AK Test zeigt: Lebensmittel – genug mit Folsäure angereichert

Für Konsumenten dadurch ausreichende Folsäure-Versorgung möglich, für Schwangere zu wenig

Folsäure ist vor allem für schwangere Frauen wichtig – für die Entwicklung des Fötus. Die AK wollte sich daher einen Überblick bei den mit Folsäure angereicherten Lebensmitteln verschaffen und fand viele Produkte – vor allem Getränke, Cerealien, Streichfette, Milchprodukte, Süßigkeiten. 40 Produkte wurden genauer unter die Lupe genommen, um zu schauen, ob sie einen vernünftigen Beitrag zur Folsäureversorgung leisten können. Fazit: Sie können! „Wenn etwa zwei angereicherte Produkte am Tag gegessen werden, passts“, sagt AK Ernährungsexpertin Petra Lehner, „etwa ein Glas Fruchtsaft und ein Brot mit Margarine.“ Das gilt aber nicht für Schwangere. Sie sollten zusätzlich Folsäure-Tabletten einnehmen.

Erwachsene sollten 400 Mikrogramm, Schwangere 600 Mikrogramm an Folsäure täglich zu sich nehmen. Für Schwangere ist Folsäure wichtig – jährlich werden rund 20 Kinder mit schweren Behinderungen geboren (klinisch: Neuralrohrdefekt). Bei ausreichender Folsäureversorgung wäre das zu verhindern. Die AK hat 40 mit Folsäure angereicherte Lebensmittel im Februar in Wiener Supermärkten eingekauft, beispielsweise Fruchtsäfte (Hohes C Multivitamin, Pago Breakfast Cocktail, Mautner Markhof Multivitaminsirup), Cerealien (Cornflakes, Müsli), Süßigkeiten (Fruchtbonbons, Zuckerl), Margarine (Rama Idee, Becel), Fertigprodukte (Basis für Aufläufe oder Suppen), Milchprodukte (Milchdrinks, Joghurtprodukte). Auf allen eingekauften Nahrungsmittel stand, dass Folsäure enthalten ist. Die Produkte wurden von zwei ErnährungswissenschafterInnen in Zusammenarbeit mit der AK Wien bewertet.

Der AK Test zeigt: Es gibt genügend mit Folsäure angereicherte Lebensmittel, die eine ausreichende Versorgung ermöglichen. Das sind vor allem Fruchtsäfte, Milchprodukte, Cerealien und Riegel, Streichfette, Süßigkeiten und auch Fertigprodukte.

Bei der Folsäure-Anreicherung wird nicht all zu viel falsch gemacht: Fast alle Testprodukte enthalten genug Folsäure. Wermutstropfen: Fast die Hälfte hat zu viel Zucker, Fett und/oder Salz – hier muss dringend etwas getan werden. „Im Doppelpack mit Folsäure gibt’s meist noch andere Vitamine und Mineralstoffe, die dienen aber eher dem Marketing, weil die Konsumenten damit ohnehin genügend versorgt sind“, sagt Lehner.

„Es darf nicht vergessen werden, dass auch etliche herkömmliche Lebensmittel gute Folsäure-Quellen sind“, erklärt Lehner. Reich an Folsäure sind vor allem Keime, Hülsenfrüchte, Innereien und Vollkornprodukte, grünes Gemüse (Salat, Spinat, Brokkoli), aber auch Haferflocken, Milchprodukte, Käse, Hühnereier und manches Obst, etwa Zitrusfrüchte oder Erdbeeren. Folsäurereich ist auch Bäckerhefe, die sehr gut zum Würzen von Speisen verwendet werden kann, um die Folsäure-Versorgung zu verbessern.

Folsäure – bessere Informationen sind nötig

AK gibt Tipps: abwechslungsreich essen und auch mit Folsäure angereicherte Lebensmittel im Speiseplan einbauen

Dass Folsäure speziell für Mädchen und Frauen wichtig ist, darüber sollte das Gesundheitsministerium offensiv informieren und Schulen, Ärzte oder Apotheker sollen aktiv mitmachen. Dabei soll vor allem über die normale Ernährung aufgeklärt werden, aber auch was es an mit Folsäure angereicherten Lebensmitteln gibt. Es soll auch in der achten oder neunten Schulstufe und bei jedem Frauenarztbesuch über Folsäure aufgeklärt werden.

Derzeit wird auch in Österreich ein Gesetz zur Folsäure-Pflichtanreicherung von Mehl diskutiert. „Es gibt viele freiwillig angereicherte Produkte mit Folsäure, und dieser Markt wächst“, sagt AK Ernährungsexpertin Petra Lehner, für die eine verpflichtende Mehlanreicherung nicht der erste Schritt sein kann. „Dann müssten nämlich freiwillige Anreicherungen verboten werden und Folsäure aus den Vitaminpillen raus, sonst droht mittelfristig eine Überversorgung“, so Lehner. Beides ist aber EU-rechtlich nur schwer möglich.

Weiters verlangt die AK, dass angereicherte Lebensmittel optimiert werden. Es sollen Produkte angereichert werden, die weder zu fett, zu süß noch zu salzig sind. Außerdem sollten sie eine signifikante Menge Folsäure liefern, und zwar pro Portion.

Tipps der AK Konsumentenschützer
Essen Sie bunt und abwechslungsreich. Es gibt wirklich gute Folsäure-Quellen, die Sie am Besten regelmäßig essen – vor allem grünes Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte.
Achten Sie auf schonende Zubereitungsformen. Folsäure ist nämlich hitzelabil und wasserlöslich. Wenn Sie folsäurereiche Lebensmittel kochen, verwenden Sie wenig Wasser und wenn es geht, verwenden Sie das Kochwasser weiter.
Es gibt etliche empfehlenswerte, mit Folsäure angereicherte Lebensmittel, die Sie regelmäßig in Ihren Speisplan einbauen können. Zwei davon führen schon zu einer ausreichenden Folsäure-Versorgung.
Auch „ungünstige“ angereicherte Lebensmittel (etwa Zuckerl, Süßigkeiten) können auf dem Speiseplan stehen – Naschen ist ja grundsätzlich nicht verboten. Wenn normale Zuckerl durch angereicherte ersetzt werden, bringt auch das Folsäure. Sie sollten aber nicht zusätzlich gegessen werden.
Wenn Sie schwanger werden wollen, achten Sie ganz besonders auf eine folsäurereiche Ernährung. Auch Folsäure-Tabletten können und sollen dann sogar immer wieder eingenommen werden.

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