Wissenschaftler der Rutgers
University sind dem Geheimnis des Tanzens auf die Spur gekommen. Der
Anthropologe William Brown vom Center for Human Evolutionary Studies www.rutgers.edu hat mehr als 180 jamaikanische Teenager beim
Tanzen gefilmt und die Aufnahmen danach in Computer animierte androgyne
Figuren umgewandelt. Die besten Wertungen erhielten interessanterweise
jene Tänzer, die in Wirklichkeit symmetrischere Körper hatten, berichtet
das Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com in seiner jüngsten
Ausgabe.
Der Effekt war sogar noch stärker, wenn Frauen Männern beim Tanzen
zusahen als umgekehrt. Frauen gaben den Männern auch höhere Wertungen
als Männer tanzenden Frauen. „Zuerst waren wir erstaunt darüber, dass
Männer bessere Tänzer waren als Frauen“, meint Brown. Retrospektiv
betrachtet, hätten wir das allerdings vorhersagen sollen, meint der
Wissenschaftler. „Weil Frauen generell die größere Last bei der
Fortpflanzung tragen, sind sie offensichtlich wählerischer, was die Wahl
der Männer betrifft.“ Für Männer bedeute dies hingegen einen größeren
Leistungsdruck am Tanzparkett.
Was bei der Wahl der Männer offensichtlich zählte, war die Symmetrie des
Körpers. Ähnlich geformte Knöchel und symmetrische Ohren werden
offensichtlich generell mit genetischer Qualität gleichgesetzt, da sie
auf eine gleichmäßige Entwicklung im Mutterleib hinweisen.
Vorangegangene Untersuchungen haben bestätigt, dass symmetrisch geformte
Menschen häufig als attraktiver beurteilt werden.
Tanzen kommt nach Ansicht der Wissenschaftler einem Werben des
symmetrischen Körpers gleich. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein,
warum Tanzen weltweit als Umwerben des Partners gilt und warum
symmetrisch geformte Menschen erotischere Tänzer sind. „Ganz klar ist
allerdings nicht wie die Symmetrie zu versierterem Tanz führt“, räumt
Brown ein. Die Forscher nehmen an, dass Symmetrie möglicherweise eine
bessere Koordination erlaubt und diese dann zu erotisierenden Bewegungen
führt. Ein anderer Grund könnte auch darin liegen, dass attraktivere
Menschen offensichtlich weniger Hemmungen haben, sich am Tanzparkett zu
profilieren. Das bedeute dann auch, dass sie mehr Praxis für den
sozialen Tanz haben.
„Der Zweck des Tanzens ist mannigfaltig“, meint der Ethnologe Hermann
Mückler von der Universität Wien im pressetext-Interview. Tanz spiele in
allen Kulturen einen zentralen Teil im Ritual und Kultbereich. „Tanz
bringt die Menschen aus dem üblichen Tagesablauf heraus und dient
selbstverständlich auch der Annäherung der Geschlechter zueinander.“ Die
Ergebnisse der Wissenschaftler findet Mückler interessant, meint jedoch,
dass viele dieser Forschungsansätze an den Haaren herbei gezogen sind.
Wolfgang Weitlaner