Ostseedorsch

Wissenschaftler empfehlen deutliche Senkung der Fangquoten für den
Ostseedorsch – Biodiversität und Fischerei-Industrie gefährdet, wenn
Minister den Empfehlungen nicht endlich folgen

Anlässlich der heute veröffentlichten Empfehlung
des ICES (International Council for the Exploration of the Seas) für
Fischereiquoten fordert die Umweltstiftung Baltic Sea 2020
Agrarminister Horst Seehofer und seine europäischen Kollegen auf, der
eklatanten Überfischung der Dorschbestände in der Ostsee zügig ein
Ende zu setzen. „Die Politik muss jetzt reagieren und die
wissenschaftlichen Empfehlung des ICES endlich zur Grundlage der
Festlegung von Fangquoten in der EU machen. Andernfalls sind die
Biodiversität und Fischerei-Industrie in der Ostsee stark gefährdet“,
erklärte Katarina Veem, Geschäftsführerin der Stiftung.

„Niedrigere Quoten sind die Bedingung dafür, dass sich die
Dorschbestände in der Ostsee überhaupt erholen können“, sagte Veem
weiter. „Nur wenn der Bestand wieder wachsen kann, wird es auch eine
Zukunft für die Fischerei-Industrie an der Ostsee geben.“
Wissenschaftliche Studien belegen eindeutig, dass der Dorsch eine
wichtige Rolle für den Erhalt der Biodiversität in der Ostsee spielt.
Sein Verschwinden hätte gravierende Konsequenzen für das gesamte
Ökosystem. Durch den Klimawandel verstärkt sich diese negative
Entwicklung zusätzlich: Prognosen zeigen, dass sich die Ostsee
wesentlich schneller erwärmen wird als andere Meere. Zunehmende
Algenblüten sind ein weiteres Problem, das Wissenschaftler im
Zusammenhang mit dem Einbrechen der Dorschbestände mit Sorge
beobachten. Das zunehmende Algenwachstum gefährdet auch den wichtigen
Tourismussektor in der gesamten Region.

In der heutigen Empfehlung fordert der ICES erneut eine Reduktion
der Quoten. So soll die Fangmenge in der westlichen Ostsee
beispielsweise von 19.200 t im Jahr 2008 auf 13.700 t im nächsten
Jahr sinken. Die ICES Quoten-Empfehlung dient der EU-Kommission als
Grundlage für ihren Vorschlag für Fangquoten im darauf folgenden
Jahr. Die endgültige Entscheidung hierüber wird beim Treffen des
EU-Agrarministerrats getroffen. Für Deutschland nimmt Minister Horst
Seehofer daran teil. Trotz des alarmierenden Rückgangs der
Dorschbestände beschließt der Ministerrat seit Jahren Quoten, die
erheblich über die wissenschaftlichen Fangempfehlungen hinausgehen
und kontinuierlich zu einer weiteren Bestandsabnahme führen.

„Das Ziel der Stiftung Baltic Sea 2020 ist deshalb auch eine
Reform der Gemeinsamen Europäischen Fischereipolitik“, erläutert
Veem. „Wir werden in den nächsten Jahren darauf hinarbeiten, dass in
der Politik diesbezüglich ein Umdenken stattfindet. Dieses Jahr muss
der Fokus aber darauf liegen, die Fangquote deutlich zu reduzieren,
damit das Ökosystem in der Ostsee nicht noch weiter aus den Fugen
gerät.“

Hintergrund: Das Ziel von Baltic Sea 2020 ist die Förderung einer
kreativen, interdisziplinären und internationalen Zusammenarbeit bei
einer Reihe von Tätigkeitsfeldern. Hieraus enstehende politische,
wirtschaftliche und technische Maßnahmen sollen zu einer Verbesserung
der Umweltbedingungen in der Ostsee innerhalb der nächsten 10-15
Jahre beitragen. Die Stiftung Baltic Sea 2020 wurde im Herbst 2005
nach einer privaten Spende des schwedischen Stifters Björn Carlson
ins Leben gerufen.

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