Fructosemalabsorption – nie wieder Obst und Gemüse?

Fructosemalabsorption – nie wieder Obst und Gemüse?Friederike Wöhrlin

Fructose ist ein Zucker, der besonders in Obst und Gemüse vorhanden ist. Leute, die an einer Fructosemalabsorption leiden, können diesen Zucker schlecht aufnehmen (Malabsorption), weil der zuständige Transporter defekt ist. So gelangt Fructose in großen Mengen in den Dickdarm und wird dort von Bakterien abgebaut. Diese produzieren kurzkettige Fettsäuren und Gase, beispielsweise Wasserstoff und Kohlendioxid, die Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit sowie ein Völlegefühl verursachen. Meist können geringe Mengen Fructose vertragen werden, doch die genaue Dosis ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle. Beispielsweise ist die Verträglichkeit abhängig von der Restaktivität des Transporters, der Anzahl an Bakterien, die noch im Darm vorhanden sind und anderen Inhaltsstoffen, die in der Nahrung enthalten sind und die Fructoseaufnahme hemmen oder fördern können.

Fructosemalabsorption gleich Fructoseintoleranz?

Häufig wird die Fructosemalabsorption mit der Fructoseintoleranz gleich gesetzt. Doch die Intoleranz, genauer gesagt die hereditäre (angeborene) Fructoseintoleranz, unterscheidet sich gravierend von der Malabsorption. Bei der hereditären Fructoseintoleranz kann die Fructose aufgenommen werden, doch es fehlt in der Leber, Niere und Dünndarmschleimhaut das Enzym um es abzubauen. So entstehen Unterzuckerung und schwere Leber-, Nieren- und Darmfunktionsstörungen. Betroffenen müssen Fructose ihr Leben lang strikt meiden.

Habe ich eine Fructosemalabsorption?

Leiden Sie an den oben genannten Beschwerden, kann Ihnen ein Arzt bestätigen, ob Sie von einer Fructosemalabsorption betroffen sind. Hierzu führt er den sogenannten H2-Atemtest durch. Sie bekommen ein Glas Wasser verabreicht, in dem Fructose gelöst ist. Können Sie Fructose nicht aufnehmen, so wird Wasserstoff gebildet, der in der Atemluft nachgewiesen werden kann. Kombiniert mit den eintretenden Beschwerden lässt sich anschließend eine Diagnose stellen.

Der Weg zu einer beschwerdefreien und gesunden Kost

Haben Sie die Diagnose Fructosemalabsorption erhalten, können Sie durch eine dreistufige Therapie wieder beschwerdefrei essen. Der Therapieplan sollte am besten mit einer allergologisch versierten Fachkraft erstellt werden.

1. Phase: Karenzphase
In der ersten Phase sollten fructosehaltige Lebensmittel und Getränke gänzlich vermieden werden. Auch Sorbit sollte nicht aufgenommen werden, da dieser Zucker die Fructoseaufnahme hemmt. Auch ballaststoffreiche Lebensmittel, z. B. Vollkornprodukte, sowie schwer verdauliche und leicht blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Kohlgemüse sollten in dieser Zeit nicht verzehrt werden.

2. Phase: Testphase
Nach der zwei- bis sechswöchigen Karenzphase beginnt die zweite Phase, die Testphase. In dieser Zeit wird die persönlich verträgliche Menge festgestellt, am besten mit Hilfe eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs. Die Fructosezufuhr wird schrittweise erhöht, am Schluss kommen die sorbithaltigen Obstarten und Lebensmittel hinzu. Häufig verbleiben die Betroffenen zu lange in dieser Testphase, da sie endlich wieder beschwerdefrei sind. Doch es ist wichtig in die dritte Phase überzugehen.

3. Phase: Dauerernährung
Aus den Erfahrungen der Testphase werden in dieser Phase Regeln für eine dauerhafte Ernährungsform zusammengestellt, die ausgewogen ist und keine Beschwerden verursacht. Dabei ist es wichtig, fructosehaltige Lebensmittel in den Speiseplan einzubauen. Denn häufig wird der Transporter noch zu einem geringen Teil gebildet. Werden fructosehaltige Lebensmittel nicht mehr verzehrt, stellt der Dünndarm die Produktion des Transporters vollständig ein. Wird Obst und Gemüse auf Dauer gemieden, tritt eine Mangelversorgung besonders an Mineralstoffen und wasserlöslichen Vitaminen auf. Mit einigen Tricks können auch wieder größere Mengen Fructose vertragen werden. Beispielsweise verhindert Eiweiß und Fett die Aufnahme des Zuckers. So sind frische Früchte in Kombination mit einem Quark oder nach dem Mittagessen besser verträglich. Bestreuen Sie Obst mit Traubenzucker (Glucose), kann die Fructose auch besser aufgenommen werden. Denn Glucose fördert die Aufnahmekapazität.

Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich

Fructose kommt natürlicherweise in Obst und Gemüse vor. Die Menge ist jedoch sehr unterschiedlich. Besonders günstig sind Avocado, Papaya, Zucker- und Honigmelone sowie Mandarinen. Empfehlenswerte Gemüsearten sind Pilze, Spinat und Salat. Artischoken, Tompinambur, Chicoree und Löwenzahl sollten vermieden werden, da sie Inulin enthalten, welches aus vielen Fructosebausteinen zusammengebaut ist.

Selbstverständlich kommt Fructose auch in Lebensmitteln vor, die aus Obst und Gemüse hergestellt werden oder diese als Zutaten beinhalten. Zu nennen sind hier Trockenfrüchte, Säfte, Früchtemüsli, Marmeladen, Früchtejoghurts usw.
Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich in jedem Fall, auch bei Produkten, in denen kein Zucker erwartet wird. Denn Fructose wird in der Industrie häufig als Hilfsstoff verwendet. Es dient beispielsweise der Färbung und Stabilität von Lebensmitteln. Außerdem verhindert Fructose die Schimmelbildung. Auch in Diabetiker-Lebensmittel wird Fructose aIs Zuckeraustauschstoff eingesetzt. Es besitzt eine hohe Süßkraft und erhöht den Blutzuckerspiegel nicht. Ist Fructose in einem Lebensmittel enthalten, muss dies in der Zutatenliste angegeben werden. Fructose verbirgt sich hinter folgenden Bezeichnungen: Fructose, Fruktose, Fruchtzucker, Inulin, Fructoligosaccharid, Zuckeraustauschstoff und Maisstärkesirup.

Übrigens: Auch in Honig ist Fructose enthalten.

Nicht nur der Gehalt an Fructose sollte gering sein, auch Sorbit ist möglichst zu meiden. Sorbit ist ein Zucker, der mit dem gleichen Transporter aufgenommen wird wie Fructose. So kann Sorbit kurzfristig die Aufnahme von Fructose verhindern was folglich zu Beschwerden führt. Sorbit finden Sie auch häufig in Lebensmitteln für Diabetiker, da es gleich wie Fructose den Blutzucker nicht erhöht. Da Sorbit auch weniger Kalorien als der normale Haushaltszucker liefert, kommt er oft bei kalorienreduzierten Süßwaren zum Einsatz. Vorsicht ist besonders bei Fertiggerichten geboten. Denn als Feuchthaltemittel wird es dort sehr häufig verwendet. Sorbit finden Sie in der Zutatenliste unter der E-Nummer 420.

Übrigens: Der Hinweis „zuckerfrei“ auf Lebensmitteln bedeutet meist nur, dass kein Haushaltszucker enthalten ist. Zuckeraustauschstoffe wie Fructose und Sorbit werden nicht ausgeschlossen. Schauen sie deshalb auch bei diesen Lebensmitteln genau in die Zutatenliste.
Nicht nur in Lebensmitteln…

Fructose und Sorbit sind auch in Infusionslösungen, Arzneimitteln und Lösungen zur parenteralen Ernährung enthalten. Deshalb sollten Sie Ihrem Arzt stets Ihre Fructosemalabsorption mitteilen. Auch Zahnpasta, Mundhygieneartikel und Nahrungsergänzungsmittel können fructose- oder sorbithaltig sein.

Eine ausführliche Liste mit verschiedenen Obst- und Gemüsearten und ihren Fructose- und Sorbitgehalten finden Sie unter: http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=571

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