Jeder fünfte Fiji-Insulaner und jeder neunte Deutsche leidet an
Zuckerkrankheit
Jeder fünfte Bewohner der
Fiji-Inseln leidet nach einer aktuellen Studie an Diabetes. Das
Dramatische an dem Studienergebnis, das der Mediziner Wahid Khan beim
16. Jahrestreffen der Praktischen Ärzte von Fiji vorgebracht hat, sei
die hohe Zahl an unbehandelten Fällen. Nach Angaben der Tageszeitung
FijiTimes http://www.fijitimes.com müssen viele Bewohner, die schlechte
oder unzureichende medizinische Versorgung genießen, mit einer möglichen
Amputation von Gliedmaßen rechnen.
Einer der Gründe dafür, dass die Zahl an Diabetes gerade in den Ländern im Südpazifik so hoch sei, liege in den verwestlichten
Ernährungsgewohnheiten. Dass es allerdings auch in Europa einen
dramatischen Anstieg von Diabetes gibt, bestätigt Hans Hauner vom Else
Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der
Isar in München http://www.wzw.tum.de/ernaehrungsmedizin . Im Gesundheitsbericht Diabetes 2008, der vom Nationalen
Aktionsforum Diabetes http://www.nafdm.de und von der Deutschen Diabetes
Union http://www.diabetes-union.de herausgebracht wurde, beschreibt
Hauner die derzeitige Lage in Deutschland. „In den vergangenen vier
Jahrzehnten wurde eine kontinuierliche Zunahme der Betroffenen
registriert“, bestätigt der Experte. 2001 waren 6,9 Prozent der
Deutschen wegen einer Zuckerkrankheit in Behandlung, 2004 waren es
bereits 7,6 Prozent. „2006 rechnet man mit einem Anteil von 8,6 Prozent
der Gesamtbevölkerung“, so der Mediziner. Erfasst sind in der Zahl
sowohl Diabetes-1- als auch der Diabetes-2-Typ.
Beunruhigend ist allerdings der Anstieg von Diabetes-1-Erkrankungen
unter Kindern und Jugendlichen. Beobachtungsstudien in Baden-Württemberg
und in Nordrhein-Westfalen haben ergeben, dass die Zahl jährlich um vier
bis fünf Prozent zunehme, so Hauner. „Woran das liegt, ist nicht ganz
klar und auch schwer einzuordnen“, räumt Hauner ein. Einerseits sei die
Ernährung sicherlich ein Faktor, umgekehrt spiele jedoch auch die
genetische Disposition eine wichtige Rolle. Ähnliche Zahlen und
Entwicklungen könne man auch in anderen europäischen Staaten
feststellen.
Als hoch schätzt Hauner aber auch die Dunkelziffer von
Diabetes-Typ-2-Patienten ein. „Da diese Erkrankung am Anfang schleichend
ist und keine nennenswerten Symptome auftreten, ist es schwierig sie
einzuordnen.“ In einer Untersuchung der Region Augsburg sind Forscher
sogar zum Schluss gekommen, dass in der Altersgruppe zwischen 55 und 74
Jahren auf jede Person mit bekanntem Diabetes eine Person mit bis dahin
nicht diagnostizierter Zuckerkrankheit komme. Die Studie hat auch
ergeben, dass 16 Prozent zusätzlich eine frühe Störung des
Zuckerstoffwechsels haben, die heute als Prädiabetes bezeichnet wird.
Hauner rät daher zu einer regelmäßigen medizinischen
Kontroll-Untersuchung. „Besonders Überernährung und Übergewicht gelten
als Hochrisikofaktoren. Treten zum Übergewicht auch noch die Erbanlagen
auf, ist das Problem ernst“, so der Fachmann. Mit der Einhaltung des
Gewichts lasse sich jedenfalls ein Typ-2-Diabetes hinausschieben.
Eine WHO-Studie zum Thema „Fettsucht und Übergewicht“ hat im Vorjahr
deutlich gezeigt, dass in der Südsee die weltweit dicksten Menschen
leben. Trauriger Weltmeister ist die Inselrepublik Nauru, auf der 94
Prozent der Einwohner übergewichtig sind. In den Federated States of
Micronesia, im Königreich Tonga und auch auf den Cook Inseln scheint es
allerdings nicht viel besser auszusehen. Wolfgang Weitlaner