsgeschichte der europäischen Abgas*gesetzgebung sieht der VCD einen guten Ansporn, weiterhin für ambitionierte CO2- und Verbrauchslimits von Neuwagen zu kämpfen. *Falls es den Autoher*stellern gemeinsam mit der Bundesregierung gelingen sollte, in Brüssel den geplanten CO2-Grenzwert von 120 Gramm pro Kilometer zu verwässern oder um weitere Jahre zu verzögern, werden wir alle zur Kasse gebeten. Und zwar nicht nur durch die immensen Folgen des Klimawandels, sondern auch ganz direkt an der Tankstelle“, prognostiziert Lottsiepen.
Wenn ein Neuwagen in den nächsten Jahren 30 bis 40 Gramm mehr CO2 ausstoße als notwendig, bedeute das bei heutigen Spritpreisen jährlich 300 bis 400 Euro Mehrkosten für Kraftstoff. Dabei gebe es außer bei den Siebensitzern schon heute in jeder Fahrzeugklasse Pkw, die weniger als 120 Gramm CO2 pro Kilometer emittierten. Diesen Grenzwert sollen nach Forderung des VCD im Jahr 2012 alle in Europa hergestellten und verkauften Pkw im Durchschnitt einhalten. In der aktuellen VCD Auto-Umweltliste erreichen über 50 Pkw diesen Wert. Lottsiepen resümiert: *Sparsamkeit und Effizienz müssen die Maxime für die nächsten Jahre sein. Nur so können wir schnell etwas gegen hohe Spritkosten und für mehr Klimaschutz erreichen.“
Die VCD Auto-Umweltliste 2008/2009 enthält alle relevanten Daten und Bewertungen zu über 350 aktuellen Pkw-Modellen. Sie ist für 5,50 Euro Bearbeitungs- und Versandkostenpauschale zu bestellen bei: VCD-Versandservice, Heinrich Sommer-Straße 13, 59939 Olsberg, Fon 02962/845865, Fax 02962/800155, E-Mail bestellung@vcd.org.