Gedanke an den Tod lässt zum Keks greifen – Flucht zu Süßigkeiten lässt Schicksal vergessen
Ein Team von Sozialpsychologen
hat festgestellt, dass Gedanken an den Tod das Kaufverhalten von
Menschen verändern kann. Anstoss zur Untersuchung war der Bericht, dass
nach dem 11. September 2001 der Konsum von Luxus-Artikeln aber auch von
Süßigkeiten und Nahrungsmitteldosen deutlich anstieg. Um dieser
Vermutung näher auf den Grund zu gehen, haben Forscher rund 750
Studenten danach gefragt, Aufsätze über zwei Themen zu verfassen:
Entweder über den Tod oder über einen Zahnarztbesuch, berichtet das
Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe.
Naomi Mandel von der Arizona State University in Tempe
http://www.asu.edu und Dirk Smeesters von der Erasmus Universität in
Rotterdam http://www.erim.eur.nl hatten zudem mit Fragebogen das
Selbstwertgefühl der Probanden ermittelt. Jene Studenten, die ein
niedrigeres Selbstwertgefühl hatten und über den Tod schrieben, griffen,
wenn es die Möglichkeit gab, wesentlich häufiger zu Zuckerkeksen und
bestellten mehr Konsumgüter über eine Online-Plattform als jene, die
über den Zahnarztbesuch schrieben. Bei Studenten mit hohem
Selbstwertgefühl, hatte der Gedanke an den Tod hingegen keine
Auswirkungen auf das Verhalten.
Die Forscher schließen daraus, dass Menschen mit niedrigem
Selbstwertgefühl deshalb konsumieren, um der Frage nach dem
Selbstwertgefühl zu entfliehen. „Shopping und Essen helfen scheinbar,
sich selbst und seine Probleme zu vergessen“, meint Smeesters. Smeesters
hat in einer zweiten Studie festgestellt, dass Menschen mit wenig
Selbstwertgefühl mehr einkaufen und mehr essen, wenn sie
Nachrichtenclips mit Toten zu sehen bekommen. „Es bleibt nur zu hoffen,
dass Nahrungsmittelhersteller nicht sofort nach den Nachrichten
Werbeclips über Essen über den Äther laufen lassen.“
„Bei vielen Nahrungsmitteln, vor allem bei Süßigkeiten, wird eine
Zusatzbotschaft mitgeliefert“, meint der Psychologe Andreas Winter
http://www.andreaswinter.de , Autor der Buchserie „Psychocoach“
. „Diese Zusatzbotschaft wird sofort bei der
Konsumation abgerufen, denn wir haben als Menschen gelernt, dass
Schokolade oder Kekse eben als Belohnung für etwas stehen.“ Dadurch
werde der Gedanke an den Tod immer weiter verdrängt. Mit dem Shopping
verhalte es sich ähnlich. „Shopping ist ein Erlösungsprozess und ein
Machtbeweis“, so der Psychologe. Es gehe darum mit der potenziellen
Energie des Geldes, Dinge zu schaffen. Wolfgang Weitlaner