Tim Mälzer auf der Bühne in Hamburg

Bei ihm wird das Publikum nie satt

Und gut is‘: Der ausgekochte Fernsehheld Tim Mälzer macht das Congress Centrum auf großer Flamme küchenfertig

von Monika Nellissen (Die Welt)

Der Typ ist ein Selbstvermarktungsgenie mit seinem leicht prolligen Aussehen und einem Lispler, der ihm jeden seriösen Auftritt als Theaterschauspieler verwehrt hätte. Ein Bühnenheld mit mittelschwerem S-Fehler? Ein Unding. Ein Koch mit leichtem Sprechdefekt? Kein Problem. Auch nicht auf der Bühne. Im CCH quirlt und quatscht Tim Mälzer derzeit vor ausverkauftem Saal 2, viermal in Folge, zum erstenmal nicht im Fernsehen, sondern live vor Publikum.

„Auf die Faust“ heißt das Motto, das Meister Mälzer so geschickt wie ein Rattenfänger aufbereitet, daß viele ihm wahrscheinlich barfuß über kochendes Wasser nachwandeln würden. Doch auch ein Tim Mälzer kocht nur mit Wasser. Und das ist unheimlich beruhigend. Das macht gewissermaßen seinen kleinbourgeoisen Charme aus und der macht das Publikum so hungrig auf seinen Star, das es nie satt wird, obwohl der Pinneberger mit Kult-Status deftigste Kost vor aller Augen zubereitet. Ein Steaksandwich auf Baguette beispielsweise, „feist und fett“ mit Mayonnaise, plattgehauenem Entrecote und allerlei Leckereien belegt, auf die wir, wie er sagt, „zurückgreifen“ sollten. Gelegentlich befleißigt sich der Mann derlei gezierten Küchenlateins, das ihm im Mund weniger querzuliegen scheint, als uns ein roher Spargel. Der Kerl, der mit dem Bunsenbrenner aus dem Baumarkt Zucker karamelisiert, ist uns viel näher, wenn er eine brutzelnde Masse in der Pfanne mit reichlich Rum übergießt, alles zu einem Riesenfeuer entfacht und damit erklärtermaßen „auf dicke Eier macht“. Will sagen: aufschneidet, mit nichts enormen Eindruck schindet. „Gut is'“, sagt er bündig, nachdem er einem „gepflegten“ Biohuhn – „Ein Huhn für 2 Euro 99 aus dem Supermarkt kann nur Scheiße sein“ – die Brüste fachgerecht herausgelöst und sie mit Salz und Pfeffer eingerieben hat. Dazu kleingehäckselte Kräuter und nicht ganz so fein geschnipselte Pilze, „gut is‘.“

Lesen Sie den gesamten Artikel von Monika Nellissen in der Welt:
www.welt.de/data/2005/12/29/823907.html

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