Gentechnik: Nicht zugelassen, aber toleriert?

Gentechnik: Nicht zugelassen, aber toleriert?

EU will Spureneinträge von gentechnisch veränderten Organismen erlauben

Die EU-Kommission will die bisher geltende Nulltoleranz für nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Lebens- und Futtermitteln aufheben. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, sieht ein internes Papier der Generaldirektion Gesundheit der EU-Kommission vor, künftig Spureneinträge von bis zu 0,1 Prozent zu tolerieren. Denn außerhalb der EU werden bereits heute gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, für deren Ernteprodukte keine europäische Importgenehmigung vorliegt. Lebens- und Futtermittel, in denen solche GVO nachgewiesen werden, dürfen bislang nicht in die EU eingeführt werden. Nach Angabe verschiedener Verbände der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft kann aber nicht völlig ausgeschlossen werden, dass herkömmliche Rohstoffe in ihren Anbauländern mit in der EU nicht zugelassenen, gentechnisch veränderten Bestandteilen verunreinigt werden.

In den betroffenen Ländern sei deshalb vielen Exporteuren das Risiko von Lieferungen in die EU zu groß. Das werde zur Folge haben, dass insbesondere Soja-Importe zum großen Teil wegfallen und Futtermittel knapp und damit teurer werden. Schon mittelfristig sei die Hälfte der gesamten tierischen Produktion bedroht, sagte Klaus-Dieter Borchardt, Vize-Chef im Kabinett von EU-Agrarkommissarin Fischer Boel, im Juni 2008 auf einer Konferenz der Agrarwirtschaft in Berlin.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und auch verschiedene Vertreter des Ökolandbaus in Deutschland protestieren gegen das Vorhaben der EU-Kommission. Die Gentechnikindustrie versuche, „im Gefolge von Preissteigerungen inakzeptable Risikotechnologien durchzusetzen“. Auch in den USA und in Kanada seien die Preise für Futtermittel drastisch gestiegen, obwohl dies die Hauptanbauländer gentechnisch veränderter Pflanzen seien. Die Risiken von in der EU nicht zugelassenen Genpflanzen seien ungeklärt, deshalb dürften sie nicht „durch die Hintertür“ in den europäischen Futter- und Lebensmittelmarkt eingeschleppt werden, so der BUND.

aid, Britta Klein, Larissa Kessner

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