Grillweltmeister Hans-Joachim Fuchs präsentierte seine Barbecue-Spezialitäten auf vier Kontinenten – Eigene Grillschule
Von Jochen Wiesigel
Eis vom Grill für Pavarotti
Er hat für den italienischen Startenor Luciano Pavarotti gegrillt, ebenso für die amerikanische Boxlegende George Foreman und den Ausnahme-Rennfahrer Michael Schumacher: Grillweltmeister Hans-Joachim Fuchs ist ein Weltbürger. In zahlreichen Ländern auf vier Erdteilen begeisterte er die Menschen mit seinen Spezialitäten. Der heute 63-Jährige ist unheilbar mit dem «Bazillus Grillus» infiziert, wie er es selbst nennt. Wie ein Magier hantiert er über der Holzkohleglut und
erzählt förmlich übersprudelnd von seinen Erlebnissen. «In einem Hotel in Hongkong traf ich Luciano Pavarotti», berichtet er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. «Ich war Champion bei den Kontinentalmeisterschaften der World Barbecue Association 2000 geworden, und Pavarotti wollte wissen, womit ich denn auf das oberste Treppchen gekommen sei. Als ich ihm sagte, dass das Dessert, Eis vom Grill, dabei den Ausschlag gegeben habe, meinte er, das würde er gern auch mal probieren. Am nächsten Tag standen in der Hotelhalle die Geräte und alle erforderlichen Zutaten bereit, und Fuchs zauberte für den Tenor und rund 25 Gäste Eis vom Grill. «Zum Dank hat er für mich auf der Stelle eine Arie aus Nabucco gesungen. Zwtl: «Grillen war mir ein Graus Bei dem Eis handelte es sich um ein «Omelette Surprise».
Wie man es zubereitet, hat Fuchs bereits Anfang der 60er Jahre als Kochlehrling im damaligen Interhotel «Erfurter Hof» gelernt. Und zwar am Backofen, nicht am Grill. Der Trick besteht darin, die Eiskugeln mit Eischnee so zu umhüllen, dass das geschlagene Eiweiß wie eine Isolierschicht wirkt. Nach seiner Lehre folgten Anstellungen an der Ostseeküste, der Abschluss zum Küchenmeister und 1989 schließlich die Berufung zum Meisterkoch im Palasthotel Berlin. Das war die höchste Auszeichnung für einen Koch in der DDR, Sterne wurden damals nicht vergeben. Die eigentliche Initialzündung aber, die sein Leben umkrempelte und ihm neue Perspektiven eröffnete, geschah noch im letzten Jahr des vorigen Jahrhunderts: «Bis zum 5. Mai 1999 war für mich Grillen ein Graus. Ich habe es gehasst», erzählt Fuchs. An diesem Tag flatterte die Ausschreibung zu den Deutschen Gourmet Grillmeisterschaft auf seinen Tisch. Er reichte sein Menü ein, erhielt eine Einladung und wurde auf Anhieb Deutscher Profi Gourmet Grillmeister. «Das hat mir so einen Auftrieb und Ehrgeizschub gegeben, dass ich dabei geblieben bin», erzählt er. Ein Jahr später wiederholte er diesen Erfolg. Nach eigener Aussage ist er bis heute der einzige, der an allen acht Grillweltmeisterschaften teilgenommen hat. Fuchs wurde 2002 Weltmeister in San Diego, auch die Titel eines Vizeweltmeisters und eines Europameister schmücken ihn. Insgesamt 78 Mal habe er auf dem Treppchen gestanden, sagt der Grilleur stolz. Mit den Erfolgen wuchsen auch die Erwartungen. Er sammelte rund 1.800 Kochbücher aus aller Welt, die er von Zeit zu Zeit immer wieder nach Rezepten durchforstet, die man vielleicht auf für den Grill nutzen kann.
Israel, das Land seiner Liebe
In Israel lernte er seine heutige Frau kennen. Als Autodidakt brachte er sich die koschere Küche bei und baute an der Hotelfachschule in Herzlia die Sektion «Grillen» auf. Als Dankeschön wurde er Ehrenmitglied im Verband der Köche Israels. In diesem Jahr ist der 63-Jährige Trainer der israelischen Jugendmannschaft für die Kocholympiade im Oktober 2008. Deshalb fliegt er jetzt häufig zwischen Deutschland und Israel hin und her. Seit einigen Jahren betreibt Fuchs in Erfurt die erste Grill- und Barbecue-Schule Deutschlands, in der er Lehrgänge in sieben Kursen anbietet. Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen Grillen und Barbecue antwortet er verschmitzt: «Grillen ist Minigolf, Barbecue ist Golf.» Barbecue sei die schonendste Garmachungsart, hierbei werde bei niedrigeren Temperaturen nur die heiße Luft genutzt, ähnlich wie die Umluft im Backofen.