Wolfram Siebeck

Feinschmecker Wolfram Siebeck: „Meine Mutter kochte miserabel“

Er ist der berühmteste deutsche Gastrokritiker und beeinflusst seit 50 Jahren, was wir essen. Zum Gourmet ist Wolfgang Siebeck jedoch nicht im Elternhaus geworden. „Meine Mutter kochte miserabel“, erzählt er im Interview mit der Frauenzeitschrift FÜR SIE (18/2008; EVT: 19. August). „Außerdem gab es in den Vorkriegs- und Kriegsjahren nichts Gescheites zu essen.“ Richtig gut gespeist habe er erstmals mit fast 30 Jahren, als er noch Filmkritiker gewesen sei. Das gute Essen bei Filmfestivals habe seine kulinarische Leidenschaft geweckt und ihn Mitte der 60er Jahre zum deutschen Feinschmecker-Pionier werden lassen.

Mit seinem kürzlich erschienenen „Kochbuch der verpönten Küche“ mit Rezepten für Innereien verwirklichte Siebeck ein lang gehegtes Vorhaben: „Ich möchte die Leute überzeugen, dass man mit Innereien etwas Anständiges machen kann.“ Wichtig sei allerdings, dass auch die anderen Zutaten von bester Qualität sind. „Genießen lässt sich lernen“, sagt Siebeck. „Jeder Gang zum Käsehändler oder sehr guten Metzger statt in den Supermarkt ist doch ein Vergnügen.“ Den finanziellen Aspekt lässt der Gourmet nicht gelten. „In Deutschland verzichten die Leute nicht aufs Autofahren, sparen lieber an Lebensmitteln. Das finde ich traurig.“

Bei Siebeck zu Hause kocht übrigens seine Frau. Er selbst stehe nur am Herd, wenn er das Rezept hinterher beschreiben müsse, und gehe ansonsten lieber essen. Im übrigen sei er ein „neugieriger und furchtloser Esser“, auch im Ausland. „Nur einmal hat man mir Raupen vorgesetzt“, erzählt der 80-jährige, „da musste ich passen.“ In Deutschland empfiehlt der Feinschmecker kleine Landgasthäuser im Badischen oder Baden-Württembergischen. „Die haben dort einfach eine bessere Küchentradition.“ Qualität und Anspruch ließen sich meist schon an der Karte erkennen. „Stehen Innereien darauf, dann weiß ich: Hier gibt sich einer Mühe.“

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