Johannisbeeren müssen nicht immer nur rot sein. Über weiß, rosa, champagnerfarben oder intensiv rot bis hin zu Sorten in glänzendem Schwarz reicht die Palette der variantenreichen Sommerfrüchte.
Für die Gärtnerin und Landwirtin Roswitha Schemm haben
alle Sorten ihre Berechtigung: „Die schwarzen punkten mit ihrem überragenden Vitamin-C-Gehalt. Die roten eignen sich durch ihre feine, leicht saure Komponente ausgezeichnet als Kochfrüchte. Und die weißen kann man direkt vom Strauch weg naschen, so
aromatisch und angenehm süß schmecken sie.“ Ihren Namen verdanken die beliebten Beerenfrüchte übrigens ihrer Reifezeit um den Johannistag am 24. Juni.
Laut Statistischem Bundesamt werden Johannisbeeren hierzulande auf zirka 2.043 Hektar angebaut und nehmen damit unter den Beerenfrüchten nach den Erdbeeren Platz Zwei ein. Die größten Anbauregionen sind Baden-Württemberg, Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen, dicht gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern.
Die schwarze Johannisbeere, im Volksmund auch als Gichtbeerlein bezeichnet, fand sich bereits vor 400 Jahren in Haus- und Klostergärten und galt als Heilmittel. Tatsächlich überflügeln die schwarzen Johannisbeeren mit 175 Milligramm pro
100-Gramm-Portion die meisten Obstarten im Vitamin-C-Gehalt. Nach Untersuchungen der Forschungsanstalt Geisenheim enthält hundertprozentiger Fruchtsaft aus schwarzen Johannisbeeren im Mittel
1.300 Milligramm Vitamin C pro Liter. Selbst verdünnt als Nektar erweist er sich sogar noch als Vitamin-C-Hit. Schwarze Johannisbeeren schmecken meist etwas strenger und werden in erster Linie für Säfte, Gelees und Konfitüren verwendet. Doch
beispielsweise die Sorte „Bona“ überrascht mit mildem Geschmack und eignet sich daher auch als Tafelfrucht.
Die roten Exemplare enthalten mit rund 35 Milligramm ebenfalls viel Vitamin C. Dazu kommen bei allen Johannisbeeren reichlich Fruchtsäuren, Antioxidantien, Mineralstoffe wie Kalium sowie viel Pektin, ein wertvoller Ballaststoff, der Marmeladen gut
gelieren lässt. Weiße Johannisbeeren sind auf dem Markt eine ausgesprochene Rarität. Die Weiße Versailler gilt als Klassiker unter den weißen Sorten. Sie reift Anfang Juli und besticht durch unerreicht süße, champagnerfarbene Früchte. Wer die weißen
Beeren kocht, erlebt allerdings eine Überraschung: Sie färben sich rötlich.
„Hauptkriterium für den Einkauf von Johannisbeeren ist, dass sie den typischen Fruchtglanz aufweisen, frisch aussehen und die Stiele und Blättchen grün sind“, rät Roswitha Schemm. Die Früchte sollten stets im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt
werden, am besten geschützt durch gelöcherte Folie, damit sie nicht so schnell austrocknen. Bei null bis ein Grad halten sie sich bis zu einer Woche, vorausgesetzt die Beeren hängen noch an der Rispe und sind unverletzt. Um das feine Aroma zu
bewahren, Johannisbeeren waschen, abtropfen lassen und erst dann die Beeren mit einer Gabel von den Rispen streichen. Gelees und Konfitüren mit Schwarzen Johannisbeeren bekommen mit Portwein und Johannisbeerlikör das gewisse Etwas. Blattsalat mit
roten Johannisbeeren, gebratener Entenbrust und Vinaigrette aus Himbeeressig und kaltgepresstem Rapsöl findet als sommerliches Abendessen auch bei Gästen Anklang. Und hier eine Variante der berühmten Cumberlandsauce, die stets rote Johannisbeeren
enthält: 1/8 Liter Johannisbeersaft mit einem halben Teelöffel grünem Pfeffer erhitzen, mit Kartoffelstärke leicht binden, ein paar frische Johannisbeeren dazu, kurz köcheln lassen und mit Balsamico-Essig abschmecken.