„Konsument“ testet Reparaturen von Espressomaschinen: Bitterer Beigeschmack
Kostenvoranschläge nicht selbstverständlich. Enorme Bandbreite
bei Reparaturkosten.
Immer wieder erreichen die Redaktion des Testmagazins
„Konsument“ Briefe von Lesern, die über ihre – vorwiegend negativen –
Erfahrungen mit Reparaturen von Espressomaschinen berichten.
Für seine August-Ausgabe hat sich das Testmagazin „Konsument“ jetzt
selbst ein Bild gemacht und fünf Espressomaschinen, bei denen ein
fehlerhafter Trafo eingebaut wurde, zu den entsprechenden
Servicestellen und Vertragswerkstätten gebracht.
Fazit: „Statt erfrischendem Kaffee gibt es oft ernüchternde
Reparaturkosten“, berichtet Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins
für Konsumenteninformation. „Die Arbeitszeitkosten für ein und
dieselbe Reparatur und die Preise für durchaus vergleichbare
Ersatzteile unterscheiden sich deutlich. Manche Anbieter verrechnen
zudem ein unverlangtes Zusatzservice. Die Reparaturkosten machen so
ohne Weiteres bis zu 50 Prozent des Einkaufspreises der
Espressomaschine aus“, schildert Floss.
Fehlerhafter Trafo
Bei fünf Espressomaschinen der Marken DeLonghi, Jura, Saeco, Siemens
und Tchibo bauten die „Konsument“-Tester einen fehlerhaften Trafo
ein. Damit wurde die Stromversorgung der Geräte, bei denen bis auf
das Modell von Tchibo die Gewährleistungs- und Garantiezeit bereits
abgelaufen war, lahmgelegt. Ein Fehler, den ein Profi eigentlich
rasch finden und innerhalb einer Stunde beheben sollte.
Neben dem zentralen Testkriterium Reparaturkosten flossen auch
Reparaturdauer, Kundenfreundlichkeit und die Vollständigkeit der
Rechnung in das Gesamtergebnis mit ein.
Rascher Problemlöser
Die schnellste Lösung hatte Tchibo parat: Das Gerät befand sich als
einziges noch innerhalb der Herstellergarantie, wurde jedoch ohne
Rechnung sofort und kostenlos gegen ein neues Modell ausgetauscht.
„Ein aus Kundensicht perfektes Service, aus Sicht des Umweltschutzes
wirft diese Vorgehensweise natürlich Fragen auf“, sagt Floss.
Kostenvoranschläge nicht selbstverständlich
Bis auf Tchibo gestaltete sich die Geräteübernahme bei allen
Anbietern zumindest in einem Punkt ähnlich: Keine einzige
Servicestelle bot von sich aus einen Kostenvoranschlag an. Die Tester
bestanden jedoch darauf und erlebten in Folge zum Teil höchst
Unterschiedliches. So ist bei DeLonghi eine Vorauszahlung in Höhe von
30 Euro fällig (die dann von der Rechnung abgezogen wird), beim
Jura-Vertragskundendienst bekommen Konsumenten eine Wette angeboten:
Der Kunde hat die Qual der Wahl zwischen einem Kostenvoranschlag mit
Rechnungsstellung nach der Reparatur und einer 158 Euro hohen
Pauschale, die sämtliche Kosten unabhängig vom Defekt abdeckt. Wenig
zeitgemäß sind die Kommunikationsmethoden bei Siemens (der
Kostenvoranschlag wird nur per Post zugestellt), die den
Werkstättenaufenthalt der Geräte unnötig verlängern. Zudem müssen
sich Kunden bei Siemens selbst telefonisch erkundigen, ob das Gerät
abholbereit ist.
Direkt abgeben spart Zeit
Deutliche Unterschiede gibt es auch punkto Reparaturdauer: Zwischen
null (Tchibo) und sieben Tage (Jura) mussten die „Konsument“-Tester
auf die Geräte warten. Im Vergleich zum letzten Service-Test
(„Konsument“ 1/2006) allerdings eine eindeutige Verkürzung der
Wartezeit. Damals brachten die Tester die Geräte in die Geschäfte, in
denen die Espressomaschinen gekauft wurden. Durchschnittliche
Wartezeit: zwei Wochen und mehr. „Für Geräte mit bereits abgelaufener
Gewährleistung bzw. Garantie lohnt sich der direkte Weg“, rät Floss.
Manche Hersteller bieten für die Dauer der Reparaturzeit Leihgeräte
an. Bei DeLonghi ist dieses Service kostenlos, bei Jura fällt eine
Pauschale von 36 Euro an. Mit einer Gebühr von 20 Euro pro Tag ist
dieses Service bei Saeco am teuersten.
Reparaturkosten: Enorme Bandbreite
Bei Siemens und Jura kann der Trafo ohne größeren Aufwand
ausgetauscht werden – knapp über 30 Euro wurden dafür an
Materialkosten verrechnet. Teurer wird’s dagegen, wenn wie bei Saeco
und De Longhi die Netzteile auf der Platine verlötet sind. „Wenig
nachvollziehbar ist für uns, warum zwei gleichartige Bauteile bei
DeLonghi mit 74 Euro und bei Saeco mit 162 Euro zu Buche schlagen“,
wundert sich Floss.
Bis auf die Rechnung von DeDelonghi waren alle unvollständig. So
fehlten bei Saeco Angaben zum behobenen Defekt sowie die Kosten pro
Arbeitseinheit. Andere wiederum verrechneten ein kostenpflichtiges
„Zusatzservice“, über das die Kunden im Vorhinein nicht informiert
wurden. So mussten die Tester bei Siemens für eine – nicht näher
aufgeschlüsselte – Arbeitszeit von über zwei Stunden schließlich rund
250 Euro bezahlen – die Hälfte der ursprünglichen Anschaffungskosten
der Maschine.
„Eine Rechnung sollte eigentlich Angaben zu den Ersatzteilen, zur
Arbeitszeit und zur Dauer enthalten. Bei Unklarheiten am besten
nachfragen“, rät Floss abschließend.
„Konsument“-Tipps
Regelmäßiges Reinigen von Gerät und Brüheinheit sowie das Ausführen
der Reinigungs- und Entkalkungsprogramme verlängert die Lebensdauer
der Espressomaschinen. Ist dennoch eine Reparatur fällig, helfen
folgende Tipps, Zeit und Geld zu sparen:
– Direkt abgeben. Wer sein Gerät – wenn möglich – direkt bei der
Servicestelle abgibt, spart Reparaturzeit und Versandkosten. Jura und
Siemens bieten eine Geräteabholung an (14 Euro bzw. 57,60 Euro).
Innerhalb der Gewährleistungs- und Garantiezeit ist der Händler der
direkte Ansprechpartner.
– Kostenvoranschlag verlangen. Ein Kostenvoranschlag vermeidet
unliebsame Überraschungen. Damit es schneller geht, am besten eine
telefonische Verständigung vereinbaren.
– Telefonhotline nutzen. So manches Problem lässt sich mit ein paar
telefonischen Tipps selber lösen.