Ostdeutsche Spezialitäten

Mit der Wiedervereinigung fiel auch der Startschuss für die Verbreitung ostdeutscher kulinarischer Spezialitäten im ganzen Land. Zur Thüringer Rostbratwurst, die sich selbst in Zeiten des Kalten Krieges beharrlich auf westdeutschen Esstischen gehalten hatte, gesellten sich durch die DDR-Vergangenheit
geprägte Gerichte sowjetischen Ursprungs wie zum Beispiel die Soljanka dazu, eine säuerliche Suppe mit Fleisch oder Fisch. Aber auch viele andere regionale Spezialitäten wurden endlich wieder in ganz Deutschland bekannt.

Spreewälder Gurken
Spreewälder Gurken sind eine namensgeschützte Spezialität aus Brandenburg, die Theodor Fontane bereits in den 1870er Jahren als wichtigstes landwirtschaftliches Produkt des Brandenburger
Spreewalds lobt. Sie ist im Idealfall zwischen sechs und 15 Zentimetern lang. Die feuchten humusreichen Böden und das Klima rund um Lübbenau begünstigen das Wachstum der Gurken. Die Zusammensetzung der Gewürze, die zum Einlegen verwendet werden, ist bis heute ein wohlgehütetes Geheimnis von rund zwanzig Herstellern. Immer zählen Basilikum, Zitronenmelisse, Wein-, Kirsch- oder Nussblätter dazu. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands
1990 war die Spreewaldgurke eines der wenigen DDR-Produkte, die ohne Unterbrechung weiter erhältlich waren.
Mit ihren Verdiensten durfte die Gurke als Namensgeberin für den 250 Kilometer langen Gurken-
Radweg dienen, der die wichtigsten Orte im Spreewald miteinander verbindet. Das Tourenlogo
zeigt eine lachende Gurke auf dem Fahrrad.

Dresdner Christstollen
Die Sitte, Weihnachtsstollen zu backen, ist uralt und in Dresden etwa um das Jahr 1450 entstanden.
Der Stollen ist in seiner Form nichts anderes als eine Versinnbildlichung des in Windeln gewickelten Christkindes. In Dresden werden Christstollen erstmals im Jahr 1474 urkundlich erwähnt. Die in Dresden ortsübliche Bezeichnung für den Stollen war damals „Striezel“. Der Dresdner Striezelmarkt, ältester Weihnachtsmarkt Deutschlands, verdankt diesem traditionsreichen
Gebäck seinen Namen. Der „Dresdner Stollen“ wurde nach der Wiedervereinigung als geographische Herkunftsangabe und als eingetragene Marke geschützt. Die Bezeichnung „Dresdner Stollen“ darf seit 1997 nur für im Raum Dresden gebackene Stollen verwendet werden.
Dresdner Stollen enthalten mindestens drei Kilogramm praktisch wasserfreier Fette, davon mindestens 50 Prozent Milchfett auf je 10 Kilogramm Mehl oder Stärken. Es werden mindestens sieben Kilogramm Trockenfrüchte, bevorzugt Rosinen, auch Zitronat und Orangeat, und mindestens ein Kilogramm Mandeln zugefügt. Eine Zugabe von Persipan ist nicht üblich.

Schwarzbier
Schwarzbiere sind dunkle Vollbiere, deren Alkoholgehalt normalerweise zwischen 4,8 und 5 Prozent liegt. Seine Farbe bekommt Schwarzbier durch die Verwendung dunklen Braumalzes oder Röstmalzes, was auch den typisch gerösteten Geschmack ergibt. Thüringen, Sachsen und Brandenburg sind die traditionellen Herkunftsregionen des Schwarzbiers, die früheste urkundliche Erwähnung in Thüringen stammt aus dem Jahre 1543. Der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe war ein berühmter Schwarzbiertrinker.

Dresdner Sauerbraten
Der Dresdner Sauerbraten gehört zur Küche der sächsischen Landeshauptstadt wie die Weißwürste
zur bayerischen. Gehen auch die Meinungen selbst in Dresden darüber auseinander, ob zur Soße des Sauerbratens Rosinen gehören oder nicht, so haben sich Kartoffelklöße und Rotkohl als klassische Beilagen durchgesetzt. Die Zubereitung ist vom Grundprinzip her immer ähnlich: Rindfleisch wird für ein bis zwei Tage zusammen mit verschiedenen Gewürzen in Butter- oder Sauermilch eingelegt. Danach wird es mit Zwiebeln und Speck rund zwei Stunden lang im Ofen geschmort. Zum Schluss wird die Schmorflüssigkeit mit Pfefferkuchen zu einer sämigen Soße abgebunden.

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